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Goebel, Joey

Goebel, Joey

Titel: Goebel, Joey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heartland
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der beiden John war, der wirklich endlich lernen sollte, die Tastensperre seines Handys einzuschalten.
    »John!«, schrie Blue Gene. »Mach dein Telefon aus, du Trottel!« Doch es half nichts. Es gab eine Pause, und dann hörte er den anderen Sprecher deutlicher. Es war sein Vater. Blue Gene überlegte, ob er auflegen sollte, brachte es aber nicht fertig, weil plötzlich sein Name fiel.
    Mit der Fernbedienung stellte er den Fernseher leise. Dann lauschte er dem Gespräch, so gut es ging. Manche Dialogfetzen waren deutlich zu verstehen.
    [394] »Siebenundzwanzig… das… jetzt… sie… sie… kaputt…«, sagte Henry.
    »…musste… früher oder später passieren«, erwiderte John.
    »…dir gesagt und… gestattet… mit uns.«
    »Ich dachte… helfen!«, schrie John. »Er hat doch geholfen!«
    Es folgte ein langes Schweigen, dann ein Knistern. John bewahrte sein Handy meist in einer vorderen Hosentasche auf. Offenbar hatte er sich bewegt. Blue Gene hörte, dass sein Vater leise etwas nuschelte, gefolgt von einem lauten Lärm, als würde das Telefon in eine andere Lage gebracht. Danach hörte Blue Gene die Stimmen ganz klar.
    »Ich weiß, Dad. Mein Leben lang habe ich mich bei dir entschuldigt, und ich entschuldige mich erneut. Es tut mir leid. Und es tut mir leid, dass er zufällig Bernice begegnet ist, aber woher sollte ich wissen, dass so etwas passieren könnte?«
    »Du musst dich darum kümmern«, sagte Henry. »Er ist dein Sohn. Ich kann darauf verzichten, dass er in mein Büro marschiert kommt und mich derart in Verlegenheit bringt.«
    Eine Schockwelle der Verzweiflung schlug über Blue Gene zusammen, von der Spitze seines Haarwirbels bis zum Rand seiner Zehennägel. Sofort tauchten Fragen auf, die er aber zunächst weit hinten im Rachen zwischenlagern musste.
    »Ich kümmere mich drum. Ich werde ein langes Gespräch mit ihm führen und dafür sorgen, dass er nie wieder mit ihr spricht.«
    »Was du nicht garantieren kannst. Wenn es herauskommt, [395] sind wir erledigt. Dann geht unsere ganze Arbeit den Bach runter.«
    »Es kommt nicht raus. Ich schicke jemanden, der Bernice findet, und gebe ihm einen Blankoscheck mit. Sie kann ihren Preis nennen.«
    »Du kannst keinen anderen schicken. Du darfst da niemanden mit hineinziehen!«
    »Stimmt. Ich weiß. Ich werde selbst zu ihr gehen«, sagte John.
    »Verdammt richtig, du gehst selbst hin. Du hast uns diese Suppe eingebrockt, jetzt löffelst du sie auch aus.«
    »Ich weiß. Das mach ich.«
    »Sofort!«
    »In Ordnung. Aber wie finde ich sie?«
    »Meine Güte, John. Bist du wirklich so hilflos?«
    »Ich bin nervös.«
    »Ruf die Auskunft an.«
    »Darauf wär ich auch gekommen. Ich bin einfach nur durcheinander.« Johns Stimme war jetzt noch besser zu verstehen. »Ich dachte, sie wäre ein für alle Mal Schnee von gestern. Mal sehen. Äh… oh. Hallo? «
    Blue Gene erstarrte.
    »Hallo? Ist da jemand?«
    Blue Gene legte auf. Er sprang vom Sofa und suchte wie wild nach einer verirrten Schachtel Zigaretten, doch am Vorbend hatte er alle weggeworfen. Er fuhr in seine Klamotten, nahm seine Schlüssel und lief aus dem Poolhaus. Als er die Scheinwerfer eingeschaltet hatte, wusste er, wohin er seinen schmutzigen alten Pick-up steuern musste, und zwar nicht zum Zigarettenholen.
    [396] Vielleicht hatte er sich ja verhört. Oder sein Dad hatte, als er »Er ist dein Sohn« sagte, vielleicht von irgendeinem unehelichen Sohn, der irgendwelche Verbindungen zu Bernice hatte, gesprochen, aber nicht von Blue Gene. Aber mein Gott… das ergab keinen Sinn. Der Altersunterschied. Der Altersunterschied, der ihm immer ungewöhnlich vorgekommen war, einen Bruder zu haben, der dreizehn Jahre älter war. Blue Gene verspürte plötzlich den Drang, sich zu verletzen, sich den Zahnschmelz wie eine Apfelsinenschale abzupellen und die Zahnnerven dem Wind auszusetzen, der durch das offene Wagenfenster hereinwehte.
    Er versuchte fieberhaft, aus alledem schlau zu werden, während er über eine schmale Nebenstraße im Hinterland von Dixon County fuhr. Sein Handy klingelte. Es war John. Er rang mit sich, ob er rangehen sollte. Doch er war neugierig, zu erfahren, ob John ahnte, dass er das Telefonat mitgehört hatte.
    »Mapother.«
    »He, Blue Gene. Was gibt’s?«
    »Nichts.«
    »Was hast du vor?«
    »Nichts.«
    »Was machst du gerade?«
    »Nichts. Ich fahre rum.«
    »Wohin fährst du?«
    »Nirgendwohin. Ich fahr durch die Gegend.«
    »Irgendwas Neues?«
    »Überhaupt nichts Neues.«
    »Alles klar.

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