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Goebel, Joey

Goebel, Joey

Titel: Goebel, Joey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heartland
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hatte.
    Zehn Jahre später tat er genau das, er setzte seine [429] schwungvolle Unterschrift unter die Schecks, wie ein Generalissimo einen Vertrag unterzeichnete, der einen von ihm soeben gewonnenen Krieg beendete. Doch seine Mom erlebte das nicht mehr: Am Tag nach dem Unfall begannen ihre Herzrhythmusstörungen.
    Als Henry bei der Haftanstalt eintraf, war Polizeichef Haynes der erste Mensch, den er sah. Haynes hielt die Arme verschränkt, und sein zerfurchtes Gesicht schaute grimmig drein. Henry gab ihm die Hand.
    »Wie lange ist er schon hier?«, fragte Henry.
    »Etwa seit zwei Stunden. Sie müssen aber wissen, Ihr Junge hat uns einen falschen Namen angegeben, und er konnte sich auch nicht ausweisen, daher wussten meine Beamten nicht, wer er war, und ich kam nicht vor acht. Ich war der Erste, der ihn erkannt hat, und ich hab Sie sofort angerufen, als ich ihn sah. Ich hab mir die Beamten aber zur Brust genommen, weil sie nicht früher herausgefunden hatten, wer er war, und sie sagen, es täte ihnen leid und ich soll Ihnen ausrichten, dass es ihnen leid tut, aber mir haben sie gesagt, sie hätten ihn anständig behandelt. Es heißt, er hätte im Wagen und auch noch hier ziemlich viel gekotzt. Ich hab ihm gesagt, er soll sich keinen Kopf machen, und ihm einen Kaffee geholt. Inzwischen wirkt er wieder ziemlich nüchtern. Der Schlaf hat wohl geholfen. Meine Jungs kannten ihn halt nicht.«
    »Ich bitte Sie, Haynes. Lassen Sie uns das Ganze beschleunigen.«
    »Jawohl, Sir, ich lasse Ihnen den Jungen bringen. Donna kümmert sich um den Papierkram, und Sie lassen mich wissen, ob wir noch was für Sie tun können.«
    Nach Haynes’ Abgang reichte die Sekretärin Henry [430] übertrieben höflich ein Formular und bat ihn freundlich, es auszufüllen. Während er Platz nahm, musste er bei dem Gedanken, wie nett alle in dieser Haftanstalt waren, beinahe lachen, doch dann rief er sich in Erinnerung, dass das nur ein Beweis für die Lektion war, die er früh im Leben gelernt hatte und die sein ganzes Erwachsenenleben bestätigt worden war: Um respekt- oder würdevoll oder auch nur als Mensch behandelt zu werden, musste man reich, berühmt oder mächtig sein. Henry nahm an, dass er von anderen überhaupt ein freundliches Wort zu hören bekam, lag nur an seinem Reichtum.
    Er füllte gerade die Kautionsunterlagen aus, als der Chef zurückkam.
    »Er kommt jeden Moment raus, Mr. Mapother. Kann ich Ihnen etwas anbieten?«
    »Nein, danke. Sie haben also mit Eugene gesprochen?«
    »Ich habe kurz mit ihm gesprochen, ja. Ich habe ihn geweckt.«
    »Was hatte er zu sagen?«
    »Nicht viel. Nur Smalltalk.«
    »Er hat nicht verraten, was sein Problem war oder sonst irgendwas in der Richtung?«
    »Nee. Hauptsächlich hat er erzählt, dass er wieder angefangen hat zu rauchen und deswegen zappelig sei. Ich bot ihm eine Zigarette an, doch er wollte nicht.«
    Die Tür ging auf, und ein großer, dünner Beamter trat ein. »Verzeihen Sie, Chief. Darf ich Sie kurz sprechen?« Der Polizeichef ging, kam aber rasch zurück.
    »Tja, öfter mal was Neues. Ihr Sohn sagt, wenn Sie die Kaution stellen, will er nicht gehen.«
    [431] Henrys kleiner Mund verzog sich zu einem Lächeln. »Aha. Verstehe. Wir hatten in letzter Zeit gewisse Probleme.«
    »Vermutlich können wir ihn zwingen zu gehen, aber nur, wenn Sie darauf bestehen. «
    »Besser nicht. Darf ich mit ihm reden? Haben Sie einen kleinen Raum, wo wir uns ungestört unterhalten können?«
    »Klar.« Haynes wandte sich an den Officer. »Bringen Sie ihn in 206.« Der großgewachsene Polizist ging. »Nur zu Ihrer Information: Ich habe Campbell bereits angewiesen, die Sache nicht an die Presse zu geben.«
    »Gut.« Henry musterte den Polizeichef sorgfältig und suchte nach irgendwelchen Auffälligkeiten in seinem Verhalten. Er schien nicht mehr zu wissen als sonst auch.
    »Johns Chancen für November stehen echt gut, nicht wahr?«
    »Auf jeden Fall. Seine Zeit ist reif. Wir wissen Ihre Unterstützung zu schätzen, Haynes.«
    »Tja, und wir Ihre. «
    Der große Beamte kam zurück. »Tut mir leid, aber er sagt, er will Sie nicht sehen.«
    »Sollen wir ihn in den Raum zerren ?«, fragte Haynes mit einem leichten Lächeln.
    »Nein. Wäre es ein Verstoß gegen Ihre Vorschriften, wenn ich einfach in die Arrestzelle ginge und dort mit ihm spräche? Unter vier Augen?«
    Blue Gene hockte im Schneidersitz auf einer in die Rückwand der Arrestzelle eingelassenen Sitzbank aus Beton, das Kinn in die Hände gestützt, und

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