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Goebel, Joey

Goebel, Joey

Titel: Goebel, Joey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heartland
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echt schwerfallen, anderen wieder zu vertrauen. Es tut mir leid, Schatz.«
    Blue Gene stand unvermittelt auf. »Ich mach mich vom Acker.«
    »Was hast du vor?«
    »Mich besaufen.«
    »Nein, mach das nicht.«
    »Mir fällt nichts anderes ein.«
    »Also, wenn du dich betrinken musst, dann betrink dich hier. Ich fahr los und hol dir das Zeug. Du musst jetzt nicht durch die Gegend fahren. So ist Bart – jetzt kann ich’s ja sagen, so ist dein Opa gestorben. Als er besoffen herumfuhr. Bleib hier, ja?«
    »Nö. Ich will allein sein. Na, komm«, sagte er und breitete die Arme aus. »Du hast bei der Sache deine Tochter verloren, da kann man dir nur schwer böse sein.«
    Blue Gene tätschelte Bernice ein paarmal auf den Rücken und öffnete die Haustür.
    »Geh bitte nicht.«
    [420] »Wenn John wieder hierher zurückkommt, wird er dir Geld anbieten, damit du über die ganze Angelegenheit schweigst. Falls er das macht, nimmst du’s. Hast du mich verstanden?«
    »Mir Schweigegeld zu zahlen hilft doch nichts mehr. Du hast ja schon alles herausgefunden.«
    »Das tut nichts zur Sache. Er wird kein Risiko eingehen wollen, dass seine Vergangenheit ans Licht kommt, nicht so kurz vor der Wahl. Ich hab selbst versucht, das Geld für dich zu kriegen, hab’s aber nicht geschafft. Also, wenn er wieder herkommt und dir welches anbietet, nimm’s einfach.«
    »Versprich mir, dass du nicht betrunken fährst, Blue Gene«, sagte Bernice und hielt die von Katzenkrallen lädierte Fliegengittertür auf.
    »Versprochen«, sagte er, hievte seine erschöpfte Gestalt in den Pick-up, fuhr aus der Auffahrt und brauste davon, ohne einen einzigen Blick in den Rückspiegel zu werfen. Er wandte allem und jedem den Rücken zu, trat das Gaspedal durch und wünschte, er könnte direkt in einen neuen Tag fahren; oder ins Gestern, denn der heutige Tag hatte ihm das Gefühl gegeben, ein dünndärmiges, schlaffes Strichmännchen von einem Mann zu sein.

[421] 9
    »Sir, ich muss Sie bitten, sich zu beruhigen und uns zu sagen, was passiert ist.«
    »Verzeihung, Officer. Warten Sie. Es war gegen halb zwei, als ich in meinen Wagen stieg. Ich ließ den Motor an, und als ich losfahren wollte, drehte ich mich um und sah diesen Mann auf dem Beifahrersitz. Natürlich hab ich mich fast zu Tode erschrocken. Als ich ihn mir genauer ansah, erkannte ich, dass seine Augen kaum geöffnet waren, wie zwei kleine Schlitze. Ich sagte: ›Geht’s Ihnen gut?‹, doch er gab keine Antwort. Er sah tot aus. Also stieg ich wieder aus und wusste nicht, was ich tun sollte.«
    »War er denn bewaffnet?«
    »Äh, nein, aber ich wollte ihn nicht einfach rauswerfen, weil – na ja, allein schon sein Anblick und dass er sich mit Gott weiß was zugedröhnt hatte –, ich wusste nicht, was ich jetzt tun sollte. Darum hab ich die Tür aufgemacht und ihn angebrüllt, aber er reagierte nicht. Dann packte ich ihn an der Schulter und schüttelte ihn. Ich schüttelte so lange, bis er aufwachte. Dann forderte ich ihn auf zu gehen, doch er machte keine Anstalten, sondern brabbelte unverständliches Zeug. Er wiederholte immer wieder: ›Schneid ihn ab, schneid ihn ab.‹ Dann sagte er, er suche seinen Bruder oder so ähnlich, und fragte mich, ob ich ihm bei der Suche helfen könne. [422] Als ich wissen wollte, wo sein Bruder wohne, sagte er, es müsse irgendwo hier in der Gegend sein, was ich bezweifle, doch er flehte mich an, ihm zu helfen. Da er mir leid tat, sagte ich, er könne mein Handy benutzen, um seinen Bruder anzurufen, doch als ich nach meinem Handy griff, rastete er aus. Vermutlich dachte er, ich wolle nach einer Pistole greifen, denn er sprang sofort aus dem Wagen und geriet in Panik.«
    »Wo ist er hin?«
    »Oh, er ist immer noch in meinem Wagen. Im Moment liegt er auf dem Rücksitz.«
    Die beiden Polizisten begleiteten den Mann über den Rasen zu seinem BMW . »Sonst noch was? Hat er versucht, Sie anzugreifen?«
    »Nein. Auf meine Frage, wie er hierhergekommen sei, antwortete er, zu Fuß, darauf sagte ich, dann solle er besser wieder dahin gehen, wo er herkam, oder ich würde die Polizei holen. Daraufhin sagte er ganz langsam: ›Wissen Sie, was? Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie mich ein Stück mitnehmen würden‹, und da reichte es mir, und ich sagte, er solle umgehend von diesem Grundstück verschwinden, sonst würde ich die Polizei rufen. Da ging er weg, und ich ging zurück ins Haus, um meiner Freundin zu erzählen, was passiert war, doch als ich keine fünf Minuten später wieder

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