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Goebel, Joey

Goebel, Joey

Titel: Goebel, Joey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heartland
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seit er [58] keinen Alkohol mehr trank, hatte er das Stück immer häufiger gespielt, um sich zu beruhigen, bis er schließlich nichts anderes mehr hörte. Als feststand, dass er sich in diesem Jahr in den Kongress wählen lassen sollte, hatte John sich eine CD gebrannt, mit einer Art Endlosschlaufe von »Wachet auf, ruft uns die Stimme«. Doch seit etwa einer Woche, seit er wusste, dass er in wenigen Tagen Blue Gene treffen würde, brachte ihm die eindringliche, halb triumphierende, halb traurige Melodie keinen Frieden mehr. John machte sich Sorgen ohne Ende.
    John schlug auf das Lenkrad ein, als er merkte, dass er doch etwas im Büro vergessen hatte. Es war ein Foto von ihm mit Blue Gene, als er zwanzig und Blue Gene sieben gewesen war, das er auf Elizabeths Anraten hin hatte vergrößern lassen. Es sollte an der Wand hängen, wenn Blue Gene am Abend zu Besuch kam. John hatte seine Sekretärin angewiesen, das Passfoto auf das Format zwanzig mal dreißig Zentimeter zu vergrößern, die roten Augen zu retuschieren und außerdem alles Menschenmögliche zu tun, um aus dem Fischmaul ihres Chefs auf dem Foto, mit dem er aussah wie einer dieser Promis bei ’ner Sauftour auf einem Paparazzi-Schnappschuss, etwas Vorzeigbares zu machen.
    Als Blue Gene geduscht, sich rasiert und ein paar Zigaretten geraucht hatte, stellte er sich vor den Badezimmerspiegel. Er schob eine schicke Sonnenbrille auf den Schirm seiner Tarnmütze und warf den Kopf in den Nacken, in der Hoffnung, die Haarsträhnen würden dadurch von allein richtig fallen. Als er die Aussichtslosigkeit des Unterfangens einsah, verließ er seinen heißen, verqualmten Trailer mit den [59] Schrotflinten in der Ecke und den Bikerpostern an der Wand und stieg in seinen Pick-up. Er ließ die Scheiben herunter, weil er wegen der neuerdings hohen Benzinpreise auf die Klimaanlage verzichtete.
    Er ließ den linken Arm aus dem Fenster hängen, während er seinen Truck aus dem Trailerpark manövrierte und gleichzeitig das Radio lauter stellte, als »Tush« von ZZ Top lief. Er hatte zwar ein Kassettengerät, hörte aber lieber seinen Lieblingssender 105 ROQ , ganz gleich, was die DJ s spielten. Er bog in die Elliot Street ein, eine bunte, heruntergekommene, von entweihten Kirchen gesäumte Straße. In dieser Gegend stand in fast jedem Block eine alte Kirche. Insgesamt gab es in Bashford vierundneunzig Kirchen. Eine von ihnen, St. Francis of Assisi – in die Elizabeth ging –, war das höchste Gebäude der Stadt.
    Außer an den Kirchen fuhr Blue Gene an einer weißen Hütte nach der anderen vorbei. Eine stand in einem Meer von Sonnenblumen, was ihm gut gefiel – diese Leute gaben sich immerhin Mühe –, während auf die Fassade des verlassenen Gebäudes daneben jemand die Aufschrift DRECKSALLEE gesprayt hatte.
    Viele Bewohner dieser Hütten hatten die gleiche Vorgeschichte. Die Opas ihrer Opas hatten sich hier niedergelassen, weil das Gebiet an einem Fluss lag, von zentraler Bedeutung für Handeltreibende im damaligen Grenzland zum Indianergebiet und gutes Ackerland war. Auf dem fruchtbaren Boden wuchsen Mais, Sojabohnen und vor allem Tabak. Blue Genes Vorfahren väterlicherseits hatten bereits als Tabakkönige geherrscht.
    Er zündete sich eine Zigarette an, als er in eine [60] Seitenstraße bog, um zur River Town Road zu gelangen, die das eine Ende Bashfords mit dem anderen verband. An diesem Ende der Straße lag das wichtigste Gewerbegebiet Bashfords. Wegen seiner zahlreichen Fabriken und deren Tausenden von Arbeitern und Angestellten – von denen viele bei der von Blue Genes Großvater väterlicherseits gegründeten Westway International beschäftigt waren – konnte man Bashford als Arbeiterstadt bezeichnen, auch wenn Blue Gene gerade zu dem Ende der River Town Road unterwegs war, das nicht in diese Vorstellung passte.
    Neben dem Highway 81, auf dem man Bashford am schnellsten verlassen konnte, war die River Town Road Bashfords meistbefahrene, vierspurige Durchgangsstraße, gesäumt von Gebrauchtwagenhändlern, Fast-Food-Restaurants, Tankstellen mit Supermärkten und Banken. Die meisten Läden waren Filialen großer Handelsketten, wie man sie in jeder amerikanischen Stadt fand. Und wie in den meisten Städten dieser Größe hatten sich zwei oder drei Straßenzüge weiterentwickelt, expandiert und modernisiert. Dort wurden jetzt ständig neue Neonschilder mit Firmenlogos errichtet: BP , Kroger, Blockbuster, Papa John’s. Doch wenn man von der River Town Road und dem

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