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Goebel, Joey

Goebel, Joey

Titel: Goebel, Joey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heartland
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setzte sich auf die Kante des ungemachten Bettes und stellte die Handtasche neben ihre Füße. Sie sah in dem schmucklosen Zimmer umher und dann auf Blue Gene, der an der Wand lehnte. »Willste ’n Lolli?«
    »Nein, danke.«
    »Ich lutsch die Dinger, damit ich nicht rauche.«
    »Du bist zu Hause jederzeit herzlich willkommen. Das weißt du doch, oder?«
    »Mir gefällt’s gut hier.«
    »Wo duschst du?«
    »Gar nicht.«
    Elizabeth stand der Mund offen. »Gene.«
    »Herrje, dachtest du etwa, ich meine das ernst? Du hältst mich wohl für das größte Stinktier aller Zeiten. Ich hab unten eine Dusche einbauen lassen.«
    »Alle Achtung. Du hast diesen Laden wirklich auf [513] Vordermann gebracht. Wie hast du das alles nur so schnell geschafft?«
    »Geld.«
    Blue Gene hatte schnell gelernt, dass er mit seinem Reichtum Unmögliches möglich machen konnte. Für die Arbeiten am Gebäude hatte er gleich zwei Trupps eingestellt, die beide aus alten Freunden von ihm und Cheyenne bestanden. Er zahlte ihnen so großzügige Löhne, dass ihnen regelrecht schwindlig wurde, und er bot jedem Trupp eine Prämienzahlung, falls sie die Renovierungen in weniger als einem Monat schafften, was beiden gelang.
    »Was kann ich für dich tun?«, fragte Blue Gene, hockte sich hin und knackte mit einem Fingerknöchel nach dem anderen, was Elizabeth schon immer irritiert hatte.
    »Ich will nur mit dir reden.«
    »Tja, da bin ich.«
    Elizabeth räusperte sich affektiert, ehe sie sprach. »Ich weiß, du bist immer noch böse auf uns, und das verstehe ich. Ich wäre es auch. Aber dir ist hoffentlich klar, dass dein Vater und ich immer das getan haben, was unserer Ansicht nach für dich am besten war.«
    »Am besten für mich oder am besten für John?«
    »Am besten für euch beide. Damals war Bashford noch ein so konservativer kleiner Ort. Es hätte euer beider Leben ruiniert, wenn wir mit alledem offen umgegangen wären. Doch es tut mir leid, dass ich nicht da war, als du es herausgefunden hast. Ich finde es schrecklich, dass es so kommen musste, und ich finde es noch schrecklicher, dass ich nicht für dich da war, aber wozu es auch gut sein mag, ich bin in Mexiko zu einer Erkenntnis gelangt. Über meinen Traum.« [514] Blue Gene sah Elizabeth an, wie er sich einen Werbespot ansehen würde – aus halb geschlossenen Augen und die Lippen ungeduldig geschürzt. »Mein Traum… er hörte auf, als ich in Mexiko ankam, und ich betete und meditierte, und allmählich wurde mir klar, was es mit dem bedrohlichen Gefühl auf sich hatte, das mich nach den Visionen überkam. Sie wollten mir zeigen, dass unser Geheimnis bald ans Licht kommen würde. Das war bereits die Gefahr.«
    »Um das rauszufinden, musstest du eine verdammte Missionsreise unternehmen?«
    »Die Mission hat mir geholfen, meine Mitte zu finden. Und der Traum hat dort unten tatsächlich aufgehört. Er hörte in der Nacht auf, bevor dein Vater mich anrief und mir erzählte, was mit dir und dem Handy geschehen war. Ich fand heraus, dass die Gefahr – wovor mich der Traum in letzter Zeit offenbar hatte warnen wollen – darin bestand, dass dir auf einmal dieses wichtige Wissen zufiel. Mancher andere hätte dieses Wissen dazu missbraucht, sich an John, deinem Vater und mir zu rächen. Du hättest seine Bestimmung völlig entgleisen lassen können. Doch das hast du nicht getan, und dafür möchte ich dir danken.«
    »Du brauchst mir nicht zu danken. Warum sollte ich rumlaufen und den Leuten erzählen, mein Dad ist dreizehn Jahre älter als ich? Das ist kein bisschen cool. Es ist ekelhaft. «
    »Nun, ich weiß, dass du in Versuchung geraten bist, weil du deswegen deinen eigenen Vater erpresst hast.«
    » Erpressung würde ich das nicht nennen.«
    »Du hast deinen Vater unter Druck gesetzt, dir Geld zu geben, indem du ihm gedroht hast. Das ist die Lehrbuchdefinition von Erpressung.«
    [515] »Na ja, wenn du es so formulierst. Aber das ist unwichtig, weil ich nie jemandem Johns und mein Geheimnis erzählen würde. Ich wollte nur mein Erbe haben, um Bernice zu helfen, und das war eine der wenigen Gelegenheiten, wo ich die Oberhand über Dad – oder Henry – hatte. Verdammt, wie soll ich euch jetzt nennen?«
    »Mom und Dad. Wir haben dich adoptiert. Ich bin immer noch deine Mutter. Dein Vater ist immer noch dein Vater. Das hat sich nicht geändert. Es ist offiziell.«
    »Na schön. Warum bist du hier, Mom?«
    »Ich bin in erster Linie hier, um nach dir zu sehen.«
    Blue Gene seufzte. »Eins will ich

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