Goebel, Joey
gleich klarstellen. Ich will keine Lügen mehr. Mach dir keine Gedanken, ob du mich kränken könntest oder sonst was. Sag’s mir einfach frei heraus. Wenn du wegen der Wahl hier bist, sag’s einfach.«
»Ich bin wegen der Wahl hier, aber vor allem und insbesondere bin ich hier, um nach dir zu sehen.«
»Tja, danke. Mir geht’s gold. Also, was kann ich für dich tun?«, blaffte er.
»Würdest du wohl nett sein?«
»Nun sag schon. Weshalb haben sie dich hergeschickt? Ich bin nicht so blöd, wie ihr denkt.«
»Ist ja gut. Es geht um Frick. Er benutzt dich als Waffe gegen John. Das muss aufhören.«
»Ich habe nie ein böses Wort über John verloren. Ich habe auch kein gutes Wort über ihn gesagt. Ich rede gar nicht über ihn. Punkt.«
»Was ich dir auch hoch anrechne, doch das Problem ist, dass Frick deine Situation für seine Zwecke ausschlachtet. Weißt du, was er über dieses Gebäude hier sagt?«
[516] »Wie wüst es hier zugeht?«
»Ja.«
»Das sind doch nur ein paar Ausnahmen.«
»Aber diese Ausnahmen gibt es?«
»Ja, schon, aber wenn man nur genug Leute an einem Ort zusammenbringt, benehmen sich immer einige daneben.«
»Doch jetzt werden sie festgenommen. Das wirft kein gutes Licht auf John.«
»Ich habe nichts verbrochen. Sag John, es könnte für ihn viel schlimmer kommen, wenn ich nur wollte. Jackie wollte mich schon überreden, dass wir hier ’ne Art eigenen Wahlkampf aufziehen, einen Spontankandidaten empfehlen oder so. Aber ich hab mich geweigert. Es war zwar verlockend, weil es euch nur recht geschehen würde, aber ich wollte nicht.«
»Wer ist Jackie?«
»Niemand.« Blue Gene spürte, wie er errötete, und rückte seine Basecap zurecht.
»Wir wollten dich überhaupt nicht behelligen, Gene. Doch jetzt, wo hier Festnahmen erfolgt sind… Weißt du, so kurz vor der Wahl können wir das nicht zulassen. Damit darf unser Name nicht in Verbindung gebracht werden.«
»Was soll ich deswegen unternehmen?«
»Kannst du den Laden nicht schließen?«
»Nein«, entgegnete Blue Gene beleidigt.
»Wenigstens zwei Wochen lang, bis nach den Wahlen?«
»Kommt nicht in die Tüte. Hier hängen zu viele Leute von ab.«
»Aber Johns Vorsprung schmilzt.«
»Ich sagte nein und damit basta.«
Elizabeth öffnete den Mund, um zu widersprechen, [517] machte ihn aber wieder zu, als sie hörte, dass jemand die Treppe heraufkam.
»Blue Gene?«, sagte eine tiefe, rauhe Stimme.
»Komm rauf, Charlie.«
Blue Gene griff nach seinem angeketteten Scheckbuch.
»Verzeiht die Störung«, sagte der Mann beim Eintreten. Es war der Saxophonist.
»Das macht bitte fast gar nichts.« Blue Gene kritzelte seine Unterschrift auf den Scheck und riss ihn mit einer routinierten Bewegung aus dem Handgelenk ab. »Der ist für dich.«
»Danke, Blue Gene.«
»Keine Ursache. Ach ja, Charlie, das ist Elizabeth.«
»Hallo, Elizabeth. Freut mich wirklich sehr.«
»Freut mich ebenfalls. Ihre Musik hat mir gut gefallen.«
»Danke sehr. Ich bin froh, dass ich irgendwo spielen kann. Das habe ich Blue Gene hier zu verdanken.«
»Äh, ja. Da haste ’n tollen Gig an Land gezogen, dass du vor dem alten Wal-Mart auftrittst.«
»Tja, ich sag mal – Hauptsache, die Kohle stimmt.« Er lachte über seinen eigenen Scherz.
»Charlie«, sagte Elizabeth, »haben Sie zufällig früher im Blue Room in Donato Falls gespielt?«
»Klar, und ob ich das habe! Ich hab schon gedacht, Sie kommen mir bekannt vor«, sagte er grinsend.
»Nein, haben Sie nicht.«
»Hab ich doch. «
»Oh, war das nicht ein phantastischer Club?«, fragte Elizabeth.
»Das stimmt.«
[518] »Warum gibt es hier in der Gegend keine solchen Veranstaltungen mehr?«
»Ich weiß es nicht. Ich weiß es wirklich nicht. Es ist nicht mehr so wie früher.«
»Nein«, stimmte Elizabeth zu.
»Also, es hat mich sehr gefreut«, sagte er zu Elizabeth und deutete eine Verbeugung an.
»Mich auch, Charlie.«
»Ich seh dich nächste Woche, alter Sack«, sagte Blue Gene.
»Danke, Blue Gene«, sagte Charlie kichernd. »Sei brav.«
Eine Weile nachdem Charlie gegangen war, lächelte Elizabeth immer noch. Dann schaute sie hoch, sah, dass Blue Gene sie musterte, und verkniff sich das Lächeln. »Was hast du ihm bezahlt?«, fragte sie.
»Ich wusste, dass du das fragen würdest. Ich zahle ihm, was ich für angemessen halte. Das Gleiche, was ich jedem zahle, der hier arbeitet.«
»Diese Künstler, die unten an den Wandgemälden arbeiten – bezahlst du die auch?«
»Na klar. Und die
Weitere Kostenlose Bücher