Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Goebel, Joey

Goebel, Joey

Titel: Goebel, Joey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heartland
Vom Netzwerk:
mit ihr.«
    Oben in seinem Zimmer verwandelten sich seine Gebete in Tagträume. Er sah vor seinem inneren Auge sich und Jackie auf einem Motorrad, was lustig war, da er noch nie eins gefahren hatte, obwohl er das nie zugegeben hätte. Dennoch sah er sie beide vor sich, wie sie auf einem glitzernden Highway quer durch Amerika fuhren, durch Maisfelder mit abgezirkelten Reihen. So stellte er sich ihr Zuhause vor: die weite Straße, muskulöse Oberschenkel, ihr Schritt an seinem Rumpf, Chrom unter dem Hintern, seine Hüftknochen als ihre Haltegriffe. Ihre Liebe war ein dröhnendes, vierbeiniges, zweirädriges Tier, das Kilometer fraß. Doch irgendwann würden sie zur Ruhe kommen und in ein bescheidenes Haus im Zentrum von Bashford ziehen, aber es wäre ein Zuhause, durch dessen Schlafzimmerflur der geballte Trubel der Bourbon Street tobte. Wo Jackie und er lebten, wäre allerdings unwichtig; aus Erfahrung wusste er, dass er auch in einem schäbigen, rostzerfressenen Trailer glücklich sein konnte, solange er sich im Rosenbett der Liebe wälzte. Aber warum überhaupt solche Überlegungen anstellen? Ähnliche Tagträume hatte er auch von Cheyenne gehabt, von einem gemeinsamen Kind, dessen Vater er wäre, und vielleicht würden sie es Freedom nennen, oder Liberty, falls es ein Mädchen würde.
    Er nahm sein Walkie-Talkie in die Hand.
    »Bumblebee?«, fragte er.
    »Hier bin ich, Freedom Hawk«, antwortete Jackie.
    »Könnte ich dich bitte oben sprechen?«
    »Gebongt.«
    [555] Weniger als eine Minute später tauchte Jackie in seiner Tür auf, ihre Wuschelhaare, auf denen eine Baskenmütze thronte, glichen einem abstrakten Kunstwerk, das Blue Gene zwar nicht verstand, von dem er aber wusste, dass es ihm gefiel.
    »Schieß los!«, sagte sie.
    Er erhob sich von seinem Bett. Er wusste schon, wie er es sagen würde; das wusste er bereits seit ein paar Wochen.
    »Jackie, vermutlich weißt du das schon, aber ich mag dich. Ich mag dich von Mann zu Frau, und möchtest du vielleicht mal mit mir zusammen im privaten Rahmen Wrestling gucken?«
    Er war gut darin, sie zum Lachen zu bringen, und wenn er eine Gelegenheit bekäme, mit ihr zusammen zu sein, dann wäre wohl sein Humor seine stärkste Waffe. Und das Thema Wrestling erinnerte sie daran, dass sie beide eine Gemeinsamkeit hatten, außer dass sie beide aus »guten« Familien stammten und an Depressionen litten.
    Jackie lachte tatsächlich. Sie lächelte und vergaß beinahe, sich die Hand vor den Mund zu halten. Sie sagte aber nichts. Blue Gene griff nach der Tüte mit Lollis, die er neben seinem Kissen aufbewahrte. »Und?«, fragte er, während er sich an dem Einwickelpapier zu schaffen machte.
    Als sie Mund und Gesicht wieder freigab, sah man ein Stirnrunzeln.
    »Ich weiß nicht, wie ich es sagen soll«, sagte sie zaghaft. »Ich meine, klar seh ich mir irgendwann mal mit dir Wrestling an. Das würde mir gefallen.«
    »Keine Spielchen mehr.« Das kam mehr aus der Pistole geschossen als beabsichtigt.
    [556] »Na schön. Tut mir leid. So sehe ich dich einfach nicht. Mir gefällt, was wir beide jetzt haben. Ich finde, du bist ein toller Typ, aber –«
    »Ich sagte, keine Spielchen mehr!«
    Jackies Körpersprache drückte Angst aus, sie wand sich wie ein Fragezeichen. »Es tut mir leid, Blue Gene. Ich mag dich wirklich. Ich kann nicht anders. Sei bitte nicht böse.«
    »Mach, dass du rauskommst!«
    »Blue Gene?« Ihre Stimme kletterte eine Oktave höher.
    »Is schon okay. Ich wusste, dass es so kommen würde. Hau ab.«
    »Nein.« Sie machte einen Schritt weiter ins Zimmer hinein. Blue Gene schleuderte seine Lollitüte mit voller Wucht gegen sie und traf sie damit am Bauch. Sie stieß ein gehauchtes »Oh« aus und lief die Treppe hinunter. Zehn Minuten lang lag er unbeweglich da und stierte auf die überall auf dem Boden verteilten kleinen Lollis in ihren bunten Einwickelpapierchen. Zweimal wollte Bernice über das Walkie-Talkie wissen, was los sei, doch er antwortete nicht. Schließlich tauchten Bernice und Elizabeth in der Tür auf.
    »Ich muss eine Weile allein sein«, sagte er, ohne aufzublicken.
    »Möchtest du reden?«, fragte Elizabeth vorsichtig.
    »Nein.«
    »Ich sollte dem Mädel die Hammelbeine langziehen«, sagte Bernice. »Vergiss sie einfach, Blue Gene. Dein Arsch wär bei ihr ein prima Gesicht.«
    »Is ja gut. Lasst mich einfach allein.«
    »Ich werde für dich beten«, sagte Elizabeth. »Und du solltest auch beten. Verlier den Glauben nicht.«
    [557] »Es tut mir leid,

Weitere Kostenlose Bücher