Goebel, Joey
Wandgemälde.
Blue Gene und die Polizisten traten auf den Parkplatz hinaus, der sich bereits leerte, abgesehen von ein paar Fernsehteams aus Donato Falls, einigen Einsatzwagen und einer Handvoll Fans. Eine Schlange besiegter, lädierter Pick-ups drängte sich in der Ausfahrt.
»Da ist er!«, brüllte einer der Reporter, und die Kameras nahmen ihn ins Visier. »Blue Gene! Blue Gene!« Er zog sich den Mützenschirm ins Gesicht und ging an den Journalisten vorbei, die ihn mit gezückten Mikrofonen bedrängten.
»Was sagen Sie dazu, dass Ihr Gebäude dichtgemacht wird?«
[563] »Billigen Sie, dass hier Drogen genommen wurden?«
»Wussten Sie etwas über die angebliche Prostitution?«
»Haben Sie vor, das Gebäude wieder zu öffnen?«
Doch Genes schnauzbärtiger Mund gab an diesem Morgen keinen Ton von sich. Als sie die Reporter hinter sich gelassen hatten, blieb einer der Cops an seiner Seite.
»Ich mache das nur ungern, aber ich muss Sie vom Gelände begleiten«, sagte der junge Beamte. »Sie müssen auch den Parkplatz verlassen.«
Blue Gene nickte, und sie gingen auf seinen Truck zu, der hinter dem Gebäude stand. Unterwegs hielt er nach Jackie Ausschau.
»Blue Gene!« Blue Gene drehte sich um und sah einen der Veteranen, einen kugelrunden, bärtigen Mann namens Larry in einer schwarzes Lederjacke, auf deren Rücken › NAM VETS ‹ stand. »Was wirst du machen?«
»Was kann ich denn schon machen?«
»Gehen Sie weiter«, sagte der Beamte und fasste Blue Gene am Ellbogen.
»Was haben die Cops dir gesagt?«
»Gar nichts.«
»Mir haben sie erzählt, sie machen den Laden dicht, weil es so viele Beschwerden gab. Aber können sie ihn wirklich wegen ein paar Beschwerden schließen?«
»Weiß ich nicht, Mann.«
»Nein, ich glaube nicht, dass ihr das dürft«, sagte Larry zu dem Cop. »Schauen Sie mal. Sehen Sie diese Leute? Sie sollten heute zum Arzt.«
Ein Grüppchen Menschen stand noch vor dem Gebäude, einige wurden gerade interviewt, andere warteten offenbar [564] darauf, dass etwas geschah. Ein paar hielten noch Klemmbretter in den Händen, auf die sie ihre Krankengeschichte notiert hatten. Der Polizist schüttelte traurig und bedauernd den Kopf.
»Was sollen wir diesen Leuten jetzt erzählen?«, fragte Larry sowohl Blue Gene als auch den Cop.
»Sir, Sie müssen sich beruhigen und nach Hause fahren. Wir können nichts daran ändern.«
»Das ist nicht richtig !«, rief Larry.
»Sir!«, rief der Cop, und Larry wandte sich ab. Einige andere Veteranen waren ihm gefolgt.
»Was ist?«, fragte Larry. Einer der anderen Veteranen, ein kleiner Mann in einem Billy-Ray-Cyrus- T -Shirt, lächelte. »Was grinst du so?«
»Wegen gar nichts, Larry! Reg dich ab, Mann.«
»Wenigstens hab ich’s versucht.«
»Na klar hast du das.«
»Ist das Sarkasmus?«
»Nein. Meine Güte, Larry.«
Doch Larry hatte sich schon vor dem anderen Veteranen aufgebaut, sie standen Bauch an Bauch da. Dann gingen sie mit Boxschlägen aufeinander los. Um sie zu trennen, musste der Beamte sich von Blue Gene abwenden, dessen Mund offen stand, so dass er wie ein Idiot aussah. So hatte sich Blue Gene schon einmal gefühlt, als die arme Cheyenne auf einem Bikertreffen einen Kollaps erlitten hatte. Ein Teil von ihm wollte etwas unternehmen, und zwar schnell, doch der andere Teil wies darauf hin, dass er nicht wusste, was zu tun war.
Er wurde aus seiner Lähmung gerissen, als erneut jemand seinen Namen rief.
[565] »Was sollen wir tun?« Jetzt war Bernice an seiner Seite.
»Wir können nichts tun.«
»Weißt du, dass sie Jackie festgenommen haben?«
»Echt?«
»Ja.«
»Was kümmert’s mich?«
»Weiß auch nicht.«
»Warum wurde sie festgenommen?«
»Sie wollte das Gebäude nicht verlassen, da hat man sie gezwungen. Diese Geier. Sollen wir zur Polizeiwache fahren? Rausfinden, ob wir ihre Kaution bezahlen können?«
»Nein. Sie kann ihre Mom oder ihren Stiefvater anrufen.«
»Wo willst du jetzt hin?«
»Weiß auch nicht.« Das schlichte Zimmer im ersten Stock des alten Wal-Mart war eineinhalb Monate lang sein Zuhause gewesen.
»Willst du mit zu mir kommen?«, fragte Bernice.
»Ich schätze schon. Da draußen in der Pampa gehen uns keine Reporter auf die Nerven.«
Inzwischen sorgten die Polizisten dafür, dass alle verschwanden. Blue Gene ließ seinen Truck auf dem Parkplatz stehen und setzte sich zu Bernice in ihren halbwegs verlässlichen 1987er Buick Regal. Die ganze Zeit stand Charlie mit dem Saxophon auf seiner Stelle vor
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