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Goebel, Joey

Goebel, Joey

Titel: Goebel, Joey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heartland
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dem Gebäude und spielte »Happy Days Are Here Again«, doch die muntere Melodie klang schleppend und klagend wie ein Trauermarsch.
    »Schicken Sie sie rein«, sagte John und atmete mehrmals tief durch, was angeblich gegen Stress half, ihm aber wurde davon nur schwindlig. Er machte Anstalten, sich vom [566] Schreibtisch zu erheben, um seine Mutter zu umarmen, doch wie befürchtet war sie für Zärtlichkeiten eindeutig nicht in Stimmung. Ihr Gesicht war so angespannt wie ihre straff nach hinten gekämmten Haare.
    »Was ist los?«, fragte er und blieb hinter dem Schreibtisch stehen.
    »Ich komme gerade von Genes Gebäude. Es war geschlossen.«
    »Ja. Ich habe so was gehört.«
    »Ich komme zuerst zu dir, weil ich weiß, dass ich aus deinem Vater die Wahrheit nicht herauskriege. Hat einer von euch etwas damit zu tun?«
    »Nein«, sagte John, musste dabei aber in die entfernteste Zimmerecke seines Büros blicken.
    »John.«
    »Mutter, bitte. Ich habe noch so viel zu arbeiten.«
    »Ihr zwei schickt mich da rein, damit ich ihn bitte, das Gebäude zu schließen, er weigert sich, und schließlich wird es dennoch geschlossen. Ich bin keine Idiotin.«
    »Die Polizei hat es geschlossen.«
    »Habe ich nicht das Recht, zu erfahren, was vor sich geht?« Sie warf ihre schwarze Handtasche zu Boden.
    »Mom, ich wünschte, du würdest uns einfach vertrauen, dass wir das machen, was für alle am besten ist, und es dabei belassen.«
    »Sei nicht so gönnerhaft! Ich bin schließlich nicht naiv. Ich weiß, wie Politik funktioniert. Du musst mich nicht behandeln, als wäre ich einfach irgendein Wähler.«
    »Wir haben befürchtet, du könntest es Blue Gene erzählen«, sagte John mit leiser, müder Stimme. Es blieben noch [567] zehn Tage bis zur Wahl, und er wusste nicht, ob er so lange durchhalten würde, wo doch seine Nerven bis zum Zerreißen gespannt waren. »Du hast die letzten paar Tage so viel Zeit mit ihm verbracht, und er hat dich eine Andacht leiten lassen, und –«
    »Dem habt ihr aber einen Riegel vorgeschoben, stimmt’s?«
    »Siehst du. Du bist immer noch auf seiner Seite. Wir können dir bei der Sache nicht vertrauen.«
    » Ihr könnt mir nicht vertrauen? Ihr seid alle beide grässlich zu mir, einfach abscheulich.«
    »Aber wir mussten es so machen, wie es geschehen ist. Das Wichtigste ist doch dein Traum, stimmt’s?«
    Elizabeth atmete tief durch und nahm vor Johns Schreibtisch Platz. »Ja.«
    »Für mich ist er auch am wichtigsten, und jetzt sieht es ganz so aus, als würde er wahr werden.«
    »Wie das?«
    John blickte auf seinen Computerbildschirm, wo man ein Foto von Arthur und Abby am Strand sah. »Eigentlich sollte ich es dir nicht verraten, aber es war schließlich dein Traum. Ich finde, du hast ein Recht darauf, seine Verwirklichung mitzuerleben.«
    John setzte sich an den Computer. Nach wenigen Mausklicks bat er Elizabeth auf seinen Platz.
    »Dad hat mir das weitergeleitet«, sagte er. »Sag ihm nicht, dass ich dich das lesen ließ.«
    Lieber Henry,
    wir hören, dass in Bashford große Unruhe herrscht und dass Ihr Sohn dahintersteckt, dass Ihr Sohn deren Quelle [568] ist. Man hat uns über die Lage in Kenntnis gesetzt, und wir halten es für das Beste, diese Sache im Keim zu ersticken, vor allem ehe die Idee mit der Poliklinik in die Tat umgesetzt wird. Laut unserer Quelle scheint Ihr Sohn uns allen das Wasser abzugraben, und seine Unternehmungen müssen sofort beendet werden.
    Uns ist bewusst, dass Johns momentaner Wahlkampf die Angelegenheit für Sie erschwert, wir bitten Sie jedoch respektvoll, sie zu regeln. Nachdem wir alle Aspekte diskutiert haben, sind wir übereingekommen, Sie diese Sache so regeln zu lassen, wie Sie wollen – aus Respekt vor Ihnen und allem, was Sie im Laufe der Jahre geleistet haben. Wir hoffen jedoch, dass Sie es möglichst bald tun.
    Unsere Quelle hat uns erklärt, in was für einer unmöglichen Lage Sie sich befinden, und wir hoffen, dass Johns Chancen dadurch nicht beeinträchtigt werden (was der Fall sein dürfte, bedenkt man, auf welchem Thema Frick herumreitet!). Um den Schlag abzumildern, den dies für Johns Kampf um einen Sitz im Kongress bedeuten könnte, gebe ich Ihnen mein Wort, dass ich persönlich John als meinen Nachfolger vorschlagen werde, wenn ich mich in zwei Jahren aus der Wormland Group zurückziehe. Ich werde ihn für eine lebenslange Mitgliedschaft vorschlagen, denn ich weiß, dass Sie das immer gewollt haben.
    Rufen Sie mich möglichst bald an, oder schreiben Sie

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