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Goebel, Joey

Goebel, Joey

Titel: Goebel, Joey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heartland
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meine. Wenn du wählen willst, geh wählen.«
    »Nun, ehrlich gesagt, will ich nicht wählen gehen.«
    »Nach allem, was wir durchgemacht haben, ist es absurd, nicht zu wählen«, sagte John.
    »Schon«, meldete sich Blue Gene zu Wort, »aber wenn ich wählen würde und wenn sie wählen würde, würde meine Stimme ihre Stimme aufheben, also können wir es genauso gut lassen.«
    »So sollte man das nicht sehen«, sagte John, »aber mir ist egal, was ihr beide macht.«
    »Ich gehe nirgendwohin«, sagte Blue Gene.
    »Ich auch nicht«, sagte Elizabeth. »Aber John, wenn du bei Abby sein musst, haben Blue Gene und ich dafür Verständnis.«
    »Er kann nicht bei Abby sein«, sagte Blue Gene. »Auf Anweisung des Arztes. Er darf bei der Operation nicht zusehen. Er muss ruhig bleiben.«
    »Nein, ich muss mich nur ausruhen«, sagte John.
    »Das weiß ich, Gene«, sagte Elizabeth. »Aber vielleicht könnte Abby aus dem Observationsraum kommen, um bei John zu sein.«
    »Ich werde später zu ihr gehen«, sagte John. »Ihre Eltern sind jetzt bei ihr.«
    »Ach ja. Dafür hat sie gesorgt. Sie braucht uns nicht.«
    »Mom!«, sagte John.
    »Achte nur darauf, dass du irgendwann bei ihr bist. Ich [663] hole sie aus der Beobachtungsstation, wenn du willst. Nicht dass man dich noch für einen verantwortungslosen Ehemann hält!«
    »Mutter!«, sagte John laut genug, dass Elizabeth sich umschaute, ob jemand sie beobachtete. »Hör auf. Ich habe ein Kind, das wahrscheinlich nie wieder draußen spielen wird.«
    »Oh, wie kann man das so schrecklich formulieren«, sagte Elizabeth. »Das geht mir durch und durch, wenn ich dich so was sagen höre.«
    »Wie soll ich es denn sonst formulieren? Wäre dir hirntot lieber?«
    »Willst du mich zum Gehen zwingen ?«, fragte Elizabeth.
    »Nein.«
    »Entweder geht es dir durch und durch, oder dir geht es durch und durch«, sagte Blue Gene.
    »Was?«, fragten Elizabeth und John, im Abstand einer halben Sekunde.
    »Entweder geht es dir durch und durch, oder dir geht es durch und durch. Du sagtest, Arthur werde wahrscheinlich nie wieder draußen spielen, worauf Mom sagte, das ginge ihr durch und durch.«
    »Aber was willst du damit sagen?«, fragte Elizabeth. Blue Gene öffnete den Mund, um zu reden, doch dann fuhr er sich nur achselzuckend mit den Fingern über den Schnauzbart.
    »Mist. Ich weiß nicht. Wir sollten alle still sein.«
    Und genau das taten sie ein Weilchen, bis Elizabeth plötzlich aufstand und aus dem Fenster schaute, und ihre Schultern zitterten, als sie ein Wimmern unterdrückte.
    »Mom«, sagte John, rührte sich aber nicht. Hilflos sah er [664] Blue Gene an, sein schönes Gesicht schwammig und leblos. Blue Gene seufzte und stand auf. Er stellte sich hinter Elizabeth und tätschelte ihr zweimal den Rücken.
    »Der Fluss…«, sagte Elizabeth, brachte den Satz aber nicht zu Ende. Das Wartezimmer befand sich in einem Hochhaus mit Blick auf den Fluss. »Alle reden immer davon, wie toll es ist, dass unsere Stadt an einem Fluss liegt, aber unser Fluss, das muss man zugeben, ist dermaßen schlammig und braun und hässlich. Doch ab und zu, wenn die Sonne ein wenig draufscheint und wenn der Himmel einen bestimmten Farbton hat und wenn das Wasser eine Strömung hat, dann ist er wirklich recht hübsch.«
    »Keine Ahnung, wo du das herhast«, sagte Blue Gene, der jetzt neben Elizabeth stand. »Die Sonne scheint gerade überhaupt nicht. «
    Ehe Blue Gene den Satz beendete, fing Elizabeth an zu schluchzen.
    »Entschuldige«, sagte er und tätschelte ihre Schulter. »Es tut mir leid, Mom. Na, komm. Wir beide gehen mal in den kleinen Andachtsraum. Möchtest du?«
    »In Ordnung«, sagte sie. »John, ist das in Ordnung? Müssen wir bei dir bleiben? O Gott. Jetzt lassen wir dich alle im Stich.«
    »Lasst mich bitte einfach in Ruhe«, sagte John, der sich nicht mehr streiten konnte.
    In jedem beliebigen Augenblick jedes beliebigen Tages schickten eine Million Menschen Gebete aus ihren Köpfen, das waren eine Million Übertragungen, die gleichzeitig zu einem allmächtigen Satelliten gestrahlt wurden. Das sah [665] Elizabeth ein, und deshalb fügte sie ihrem Gebet einen Nachtrag hinzu, in dem sie den Herrn bat, sie nicht für anmaßend zu halten, wenn sie Ihn aufforderte, ihr Gebet vorrangig zu behandeln. Normalerweise würde sie so etwas nicht verlangen, aber sie war verzweifelt. Sie gab zu, dass sie und ihre Familie in Seinen Augen eindeutig nichts Besonderes und Seiner göttlichen Gnade nicht würdiger

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