Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Goebel, Joey

Goebel, Joey

Titel: Goebel, Joey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heartland
Vom Netzwerk:
waren als der niedrigste Pöbel, obwohl ein Teil von ihr argumentierte, vielleicht gehöre sogar dies, der grässliche, vermeidbare Tod eines Kindes, zu Seinem Plan, zu dem undurchschaubaren göttlichen Plan, der schließlich die irdische Erscheinung ihrer Prophezeiung hervorbringen würde. Doch welche Richtung ihr inbrünstiges Gebet auch einschlug, es landete immer wieder bei der unbestreitbar schlimmen Tatsache, dass ein kleiner Junge bald nicht mehr da sein könnte, dass er unwiederbringlich von der Erde geschnipst, nie wieder in ihr Zimmer gelaufen käme. Das konnte Elizabeths Gott doch nicht wollen!
    Elizabeth kniete, solange sie konnte. Schließlich bekreuzigte sie sich. Als sie sich gesetzt hatte, machte Blue Gene zu ihrer Überraschung keine Anstalten, sein Gebet zu beenden, das er offenbar hochkonzentriert gen Himmel schickte, den Kopf in die verschränkten Hände vergraben. Dann und wann hörte sie sogar eine laut geflüsterte Silbe. Sie hob seine Mütze auf, die er auf der Bank hatte liegenlassen, und war kurz davor, an der Mützeninnenseite zu riechen, ließ es aber bleiben.
    Als Blue Genes Gebet weiterhin kein Ende nahm, betrachtete Elizabeth unwillkürlich seinen Hinterkopf. Er sah schäbig aus und uneinheitlicher denn je, da ein Haarbatzen herausgerissen worden war.
    [666] » Jetzt lässt du dir die Haare doch bestimmt schneiden«, sagte sie unvermittelt.
    »Pst«, machte er. »Ich bete noch.«
    »Du hast genug gebetet, mein Lieber.« Blue Gene drehte sich um und fletschte die Zähne. »Wirklich, es stimmt. Du machst dich noch verrückt. Setz dich her zu mir.« Blue Gene bekreuzigte sich und nahm Platz. Sie waren die Einzigen in der schlichten kleinen Kapelle, doch Elizabeth flüsterte, um die feierliche Stimmung nicht zu zerstören. »Wir haben es in die Hände des Herrn gelegt. Mehr können wir nicht tun.«
    »Ich glaube, ich muss dir sagen, was ich eben gebetet habe«, sagte Blue Gene, kaum lauter als ein Flüstern.
    »Das musst du nicht.«
    »O doch.« Mit dem Fuß in seinem unmodischen Basketballschuh richtete Blue Gene den Betschemel auf, kippte ihn wieder um, richtete ihn dann wieder auf. »Es tut mir alles so leid.«
    »Was tut dir leid?«
    »Fragst du das, weil du es wirklich nicht weißt oder weil du es aus meinem Mund hören willst?«
    »Weil ich es wirklich nicht weiß.«
    »Oh. Mir tut leid, dass ich mich gegen euch gewendet und Jackie gegen meine eigene Familie aufgestellt habe. Was dazu führte, dass John im Fernsehen eine Panikattacke bekam, und wenn ich mich aus allem rausgehalten hätte, wäre er an Halloween bei Arthur geblieben und hätte ihn irgendwie beschützen können.«
    Elizabeth fuhr ihm mit der Hand vorn durch die fettigen, vom Mützetragen verfilzten Haare. »Es ist lieb von dir, dich zu entschuldigen, aber das brauchst du nicht. Du konntest [667] es nicht beeinflussen. Aber du hast auch recht. Ich wünschte, es wäre nicht so weit gekommen, das mit dir gegen John. Ich habe versucht, dich aufzuhalten.«
    »Deshalb entschuldige ich mich bei dir«, sagte Blue Gene unwirsch. »Es tut mir leid.«
    »Schon gut. Pst.«
    »Aber du sorgst dafür, dass ich mich noch schlechter fühle.«
    »Das war nicht meine Absicht.«
    »Und ich wollte mich nicht bloß an John rächen.«
    »Das habe ich auch nicht behauptet. «
    »Ich wollte wirklich, dass Jackie gewinnt, weil ich an all die Dinge glaube, für die sie ist.«
    »Was ist mit euch beiden?«
    »Es ist jetzt rein beruflich.«
    »Ihr seid nicht mal mehr Freunde ?«
    »Wohl kaum. Sie will heute Nacht noch hier vorbeikommen, nachdem die Resultate raus sind, um nach mir zu sehen.«
    »Das könnte John aufregen.«
    »Ich treffe sie draußen. Weshalb reden wir eigentlich über sie? Du sollst nur wissen, dass es mir leid tut.«
    »Ich verzeihe dir, doch du solltest dir wirklich keine Vorwürfe machen. Das Schicksal kann man nicht aufhalten. Da hat nur irgendein Esel vergessen, die Scheinwerfer einzuschalten. Ich habe für ihn gebetet. Das solltest du auch tun, falls du es nicht schon getan hast. Wer auch immer es war, selbst seine Seele sehnt sich nach Frieden. Kannst du dir vorstellen, wie er sich jetzt gerade fühlen muss? Er kann doch unmöglich geplant haben, jemanden zu überfahren. [668] Bestimmt bekam er es mit der Angst und wusste nicht, was er tun sollte, außer einfach weiterzufahren.«
    »Du sagst er. Es könnte auch eine Frau gewesen sein.«
    »Abby sagte, es war ein großer, schwerer Pick-up-Truck. Ich nahm es einfach an.« Sie

Weitere Kostenlose Bücher