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Goebel, Joey

Goebel, Joey

Titel: Goebel, Joey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heartland
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könnte.
    »Er ist in ein Koma gefallen«, sagte Elizabeth.
    »Das tut mir leid«, sagte Henry und sah Abby an. Ihre Lippen formten ein tonloses »Danke«.
    »Kommt er da wieder raus?«, fragte Blue Gene.
    [674] »Der Arzt sagte, er wisse es nicht«, sagte Elizabeth. »Er könne jederzeit daraus erwachen. In Stunden, Tagen, Monaten, Jahren oder überhaupt nicht.«
    »Ich gehe und sage es John«, sagte Abby.
    »Setz dich«, sagte Henry, und Elizabeth nahm gegenüber von ihm Platz. »Ich wurde in der Stadt aufgehalten.«
    »Ist mir egal«, sagte Elizabeth.
    »Was jetzt?«, fragte Blue Gene.
    »Ich weiß es nicht«, sagte Elizabeth, »Wenn du willst, kannst du nach Hause fahren, nehme ich an. Ich bin noch nicht so weit, dass ich aufbrechen könnte.«
    »Ich auch nicht«, sagte Blue Gene.
    Und so blieben sie bis zehn nach sechs sitzen, als Henrys Handy zu klingeln anfing.
    »Ich wünschte, du würdest dein Handy abstellen«, sagte Elizabeth in dem Moment, als es das zweite Mal klingelte.
    »Was soll ich denn machen?«, erwiderte Henry. »Hier drin haben sie weder Radio noch Fernseher. Wie soll ich denn sonst die aktuellen Wahlergebnisse erfahren?«
    »Ich glaube, man darf hier drin nicht mal ein Handy haben.«
    »Ich nehm den Anruf noch entgegen, dann mache ich es aus«, sagte Henry und meldete sich mit »Mapother«. Während er seinem Wahlkampfmanager zuhörte, bekam er mit, wie Elizabeth die Augen verdrehte und dabei Eugene ansah, der mit den Schultern zuckte. Rasch beendete Henry das Telefonat. »Entschuldigt, aber wenigstens habe ich gute Neuigkeiten. Fünfundzwanzig Prozent aller Countys sind ausgezählt, und wir liegen weit vorn. Mit über dreißigtausend Stimmen vorn, laut Wahlnachfrage.«
    [675] »Gratuliere«, sagte Blue Gene kaum hörbar.
    »Nichts für ungut.«
    »Ist doch unwichtig.«
    »Ich gehe wohl mal John suchen«, sagte Henry.
    John lag in einem Zimmer am anderen Ende des Flurs. Abby saß auf seinem Bett. »Er ist wieder eingeschlafen«, flüsterte sie. Henry überlegte, ob er ihr die gute Nachricht mitteilen sollte, wollte aber nicht unsensibel erscheinen.
    »Lass mich eine Weile bei ihm sitzen«, sagte er.
    Abby musste nicht lange dazu überredet werden, zu gehen, und Henry setzte sich an ihren Platz. Er wollte John unbedingt wecken, doch sein innerer Ombudsmann bestand darauf, den armen Jungen schlafen zu lassen.
    Henry war nicht im Zimmer gewesen, als John am Halloween-Abend den Zusammenbruch gehabt hatte, aber Elizabeth hatte erzählt, als John hörte, die Chancen stünden 50 : 50, dass Arthur dauerhaft hirntot bleibe, habe er angefangen zu heulen, sei auf die Knie gefallen, habe ein Bein seiner Frau umklammert und sich dann in einer Art verzweifeltem Delirium auf den harten, weißen Krankenhausboden gelegt und noch eine Zeitlang geweint. Der Arzt hatte es nervösen Erschöpfungszustand genannt.
    Nach etwa zehn Minuten schaltete Henry den Fernseher ein und drehte die Lautstärke so leise, dass John nicht gestört wurde. Die Fernsehsender hatten nur gelegentliche Aktualisierungen zu bieten, nichts, was Henry nicht schon wusste. Er ließ das Gerät dennoch auf einem Lokalsender eingeschaltet und behielt John im Auge.
    Henry fiel auf, dass John trotz seines jetzigen Zustands und trotz allem, was er zu ertragen gehabt hatte, immer noch [676] gut aussah, auch wenn der offene Mund dem guten Aussehen abträglich war. Außerdem schnarchte er, was Henry für eines der unangenehmsten Geräusche hielt, die ein Mensch erzeugen konnte. Henry fühlte sich unwohl dabei, John in so einem Zustand zu sehen. Nie sollte ihn irgendwer so sehen, deshalb hatte er Elizabeth immer eingeschärft, er wolle einen geschlossenen Sarg, worauf sie immer entgegnet hatte: »Ach, Henry, du stirbst ja doch nie.«
    Johns Mund wollte partout nicht geschlossen bleiben, obwohl Henry sein Kinn nach oben schob. Mit offenem Mund sah er dumm aus, und Henry ertrug den Anblick nicht länger. Er rief den Wahlkampfmanager an und ließ sich die neuesten Zahlen durchgeben.
    »John«, sagte er, nachdem er die Austaste gedrückt hatte. Keine Reaktion. »John!?« Henry schüttelte John, bis der aufwachte. Zunächst wirkte John desorientiert, dann ruhig. »Ich dachte mir, du wüsstest vielleicht gern, dass die ersten Wahlergebnisse vorliegen. Und zwar schon seit einiger Zeit.«
    »Oh.«
    »Die von etwa vierzig Prozent der Countys liegen vor, und wir haben zweiundvierzigtausend Stimmen Vorsprung. Die der größten Countys sind noch nicht ausgezählt,

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