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Goebel, Joey

Goebel, Joey

Titel: Goebel, Joey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heartland
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auf dem Betonboden landete. Diese Zurschaustellung industrieller Kraft dauerte gerade mal fünf Sekunden und versetzte die Zuschauer in Raserei.
    »Keine Ahnung, warum, aber ich find’s geil«, rief Blue Gene.
    »Ich verstehe dich«, sagte John, tätschelte seinen Sohn und sagte ihm, er solle keine Angst haben.
    Die Monstertrucks kämpften nun abwechselnd gegeneinander, plätteten herrenlose Oldsmobiles und Chevelles. Aber keiner konnte es mit der entfesselten Wucht des War Wagon aufnehmen, der in drei weiteren Runden frech seine Zerstörungskraft demonstrierte, wie ein volltrunkener Riese seine viereinhalb Tonnen durch die Gegend schleppte und rüde die Schrottautos zerschmetterte.
    [117] Blue Gene musste an sich halten, um nicht gegen den Hartplastiksitz vor ihm zu treten, ihn mit der Sohle seines Flip-Flops zu bearbeiten und einen schmerzhaften Ruck durch den Rücken seines Vordermannes zu schicken. Denselben Drang hatte er früher auch jedes Mal im Kino gehabt. Doch heute riss er sich zusammen und beobachtete stattdessen, wie Arthur auf die Monstertrucks reagierte. Arthur war in seinem Sitz nach unten gerutscht, und sein Rücken befand sich jetzt dort, wo sein Hintern hätte sein sollen.
    Nach dem überzeugenden Sieg des monströsen Chevy zogen sich die anderen drei Trucks kleinlaut in die Katakomben des Civic Center zurück.
    »Mal sehen, ob wir T.J. Durbin ein paar Worte entlocken können«, sagte der Conférencier und ging zu dem siegreichen War Wagon. Ein Paar behandschuhte Hände schob sich aus dem Fahrerfenster und hievte einen Körper im schwarzen Overall ins Freie. Neben seinem monströsen Fahrzeug sah der Fahrer winzig aus. Den Helm noch auf dem Kopf, sprang er auf den Hallenboden. Blue Gene war neugierig auf den Mann, der diese Maschine fuhr.
    »Gratulation zu Ihrem Sieg heute Abend, T.J.«, sagte der Conférencier. Der Fahrer nahm zum Sprechen den Helm ab, und zum Vorschein kam weder ein kantiges Monstrum mit brutalem Blick noch ein blonder junger Bursche mit optimistischem Lächeln, sondern ein alter Mann mit knochigem Gesicht, Halbglatze und weißen Haarsträhnen hinter den spitzen Ohren.
    Noch vor der Pause stank das Civic Center bereits bestialisch nach Gummi und Abgasen. Auf das Gemetzel des [118] Monstertruck-Wettbewerbs folgte eine viel zahmere Runde von Quad-Rennen mit einer Art vierrädrigen Motorrädern, die das Publikum nur interessierten, wenn jemand sein Quad zu Schrott fuhr oder stürzte. Jetzt strömten die Leute zu den wuchtigen Klängen von Mötley Crües »Girls, Girls, Girls« die Treppen hinunter, um aufs Klo zu gehen, überteuerte Erfrischungen zu kaufen oder draußen eine zu rauchen.
    »Wie findest du’s, Arthur, Mann?«, fragte Blue Gene.
    Arthur zuckte mit den Schultern und rieb sich mit dem Unterarm über die Nase. Dann steckte er in beide Nasenlöcher einen Finger.
    »Du hast doch keine Angst vor den Trucks, oder?«
    »Nein!«
    »Würdest du gern so einen großen ollen Truck fahren, wenn du älter bist?«
    »Ich will einen haben. Ich will einen zum Freund haben. Wir könnten über Büsche und Straßenschilder fahren.«
    »Hey, Mann, vielleicht hat Arthur ja seine Berufung gefunden.«
    »Nein«, sagte John. »Das glaube ich nicht.«
    John wollte es sich nicht anmerken lassen, doch je mehr er über Blue Genes Bemerkung nachdachte, er habe nie eine richtige Arbeit gehabt, desto mehr wurmte sie ihn. Es stimmte, sein Vater war immer sein Chef gewesen, doch das machte seine Arbeit nicht leichter: Henry Mapother war ein tyrannischer Arbeitgeber, selbst seinem eigenen Sohn gegenüber. Außerdem hatte er tatsächlich einmal einen »richtigen Job« gehabt. Als Jugendlicher hatte er als Page im Commonwealth County Country Club gearbeitet, wurde [119] aber entlassen, weil er keine Getränke servieren konnte, ohne sie zu verschütten, da seine Hände zitterten. Nicht lange danach fand John heraus, dass Drogen und Alkohol seine Hände ruhig hielten, egal, wie viele Menschen in der Nähe waren.
    »Ich muss mal eine rauchen«, sagte Blue Gene. »Kommt ihr mit raus?«
    »Nein, aber ich muss mal auf die Toilette.«
    »Alles klar.«
    Als die drei gerade in Richtung Treppe gehen wollten, hörten sie eine tiefe Männerstimme »Blue Gene« rufen. Ein paar Sitzreihen weiter oben sahen sie einen korpulenten Biker in mittleren Jahren in einem schwarzorangefarbenen Harley-Davidson- T -Shirt, der von seinem Platz aufgestanden war und nach unten kam, um Blue Gene zu begrüßen. Blue Gene traf den Mann

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