Goebel, Joey
feste Arbeitszeiten haben. Die Zeit, die er mit der Arbeit für John verbringen würde, sollte nicht weniger als vierzig Wochenstunden ergeben. Und drittens bestand er auf dem Mindestlohn. Als diese Forderungen anstandslos erfüllt wurden, packte Blue Gene seine Waren auf dem Flohmarkt zusammen, verabschiedete sich von den Händlern an den umliegenden Ständen und verstaute seine Spielsachen aus Kindertagen im begehbaren Kleiderschrank des Mapother’schen Poolhauses.
Auch das war eine größere Veränderung in Blue Genes Leben. Ende Juli verließ er den Trailer, in dem er sechs Jahre gelebt hatte, und zog in das Poolhaus. Elizabeth hatte ihn eingeladen, nach Hause zurückzukehren und in seinem alten Zimmer zu wohnen, wenigstens bis er genug Geld [206] verdiente, um finanziell auf eigenen Beinen zu stehen. Blue Gene lehnte ab, woraufhin ihm Elizabeth als Kompromiss das Poolhaus anbot. Er fand, wenn er dort wohnte, würde er seine Unabhängigkeit nicht aufgeben.
Seine erste Woche auf dem Mapother’schen Anwesen war problemlos verlaufen. Endlich konnte er mehr Zeit mit Arthur verbringen, den John immer bei ihm absetzte, ehe er sich zu Geschäftsessen mit Wahlbezirksleitern traf. Und jedes Mal, wenn sie sich sahen, schenkte Blue Gene Arthur eines seiner alten Spielzeuge.
Dass er in dem möblierten Häuschen hinter dem Herrenhaus seiner Eltern wohnte, rief Blue Gene eine Fernsehserie über schwer gestörte Kalifornier in Erinnerung. Ihm hatte die Serie gefallen. Im Zentrum der Handlung stand ein Typ aus dem Armeleuteviertel, der irgendwie mit einer Reihe reicher Leute zusammenleben musste. Er beschloss aber, sie sich nicht noch mal anzusehen, weil sie zu sehr einer Soap glich und die Musik irgendwie schwul klang.
Bis zu diesem Abend hatte Blue Gene hauptsächlich körperliche Arbeiten für John verrichtet, die darin bestanden, einem Trupp Bauarbeitern zu helfen, das alte JC -Penney-Gebäude leerzuräumen und zu Johns Wahlkampfzentrale umzubauen. Doch da Frick inzwischen einige bedrohliche Anstrengungen unternahm, um seinen Sitz im Kongress zu behalten, und seine TV -Werbung angelaufen war, erklärte Henry, es sei an der Zeit, Blue Gene sinnvoller einzusetzen. Während das übrige Team damit beschäftigt war, eigene Wahlkampfspots vorzubereiten, könne sich Blue Gene unter die Wähler mischen. Und als John Blue Gene sagte, er [207] solle dorthin gehen, wo sich viele Arbeiter aufhielten, wusste der, dass er Mittwochabend ins ehemalige Zeughaus der Nationalgarde gehen musste.
John sagte Blue Gene, er solle sich den Abend nicht als Wahlkampf, sondern als Anlass, »die frohe Botschaft weiterzugeben«, vorstellen. In den nächsten neunundneunzig Tagen bis zur Wahl am 2. November sollte Blue Gene das Beste aus jeder Begegnung mit seinen alten Freunden herausholen, denn die seien jetzt nicht mehr nur Leute. Es seien Wähler. Doch Blue Gene fühlte sich nicht sehr wohl dabei, »die frohe Botschaft weiterzugeben«. Er meinte zwar jedes Wort ernst, das er den Wählern sagte, dennoch kam es ihm unredlich vor, jemanden um seine Stimme zu bitten. Aber immerhin kam er so aus dem Haus und unter Menschen.
Nachdem Blue Gene eine Parliament geraucht und die vor dem Gebäude stehenden Militärlaster mit ihren Abdeckplanen bewundert hatte, ging er durch den Zeughauseingang, den eine Adlerskulptur mit ausgebreiteten Flügeln bewachte. Blue Gene hatte neue, hellblaue Shorts aus Jeansstoff an, eine von mehreren kurzen Hosen, die Elizabeth ihm gekauft hatte, als sie merkte, dass er seine älteren Shorts nicht zuknöpfte, damit sein Bauch hineinpasste. Zu seinen neuen Shorts trug er sein MAPOTHER-IN-DEN-KONGRESS - T -Shirt mit den abgeschnittenen Ärmeln und seine üblichen schwarzen Flip-Flops. Sobald er sieben Dollar bezahlt hatte – bei seinem letzten Besuch hier waren es sechs gewesen –, ging er die Treppe hoch in die weißgetünchte Sporthalle des Zeughauses, wo mehrere alte Bekannten auf ihn zukamen, die sich freuten, den einstmals so [208] treuen Unterstützer von Heartland Championship Wrestling wiederzusehen.
»Hey, Leute«, sagte Blue Gene. »Was geht ab, Thunderbird?«, fragte er einen kleinen Jungen mit Pferdeschwanz.
»Was sagt man dazu, Blue Gene!«, sagte der Vater des Jungen, ein rundlicher Mann mit Spitzmausgesicht in einem T -Shirt, auf dem er den Wrestler Triple H unterstützte. »Wo hast du denn gesteckt, verdammt?«
»Och, hauptsächlich gearbeitet. Die Tage kommen und gehen, der alte Mist bleibt.«
»Hab dich
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