Goebel, Joey
ist es wichtig, dass die Leute das tun dürfen.«
»Das hört sich gut an.«
»Ja. Er ist für Verteidigung. Unterstützt unsere Truppen. Und die einfachen Leute liegen ihm am Herzen. Ist doch klar. Schließlich bin ich sein Bruder. Darum geht’s und um nichts anderes.«
»Ich und Doug, normalerweise wählen wir gar nicht, außer bei Präsidentschaftswahlen«, sagte die Frau. »Aber normalerweise ist auch nicht der Bruder von einem unserer Freunde Kandidat.«
»Seht ihr«, sagte Blue Gene. »Genau das meine ich. Tja, es war schön, euch wiederzusehen. Ich lass euch jetzt mal allein.«
Blue Gene schüttelte allen die Hände, dankte ihnen freundlich und sagte sogar: »Gott segne euch, Leute«, ehe er und Balsam weitergingen.
»Wie lange bist du schon hier?«, fragte Balsam mit schläfriger Stimme.
»Nicht lange. Das waren die Ersten, mit denen ich gesprochen habe.«
»Der Scheißvorarbeiter hat mich länger dabehalten.«
»Das macht nichts. Nehmen wir uns die als Nächstes vor.« Blue Gene wies mit dem Kopf auf eine Familie, die in der Schlange vor dem Erfrischungsstand wartete, den man [212] in der Küche des Zeughauses aufgebaut hatte. »Moment mal«, sagte Blue Gene und blieb kurz vor der Familie stehen. »Ich hab das Gefühl, dass ich zu viel rede. Du unterbrichst mich einfach, wenn du was sagen willst, in Ordnung?«
»Ich bin kein großer Redner. Gib mir die Dinger, und ich verteil sie halt.« Blue Gene gab Balsam die Wal-Mart-Tüte mit Flugblättern.
»Jedenfalls sind wir dir echt dankbar, dass du uns so hilfst.«
»Ich seh’s so: Ich bin ein ausgewachsener Kerl. Wird Zeit, dass ich ’n bisschen Verantwortung übernehme. Mein Dad hätt mich umgebracht, wenn er noch erlebt hätte, dass mich die Army nich nehmen wollte.«
Blue Gene fragte sich, warum das Militär auf einen so großen, starken Mann verzichtete, der so leidenschaftlich gern sein Land verteidigen wollte. Körperlich schien ihm nichts zu fehlen, sah man von den schiefen Zähnen und den kleinen Narben auf der Kopfhaut ab, wo seine Igelfrisur nicht nachwuchs. Doch Blue Gene hätte kein gutes Gefühl dabei gehabt, Balsam eine persönliche Frage zu stellen, und daran würde sich wahrscheinlich nie etwas ändern.
»Wir beide tun jetzt gerade unsere Pflicht«, entgegnete er. »Wir sorgen dafür, dass mein Bruder gewählt wird, und er wird seine Macht dazu benutzen, unser Land zu verteidigen. Der Mann, der jetzt dieses Amt hat, der unterstützt die Truppen nicht, ach was, er ist zu sehr damit beschäftigt, die Leute zu vögeln. Das hier ist Patriotismus.« Blue Gene wies auf die mit Fotos und Wahlversprechen bedruckten Flugblätter.
[213] Den Rest des Abends näherten die beiden sich Leuten, die aussahen, als dürften sie schon wählen, und Blue Gene übernahm das Reden, außer wenn jemand zögerte, ein Flugblatt zu nehmen. »Nimm es«, sagte Balsam dann. »Davon fault dir die Hand nicht ab.«
Balsam erzählte Blue Gene, damals am vierten Juli habe er Mitchell Gibson nur einen ordentlichen Schlag auf den Hinterkopf verpassen können, ehe der sich aus dem Staub gemacht hätte. Als Blue Gene John von diesem Zwischenfall berichtete, zögerte John, Balsam als ehrenamtlichen Helfer einzusetzen. Mit so etwas, sagte er zu Blue Gene, mit solch sinnloser Gewalt wolle er während des Wahlkampfes nicht in Verbindung gebracht werden.
Doch Balsam rief Blue Gene alle paar Tage an und fragte, wie er helfen könne, bis John schließlich entschied, jemanden wie Josh Balsam zur Verfügung zu haben sei ein Bonus, auf den er nicht verzichten könne. Neben dem bekannten Namen eines Kriegshelden war da der Eifer des jungen Mannes. Obwohl Balsam John kaum kannte, hatte er sich die Mühe gemacht, ihn gegen einen Andersdenkenden zu verteidigen. John sagte, es sei ihm zwar nicht ganz geheuer, dass Balsam ihn so schnell und so entschieden sympathisch fand, zumal er nicht mal bezahlt werden wolle. Blue Gene sagte, er könne das verstehen, weil das nichts mit Geld zu tun habe. Balsams Vater habe sein Land auch nicht für Geld verteidigt. Er habe es aus all den von John in seiner Rede erwähnten Gründen verteidigt. Geld war unwichtig. Blue Gene sagte, er verstehe das besser als sonst jemand.
[214] Um achtzehn Uhr einundfünfzig hallte das Zeughaus vom gelegentlichen Wummern einer Snare Drum, den vier einzelnen Tönen von Basssaiten und den abgehackten Powerakkorden einer elektrischen Gitarre wider. Dann drang eine Frauenstimme aus zwei PA -Boxen und in die Ohren der
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