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Goebel, Joey

Goebel, Joey

Titel: Goebel, Joey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heartland
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hatten offenbar Angst, überhaupt etwas zu machen. Das Training kam Blue Gene wie eine Strafe vor, und als seine Beine zerquetscht wurden, was seine sportliche Laufbahn beendete, was er insgeheim froh, nie wieder beim Training ächzen und schwitzen zu müssen.
    Dass Blue Gene keinen Sport mehr betrieb, hatte den Nachteil, dass er und Henry nun überhaupt kein gemeinsames Gesprächsthema mehr hatten. Blue Genes abgebrochene Basketballerkarriere war für Henry ein umso härterer Schlag, als auch John alles andere als eine Sportskanone gewesen war; er war als Erstsemester bei einem Drogentest durchgefallen.
    »When Jocks Cry« endete abrupt, und erneut blieb es ruhig, abgesehen von dem unterwältigenden Beifall der sechs jungen Punks. Jackie machte sich nicht die Mühe, den Titel des nächsten Songs anzusagen, und sie wirkte auch nicht so überdreht wie vorher. Kaum war auch dieser Song zu Ende, kam plötzlich ein Wrestler anmarschiert, der sich Satan nannte, und nahm dem Ansager das Mikrophon ab. Satan warf einem anderen Wrestler, B.J. »Wild Oats« Dufrane, [223] vor, ihm auf der River Town Road die Vorfahrt genommen zu haben, als er unterwegs zum Zeughaus gewesen war. Wild Oats trat an den Ring und bestritt das, doch Satan ließ nicht locker, bis er schließlich Wild Oats bei der Seele seiner Mutter (die auch seine Managerin war) zu einem Kampf herausforderte, der innerhalb oder auch außerhalb des Rings enden durfte.
    Genau deshalb liebte Blue Gene Wrestling. Im Gegensatz zu den seriöseren Sportarten war Wrestling in erster Linie eine Show. Satan besiegte schließlich Wild Oats Dufrane mit einem Griff, den er Eternal Slamnation nannte. Wild Oats’ Mutter flüchtete in die Umkleidekabine, ehe ihre Seele geopfert wurde, und Satan verfolgte sie.
    Eins konnte Blue Gene ganz klar über sich sagen: Was ihm gefiel, gefiel ihm. Bestimmt gestattete die Sängerin sich nicht, das zu mögen, was sie mochte. Wahrscheinlich hielt sie alle hier für Idioten, weil sie Wrestling mochten, ohne dass sie sich das Spektakel je angesehen hatte. Aus welchem Keller auch immer ihre Band gekrochen war, er wünschte sich, sie wäre dort geblieben. Vermutlich war der Frau nur wichtig, hip zu sein, so wie einige der Metal-Fans, mit denen er früher in einer Scheune auf dem Land Partys gefeiert hatte. Die hätten nie zugegeben, irgendein Album von Metallica zu mögen, das nach dem Tod des stilbildenden Bassisten der Band, Cliff Burton, aufgenommen worden war. Das war die modische Ansicht unter hartgesottenen Metal-Freaks. Niemand konnte Blue Gene vorwerfen, modisch zu sein.
    Nachdem der Ansager eine Pause angekündigt hatte, stimmten Uncle Sam’s Finger einen neuen Song an. Jackies Stimme [224] klang böse, als das ganze Publikum wie eine Herde auf Nikotinentzug zur Hintertür trottete. Blue Gene war auch dabei. Im Vorbeigehen drehte er der Band den Rücken zu. Nur fünfundvierzig Leute blieben im Zeughaus, die Hälfte davon Kinder.
    Draußen konnte man sich trotz der Musik verständlich machen, und Blue Gene versuchte weitere Wählerstimmen zu werben, während Balsam nur immer wieder sagte: »Die singende Schlampe ist zur Nationalhymne nich aufgestanden.« Als die Band den Song beendet hatte, bekam sie statt Schweigen diesmal laute Buhrufe; Balsam hatte damit angefangen.
    »Wisst ihr«, sagte Jackie mit fester Stimme in ihr Mikro, »ihr könntet ein wenig Klasse zeigen, auch wenn ihr keine habt.« Alle schauten durch die offenen Türen ins Zeughaus hinein. »Ihr seid genau die Leute, für die diese Songs bestimmt sind, und ihr hört nicht mal zu. Ihr wollt bloß eure Zigaretten paffen. Auch wenn’s draußen fast vierzig Grad sind.«
    »Spar dir deine Volksreden!«, grölte ein stämmiger Mann in einem Orange-County-Choppers- T -Shirt. »Wir sollen uns dein Geschrei anhören, dabei zeigst du nicht mal genug Respekt, um zur Nationalhymne aufzustehen?«
    Die Raucher unterstützten den Mann mit »Jawoll«- und »Genau«-Rufen.
    »Moment«, sagte da Jackie. »Augenblick mal. Ich will doch keinen beleidigen. Es gibt einen ganz speziellen Grund, weshalb ich zur Nationalhymne nicht aufstehe.«
    »Zu spät, Schlampe!«, brüllte jemand.
    »Halt. Lasst mich ausreden. Ich bin nicht dagegen, beim [225] Abspielen der Nationalhymne aufzustehen. Ich halte es sogar für eine nette Geste. Ich bin nur dagegen, bei Sportveranstaltungen zur Nationalhymne aufzustehen.«
    Die Raucher maulten. »Was soll der Scheiß?«, sagte Balsam zu Blue Gene. Der zog

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