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Goebel, Joey

Goebel, Joey

Titel: Goebel, Joey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heartland
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zusammen?«, fragte Balsam den Drummer.
    »Und wenn sie’s wäre?«
    »Wenn sie mit mir zusammen wäre, würd ich dafür sorgen, dass sie sich benimmt.« Der Schlagzeuger warf Balsam einen finsteren Blick zu, der besagte: »Quatsch nur weiter.« Mittlerweile schienen alle auf dem Zeughausparkplatz ihre Zigaretten zu vergessen und reckten die Hälse, um nichts zu verpassen.
    »Hört auf damit«, sagte Jackie. »Ich falle auch auf ihre Tricks rein. Ich kaufe unheimlich gern Rubbellose. Doch wenn man in einen Zeitungsladen geht, wen sieht man [231] Rubbellose kaufen? Nie einen Typen in einem schicken Anzug, der gerade das Benzin für seinen Lexus bezahlt, oder? Nein. Das machen wir. Wir kaufen Lottoscheine und Rubbellose, die wir uns jedes Mal höchstens Benzin für fünf Dollar für unsere klapprigen alten Autos leisten können. Wir kaufen Lottoscheine, weil wir am dringendsten in der Lotterie gewinnen müssen oder wenigstens die Hoffnung auf Gewinn brauchen. Wir sind es, die deswegen unser Geld verlieren. Wir werden ausgeplündert. Genau wie beim Feuerwerk. Achtet mal drauf, wer für den vierten Juli das meiste Feuerwerk kauft. Es sind nicht die Reichen. Seht euch am Vierten mal den Himmel über Vandalia Hills an – da gibt es nichts zu sehen. Wahrscheinlich sitzen sie in ihren Gärten neben ihren Pools hinter den Villen und sehen sich gratis an, wie wir unser Feuerwerk abbrennen. Wir kaufen so viel bengalisches Feuer, wie in unseren Einkaufswagen passt, dabei haben wir am wenigsten zu feiern. Wir haben am wenigsten Grund, patriotisch zu sein.«
    »Ich weiß nur eins: Hau doch ab, wenn du dein Land nicht liebst«, sagte Balsam.
    Blue Gene hätte das fast auch gesagt. Er stimmte mit den anderen in die »Genau«- und »Recht hat er«-Rufe ein. Trotzig sog er an seiner Zigarette.
    »Ihr sprecht in Klischees«, erwiderte Jackie.
    »Hör zu, Schlampe. Wenn du Patrioten runtermachst, redest du mit dem Falschen. Ich sag’s dir jetzt ein für alle Mal: Halt dein verdammtes Maul!«
    »Jetzt mach mal halblang!«, sagte der Schlagzeuger.
    Balsam musterte ihn finster. »Wir haben nicht Eintritt bezahlt, um uns ihr Gemecker anzuhören«, sagte er. Die Raucher knurrten zustimmend.
    [232] »Nein«, sagte der Schlagzeuger. »Aber ihr habt Eintritt bezahlt, um euch ein paar halbnackte Männer bei getürkten Kämpfen anzusehen.«
    In Balsam verkrampfte sich alles. Er ging auf den Schlagzeuger zu, blieb aber stehen, als sich eine tiefe Stimme zu Wort meldete.
    »Sag nicht getürkt.« Blue Gene blies cool Zigarettenrauch aus dem Mundwinkel. Jackie sah ihn an und hielt sich die Hand vor den Mund.
    »Hä?«, machte der Drummer. Blue Gene schob sich langsam zwischen ihn und Balsam.
    » Getürkt ist beim Wrestling das falsche Wort. Es ist inszeniert, und es gibt ein Drehbuch dafür, genau wie bei einem Film. Einen Film würdest du doch auch nicht getürkt nennen, oder?«
    Der Schlagzeuger antwortete nicht. Balsam sah ihn immer noch böse an.
    »Und was, wenn es getürkt wäre ?«, fragte Blue Gene. »Wäre das nicht besser, als wenn es echt wäre und diese Typen sich alle Mühe gäben, einander umzubringen? Das haben sie in grauer Vorzeit gemacht, im alten Rom. Seid ihr nicht wenigstens froh, dass die Brutalitäten, die wir sehen, getürkt sind und nicht echt?«
    »Klar«, stimmten die Raucher ihm zu.
    »He«, sagte Jackie. »Spiel dich nicht auf, als hätten wir keine Ahnung von Wrestling. Ob du’s glaubst oder nicht, ich bin Booker, also Autorin, für Heartland Championship Wrestling. Ich habe mir sogar den heutigen Hauptkampf ausgedacht, und ihr alle solltet dabei gut aufpassen. Vielleicht lernt ihr was.«
    [233] Blue Gene schaute weg, in Richtung Parkplatz.
    »Ist mir egal, was du redest, Alter«, sagte der Schlagzeuger in Blue Genes Schweigen hinein. »Es gibt nun mal jede Menge Trottel da draußen, die glauben, was sie sehen, sei echt.«
    »Nein, sie wollen glauben, dass es echt ist«, sagte Blue Gene, der sich bemühte, Jackie nicht anzusehen. »Das ist ein großer Unterschied. Wir wollen glauben, dass es echt ist, denn so können wir ein wenig dem Alltag entfliehen, wenn es montags abends im Fernsehen gezeigt wird. Und wenn wir ein paar Stunden lang dem Alltag entfliehen wollen, warum gönnst du uns das nicht?«
    »Egal, Mann«, sagte der Schlagzeuger seufzend. »Komm schon, Jackie. Ich bring das in deinen Wagen.«
    Jackie seufzte und nuschelte irgendwas, ehe sie ihren Verstärker über den Parkplatz schob. Balsam sah die beiden

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