Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gödel, Escher, Bach - ein Endloses Geflochtenes Band

Gödel, Escher, Bach - ein Endloses Geflochtenes Band

Titel: Gödel, Escher, Bach - ein Endloses Geflochtenes Band Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas R. Hofstadter
Vom Netzwerk:
So haben wir hier also eine merkwürdige Mischung von Ebenen. Auf der einen Seite wirkt etwas auf die Stränge ein, und sie spielen daher die Rolle von Daten (wie der Pfeil rechts zeigt); andererseits schreiben sie auch die auf den Daten vorzunehmenden Operationen vor, und deshalb spielen sie die Rolle von Programmen (wie der Pfeil links anzeigt). Natürlich ist es der Spieler der Typogenetik, der als Übersetzer und Prozessor wirkt. Die zweibahnige Straße, die die „obere“ und „untere“ Ebene der Typogenetik miteinander verbindet, zeigt, daß man weder von Strängen noch von Enzymen sagen kann, sie befänden sich auf einer höheren Stufe. Im Gegensatz dazu sieht das Zentraldogma des MIU-Systems folgendermaßen aus:
    Folgerungsregeln
             (typographische Manipulation)
    Ketten
    Im MIU-System besteht zwischen den beiden Ebenen ein klarer Unterschied: Folgerungsregeln gehören ganz einfach auf eine höhere Ebene als Ketten. Ähnliches gilt für TNT und alle formalen Systeme.
Seltsame Schleifen, TNT und wirkliche Genetik
    Indessen haben wir gesehen, daß in TNT die Ebenen doch vermischt sind, wenn auch in einem anderen Sinne. Tatsächlich bricht die Unterscheidung zwischen Sprache und Metasprache zusammen: Aussagen über das System spiegeln sich innerhalb des Systems wider. Wenn wir ein Diagramm der Beziehung zwischen TNT und seiner Metasprache herstellen, erweist sich, daß wir etwas erzeugen, das auf bemerkenswerte Weise dem Diagramm ähnelt, das das Zentraldogma der Molekularbiologie darstellt. Wir beabsichtigen tatsächlich, diesen Vergleich im einzelnen durchzuführen; um das aber zu tun, müssen wir die Stellen angeben, an denen Typogenetik und wirkliche Genetik übereinstimmen und an denen sie sich voneinander unterscheiden. Natürlich ist die wirkliche Genetik ungleich komplexer als die Typogenetik — aber das „Begriffsskelett“, das der Leser sich beim Studium der Typogenetik angeeignet hat, wird als Führer im Labyrinth der wirklichen Genetik sehr nützlich sein.
DNS und Nukleotide
    Wir beginnen mit einer Diskussion über die Zusammenhänge zwischen „Strängen“ und DNS. Die Initialen bedeuten Desoxyribonukleinsäure. Die DNS der meisten Zellen befindet sich im Zellkern, einem kleinen, durch eine Membran geschützten Bereich. Gunther Stent nannte den Kern den „Thronsaal“ der Zelle, worin die DNS die Herrscherin ist. DNS besteht aus langen Ketten von relativ einfachen Molekülen, den Nukleotiden. Jedes Nukleotid besteht aus drei Teilen: 1) einer Phosphatgruppe, 2) einem Zucker (der Ribose), dem ein bestimmtes Sauerstoffatom fehlt, daher die Vorsilbe „desoxy“, und 3) einer Base. Nur durch die Base unterscheiden sich die Nukleotiden voneinander; um ein Nukleotid zu bestimmen, genügt also die Spezifizierung der Base. Die vier Basen-Typen, die in DNS-Nukleotiden auftreten, sind:
A:  Adenin
Purine
G:  Guanin
C:  Cytosin
Pyrimidine
T:  Thymin
    (Vgl. auch Abb. 91.) Man kann sich leicht merken, welches die Pyrimidine sind, weil der erste Vokal von „Cytosin“, „Thymin“ und „Pyrimidin“ „y“ ist. Später, wenn wir uns mit der RNS beschäftigen werden, wird „Uracil“ in Erscheinung treten und dieses Muster leider zerstören. (Anmerkung: Buchstaben, die Nukleotiden in der wirklichen Genetik repräsentieren, werden nicht in der SYNTAX -Schrift wiedergegeben, wie das bei der Typogenetik der Fall war.)
    Ein einziger DNS-Strang besteht also aus vielen Nukleotiden, die wie Perlen auf einer Schnur aufgereiht sind. Die chemische Bindung, die ein Nukleotid mit seinen beiden Nachbarn verbindet, ist sehr stark; solche Bindungen nennt man kovalente Bindungen und die „Perlenkette“ oft das kovalente Rückgrat der DNS.
    Nun tritt DNS im allgemeinen in Doppelsträngen auf, das heißt als zwei einfache Stränge, die Nukleotid um Nukleotid gepaart sind (Abb. 92). Es sind die Basen, die für

Abb. 91 . Die vier konstituierenden Basen der DNS: Adenin, Guanin, Thymin, Cytosin. [Nach: Hanawalt und Haynes, The Chemical Basis of Life, San Francisco 1973, S. 142.]

    Abb. 92 . Die DNS-Struktur gleicht einer Leiter, deren Holme abwechselnd Desoxyribose und Phosphat sind. Die Sprossen werden von den auf besondere Weise gepaarten Basen gebildet — A mit T, G mit C — und durch zwei bzw. drei Wasserstoffbrücken zusammengehalten. [Nach: Hanawalt und Haynes, The Chemical Basis of Life, S. 142]
    die besondere Art von Paarung, wie sie zwischen den Strängen stattfindet, verantwortlich sind.

Weitere Kostenlose Bücher