Gödel, Escher, Bach - ein Endloses Geflochtenes Band
und man soll sich, auf einer gewissen Stufe, vorstellen, daß der Lastwagen selbst den Satz schrieb und gewaschen zu werden verlangt. Auf einer anderen Ebene erkennt man deutlich, daß ein Kind es geschrieben hat, und genießt den Humor bei dieser Fehlsteuerung. Dies ist in der Tat ein Spiel, das auf der Interpretation von „mich“ auf der falschen Stufe beruht.
Genau diese Art von Doppeldeutigkeit hat sich in diesem Buch ergeben, erst im Contrakrostipunktus und später in den Überlegungen zu Gödels Kette G (und ihren Verwandten). Die für eine unspielbare Schallplatte gegebene Interpretation war „Ich kann auf dem Plattenspieler X nicht gespielt werden“, und die für unbeweisbare Aussagen lautete: „Ich kann im formalen System X nicht bewiesen werden.“ Nehmen wir diesen letzten Satz. Bei welchen Gelegenheiten, wenn überhaupt, sind Sie auf einen Satz gestoßen, der das Pronomen „ich“ enthielt, wobei Sie automatisch verstanden, daß es sich nicht auf den bezog, der ihn aussprach, sondern vielmehr auf den Satz selbst? Sehr wenige, würde ich meinen. Wenn das Wort „ich“ in einem Sonett von Shakespeare auftritt, bezieht es sich nicht auf eine vierzehnzeilige Gedichtform, die auf einer Seite gedruckt wurde, sondern auf ein Wesen aus Fleisch und Blut hinter der Szene irgendwo im Hintergrund.
Wie weit zurück verfolgen wir im allgemeinen das „Ich“ in einem Satz? Die Antwort scheint mir zu lauten: Wir suchen ein vernunftbegabtes Wesen, dem wir die Autorschaft anhängen können. Was aber ist ein vernunftbegabtes Wesen? Etwas, auf das wir uns bequem abbilden können. Gibt es in Weizenbaums „Doctor"-Programm eine Person? Wenn ja, welche? Eine kleine Debatte über diese Frage erschien kürzlich in der Zeitschrift Science.
Das führt uns zurück zu dem Problem, „wer“ die Computermusik komponiert. In den meisten Fällen ist die Triebfeder für solche Musikstücke ein menschlicher Intellekt, und der Computer wird mehr oder weniger einfallsreich als ein Werkzeug für die Verwirklichung einer Idee verwendet. Das ausführende Programm ist nichts, mit dem wir uns identifizieren können. Es ist ein einfaches und zielstrebiges Stück Software ohne Flexibilität, ohne Überblick über seine eigene Tätigkeit und ohne das Gefühl des „Selbst“. Wenn jedoch einmal die Menschen Programme entwickeln, die diese Eigenschaften haben und aus denen Musikstücke herauskommen, halte ich den Zeitpunkt für gekommen, meine Bewunderung in zwei Teile zu spalten: Ein Teil für den Programmierer,weil er ein so erstaunliches Programm geschaffen hat, und den anderen Teil für das Programm selbst, für seine Musikalität. Und es will mir scheinen, daß das nur dann stattfinden wird, wenn die interne Struktur eines solchen Programmes auf etwas beruht, das den „Symbolen“ in unserem Gehirn und ihren Auslösemustern ähnelt, die für den komplexen Begriff der Bedeutung zuständig sind. Die Tatsache einer solchen internen Struktur wird dem Programm Eigenschaften verleihen, angesichts derer man sich bis zu einem gewissen Grad mit ihm behaglich identifizieren kann. Bis dahin aber werde ich mich bei dem Satz „Dieses Stück hat ein Computer komponiert“ unbehaglich fühlen.
Automatisches Beweisen und Problemreduktion
Doch zurück zur Geschichte der AI. Etwas von dem, was man als erstes zu programmieren versuchte, war der intellektuelle Akt der Beweisführung. Dieser unterscheidet sich nicht von der Programmierung eines Computers für eine Ableitung von MU im MIU-System, nur daß die formalen Systeme oft komplizierter waren als das MIU-System. Es handelt sich um Versionen der Prädikatenlogik, die eine Erweiterung der Aussagenlogik durch Verwendung von Quantoren darstellen. Die meisten Regeln der Prädikatenlogik sind übrigens in TNT enthalten. Der Trick bei der Abfassung eines solchen Programmes ist der, einen Sinn für die Richtung zu geben, so daß das Programm nicht einfach auf der ganzen Landkarte umherschweift, sondern auf „relevanten“ Wegen arbeitet denjenigen, die nach vernünftigen Kriterien zu der erwünschten Kette hinführen.
Mit solchen Fragen haben wir uns in diesem Buch nicht besonders ausführlich beschäftigt. Wie kann man denn überhaupt wissen, wann man sich auf einen S ATZ hinbewegt, und woher weiß man, daß das, was man tut, nicht einfach ein Leerlauf ist? Das hoffte ich, mit dem MU-Rätsel zu illustrieren. Natürlich kann es darauf eine abschließende Antwort geben: Das ist der Inhalt
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