Gödel, Escher, Bach - ein Endloses Geflochtenes Band
zueinander sind? Einige Klötze liegen vielleicht aufeinander, andere stehen vielleicht vor anderen, es kann Schatten geben usw.
Winograds Arbeit befaßte sich jedoch nicht mit optischen Problemen. Ausgehend von der Annahme, daß die Klotzwelt im Gedächtnis des Computers gut repräsentiert war, sah er sich dem vielfältigen Problem gegenüber, wie man den Computer dazu bringen könnte
1)
auf englisch gestellte Fragen über die Lage zu verstehen,
2)
auf Fragen über die Lage auf englisch eine Antwort zu geben,
3)
auf englisch gegebene Befehle zu verstehen, um die Klötzchen zu verschieben,
4)
jeden Befehl in eine Reihenfolge von Operationen, die er ausführen kann, zu zerlegen,
5)
zu verstehen, was er getan hat und warum,
6)
seine Handlungen und die Gründe dafür auf englisch zu beschreiben.
Es könnte vernünftig scheinen, das Gesamtprogramm in modulare Unterprogramme aufzuteilen, einen Modul für jedes Einzelteil des Problems, und dann, wenn die Module einzeln entwickelt worden sind, sie perfekt zu integrieren. Winograd entdeckte, daß diese Strategie voneinander unabhängiger Module auf grundsätzliche Schwierigkeiten stieß. Er entwickelte einen radikalen Ansatz, der die Theorie, wonach Intelligenz in unabhängige oder halbwegs unabhängige Stücke aufgeteilt werden kann, in Frage stellt. Sein Programm SHRDLU — benannt nach dem alten Code „ETAOIN SHRDLU“, mit dem Linotype-Setzer Satzfehler in Zeitungsspalten markierten — zerlegte das Problem nicht in klar geschiedene begriffliche Teile. Die Operation des Verstehens von Sätzen, das Erzeugen von interner Repräsentation, das folgerichtige Denken über die Welt, die im Programm selbst repräsentiert ist, das Beantworten von Fragen — all das war auf komplizierte, verwickelte Weise in einer prozeduralen Repräsentation des Wissens miteinander verknüpft. Einige Kritiker haben bemängelt, daß dieses Programm so verworren sei, daß es überhaupt keine „Theorie“ über die Sprache repräsentiere und daß es auch in keiner Weise zu unserer Einsicht in die Denkprozesse beitrage. Meiner Meinung nach könnte nichts unrichtiger sein als solche Behauptungen. Eine Tour de force wie SHRDLU ist vielleicht dem, was wir tun, nicht isomorph — man darf keineswegs glauben, daß in SHRDLU die „Symbolstufe“ erreicht sei; aber die Erschaffung von SHRDLU und das Nachdenken darüber bietet uns überwältigende Einblicke, wie Intelligenz arbeitet.
Die Struktur von SHRDLU
SHRDLU besteht aus verschiedenen Prozeduren, von denen jede Wissen über die Welt enthält; aber die Prozeduren hängen so eng miteinander zusammen, daß sie sich nicht säuberlich trennen lassen. Das Programm ist ein sehr verworrener Knoten, der sich der Entwirrung widersetzt; aber die Tatsache, daß er sich nicht entwirren läßt, bedeutet nicht, daß man ihn nicht verstehen kann. Möglicherweise gibt es eine elegante geometrische Beschreibung des ganzen Knotens, auch wenn er physisch ein Wirrwarr bildet. Wir könnten auf eine Metapher in MU-Opfer zurückgreifen und es damit vergleichen, wie man einen Obstgarten von einem „natürlichen“ Gesichtspunkt aus betrachtet.
Winograd hat sehr erhellend über SHRDLU geschrieben. Ich zitiere hier aus dem Artikel in dem Buch von Schank und Colby:
Einer der grundlegenden Gesichtspunkte, die dem Modell zugrundeliegen, ist der, daß jeder Gebrauch von Sprache als eine Methode angesehen werden kann, beim Hörer Prozeduren zu aktivieren. Wir können jede Äußerung als ein Programm betrachten, das indirekt verursacht, daß eine Anzahl von Operationen im kognitiven System des Hörers ausgeführt wird. Dieses „Schreiben eines Programms“ ist indirekt in dem Sinn, daß wir es mit einem intelligenten Interpreter zu tun haben, der eine Anzahl von Aktionen auswählen kann, die ganz verschieden von der vom Sprecher beabsichtigten sind. Die genaue Form wird bestimmt durch seine Kenntnis der Welt, seine Erwartungen über die Person, die mit ihm spricht usw. In diesem Programm haben wir eine einfache Version des Interpretationsprozesses, wie es in dem Roboter stattfindet. Jede vom Roboter interpretierte Sentenz ist in PLANNER in eine Anzahl von Befehlen übersetzt. Das so erzeugte Programm wird dann gefahren, um die erwünschte Wirkung zu erhalten. 16
PLANNER erleichtert Problemreduktion
Die hier erwähnte Sprache PLANNER ist eine AI-Sprache, deren Hauptmerkmal ist, daß einige der für Problemreduktion notwendigen Operationen in sie eingebaut sind nämlich der
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