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Gödel, Escher, Bach - ein Endloses Geflochtenes Band

Gödel, Escher, Bach - ein Endloses Geflochtenes Band

Titel: Gödel, Escher, Bach - ein Endloses Geflochtenes Band Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas R. Hofstadter
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wäre. Gewiß, es gibt draußen in unserem Lande einen einzigen Fachmann, eine sehr berühmte Persönlichkeit — und nichts machte mir größere Freude, als ein Besuch von ihm, so daß ich mir ein Bild davon machen könnte, was wirkliche Könnerschaft auf den Klug-Dumms bedeutete. Doch ist er nie gekommen, und ich frage mich, ob ich jemals das Vergnügen haben werde.
    Schildkröte: Es wäre interessant, Schach gegen ein gut instruiertes Klug-Dumm zu spielen.
    Krebs: Eine äußerst spannende Idee. Das wäre ein wunderbares Zeichen für die Könnerschaft, ein Klug-Dumm so zu programmieren, daß es eine gute Schachpartie lieferte. Sogar noch interessanter — aber unendlich viel komplizierter — wäre es,ein Klug-Dumm hinreichend zu instruieren, so daß es in einer Unterhaltung seine Stellung behaupten könnte. Es könnte den Eindruck erwecken, daß es einfach eine andere Person sei!
    Achilles: Komisch, daß dieses Thema auftaucht, denn gerade habe ich einen Fetzen einer Diskussion über freien Willen und Determinismus gehört, der mich wieder einmal über solche Fragen nachdenken ließ. Ich gebe unumwunden zu, daß meine Gedanken sich mehr und mehr verwirrten, als ich der Idee nachging, und schließlich wußte ich wirklich nicht mehr, wo mir der Kopf stand. Aber diese Vorstellung, daß ein Klug-Dumm sich mit jemand unterhalten könnte — da wird einem schwindlig. Ich meine, was würde das Klug-Dumm selbst sagen, wenn man es nach seinen Ansichten über das Problem des freien Willens fragte? Ich fragte mich gerade, ob Sie beide, die Sie so viel über derartige Dinge wissen, mir den Gefallen tun und mir Ihre Auffassung des Problems erklären würden.
    Krebs: Achilles, Sie können sich nicht vorstellen, wie treffend Ihre Frage ist. Ich wünschte mir nur, daß mein Freund, der Pianist, hier wäre, denn ich weiß, daß das, was er zu diesem Thema zu sagen hätte, Sie faszinieren würde. In seiner Abwesenheit würde ich Ihnen gerne eine Behauptung aus einem Dialog vorlegen, auf den ich unlängst am Ende eines Buches stieß.
    Achilles: Doch nicht Kupfer, Silber, Gold: eine Unzerstörbare Metallische Legierung?
    Krebs: Nein. Soweit ich mich erinnere, hieß es Giraffen, Elefanten, Büffel: ein Ewiges Grasland-Bestiarium — oder so ähnlich. Auf jeden Fall zitiert gegen Ende des erwähnten Dialogs ein gewisser äußerst drolliger Charakter Marvin Minsky zum Problem der Willensfreiheit. Kurz darauf zitiert dieser drollige Charakter, während er mit zwei anderen Personen spricht, Minsky zum Thema der musikalischen Improvisation, der Computersprache Lisp und Gödels Satz und — man höre all das ohne auch nur die geringsten Quellenangaben von Minsky!
    Achilles: Oh, wie schändlich!
    Krebs: Ich muß gestehen, daß er weiter vorne im Dialog einen Hinweis darauf eingebaut hat, daß er Minsky gegen das Ende zu zitieren WIRD , und so kann man ihm vielleicht verzeihen.
    Achilles: Sieht so aus. Jedenfalls bin ich begierig, Minskys Ansicht über das Problem der Willensfreiheit zu hören.
    Krebs: Ach ja ... Marvin Minsky sagte: „Wenn intelligente Maschinen gebaut werden, sollte es uns nicht überraschen, wenn sie so verworren und hartnäckig wären wie die Menschen, was ihre Überzeugungen hinsichtlich Geist und Materie, Bewußtsein, Willensfreiheit und ähnlichem betrifft.“
    Achilles: So etwas hat man gern! Ein ganz lustiger Gedanke: Ein Automat, der glaubt, er habe einen freien Willen. Das ist fast so albern, wie wenn ich dächte, ich hätte keinen freien Willen!
    Schildkröte: Ich nehme an, Achilles, es kam Ihnen noch nie in den Sinn, daß wir drei Sie, ich selbst und Herr Krebs, — alle Charaktere eines Dialogs sein könnten, vielleicht sogar eines, der dem von Herrn Krebs erwähnten ähnlich ist.
    Achilles: Ach, natürlich kam mir das schon in den Sinn. Ich nehme an, daß jeder normale Mensch hin und wieder solche Einfälle hat.
    Schildkröte: Und Herr Ameisenbär, Herr Ai, Zeno, sogar Zeus — wir könnten alle Charaktere einer Reihe von Dialogen in einem Buch sein.
    Achilles: Gewiß könnten wir das. Und der Autor könnte auch einfach hereinkommen und Klavier spielen.
    Krebs: Genau das hatte ich gehofft. Aber er kommt immer zu spät.
    Achilles: Wollen Sie mich auf den Arm nehmen? Ich weiß, daß ich nicht irgendwie von einer anderen geistigen Macht beherrscht werde. Ich habe meine eigenen Gedanken, ich drücke mich so aus, wie ich will — das können Sie nicht leugnen!
    Schildkröte: Niemand leugnet irgend etwas davon,

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