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Gödel, Escher, Bach - ein Endloses Geflochtenes Band

Gödel, Escher, Bach - ein Endloses Geflochtenes Band

Titel: Gödel, Escher, Bach - ein Endloses Geflochtenes Band Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas R. Hofstadter
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diesem Augenblick fliegt plötzlich die Tür auf. Herein kommt der Autor mit einem gigantischen Manuskript unter dem Arm.)
    Autor: Ich komme sehr gut ohne ein solches Programm aus. Denn wenn meine Charaktere einmal Form angenommen haben, wissen Sie, scheinen sie ein Eigenleben zu führen, und es kostet mich nur wenig Mühe, ihre Sätze zu planen.
    Krebs: Oh, da sind Sie ja! Ich dachte, Sie würden überhaupt nicht mehr eintreffen!
    Autor: Tut mir leid, daß ich so spät komme. Ich schlug den falschen Weg ein undlandete irgendwo ganz weit weg. Aber irgendwie fand ich dann doch zurück. Freut mich, Sie zu sehen, Herr Schildkröte und Herr Krebs. Und ganz besonders Sie, Achilles.
    Achilles: Wer sind Sie? Ich habe Sie noch nie gesehen.
    Autor: Ich bin Douglas Hofstadter — bitte nennen Sie mich Doug —, und ich bin gerade dabei, ein Buch fertigzustellen, das Gödel, Escher, Bach: ein Endloses Geflochtenes Band heißt. Es ist das Buch, in dem Sie drei vorkommen.
    Achilles: Freut mich sehr. Mein Name ist Achilles, und -
    Autor: Nicht nötig, sich vorzustellen, Achilles, ich kenne sie doch schon recht gut.
    Achilles: Verrückt, verrückt!
    Krebs: Er ist derjenige, von dem ich sagte, er würde vielleicht vorbeikommen und den Continuo mit uns spielen.
    Autor: Ich habe das Musikalische Opfer zuhause auf meinem Klavier ein bißchen gespielt, und ich kann versuchen, mich durch die Trio-Sonate zu stümpern vorausgesetzt, daß Sie meine vielen falschen Töne überhören werden.
    Schildkröte: Nun, wir sind in derlei Dingen sehr tolerant hier, wir sind ja selber auch alle Amateure.
    Autor: Hoffentlich macht es Ihnen nichts aus, Achilles, aber daß danach im Park Sie und Herr Schildkröte dasselbe sagten, nur in umgekehrter Reihenfolge, ist meine Schuld.
    Krebs: Vergessen Sie mich nicht! Ich war auch dort, mittendrin, und steuerte meine Ideen bei.
    Autor: Natürlich. Sie waren der Krebs im Krebs-Kanon.
    Achilles: Sie sagen also, daß Sie meine Äußerungen steuern? Daß mein Gehirn ein Software-Teilsystem des Ihrigen ist?
    Autor: Sie können es so ausdrücken, wenn Sie wollen, Achilles.
    Achilles: Angenommen, ich schriebe Dialoge. Wer wäre ihr Autor, Sie oder ich?
    Autor: Natürlich Sie. Zumindest würden Sie in der fiktiven Welt, die Sie bewohnen, als deren Autor anerkannt.
    Achilles: Fiktiv? Ich sehe nicht, was daran fiktiv sein könnte!
    Autor: Während in der Welt, in der ich wohne, die Autorschaft vielleicht mir zugeschrieben würde, obgleich ich nicht sicher bin, ob es richtig wäre, das zu tun. Und dann: Wer immer verursachte, daß ich veranlaßte, daß Sie Ihre Dialoge schrieben, wird in seiner Welt (von der aus gesehen die MEINE fiktiv anmutet) dafür Anerkennung finden.
    Achilles: Das ist ein harter Brocken! Ich habe mir bis heute nicht vorstellen können, daß es über meiner Welt noch eine andere geben könnte — und nun deuten Sie an, daß es über dieser sogar noch eine andere geben könnte. Es ist, als stiege man eine vertraute Treppe hinauf und ginge einfach weiter, nachdem man das obere Ende erreicht hat — oder wenigstens das, was man bisher als das obere Ende betrachtet hatte.
    Krebs: Oder man wacht aus dem auf, was man als wirkliches Leben aufgefaßt hat und entdeckt, daß es nur ein Traum war. Das könnte immer wieder geschehen, niemand wüßte, wo es enden würde.
    Achilles: Es ist höchst verblüffend, wie die Charaktere in meinen Träumen ihren eigenen Willen haben und Rollen spielen, die von MEINEM Willen unabhängig sind. Es ist, als ob mein Geist, wenn ich träume, lediglich eine Bühne bildete, auf der gewisse andere Lebewesen ihr Leben aufführen. Und dann, wenn ich erwache, gehen sie fort. Ich frage mich, wo sie wohl hingehen mögen ...
    Autor: Sie gehen an den gleichen Ort, an den der Schluckauf geht, wenn man ihn los wird: nach Tumbolia. Sowohl der Schluckauf wie auch die Traumwesen sind Software-Teilorganismen, die dank der Biologie des äußeren Wirt-Organismus existieren. Der Wirt-Organismus dient ihnen als Bühne — oder gar als Universum. Sie führen eine Zeitlang ihr Leben auf — wenn aber der Wirtorganismus seinen Zustand erheblich verändert — zum Beispiel aufwacht — dann verlieren die Teil-Organismen ihren Zusammenhalt und hören auf, als separate, identifizierbare Einheiten zu existieren.
    Achilles: Wie Sandburgen, die verschwinden, wenn eine Welle über sie hinwegspült?
    Autor: Genauso, Achilles. Schluckauf, Traumgestalten und sogar Charaktere eines Dialogs zersetzen sich, wenn

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