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Gödel, Escher, Bach - ein Endloses Geflochtenes Band

Gödel, Escher, Bach - ein Endloses Geflochtenes Band

Titel: Gödel, Escher, Bach - ein Endloses Geflochtenes Band Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas R. Hofstadter
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Modell seinen Ansprüchen genügen würde, und da er nun den doppelten Betrag hatte ...
Achilles:
Oho — ich habe eine Idee! Er hätte Sie leicht überlisten können, indem er ein Low-Fidelity-Grammophon erstanden hätte, also eines, das die Töne, die es zerstörten, nicht wiedergeben könnte. So hätte er Ihre Falle vermieden.
Schildkröte:
Sicher. Das würde jedoch die ursprüngliche Absicht vereiteln, nämlich die, ein Grammophon zu besitzen, das jeden Ton, sogar den selbstzerstörerischen, wiedergäbe, was natürlich unmöglich ist.
Achilles:
Tatsächlich. Ich sehe jetzt das Dilemma. Wenn irgendein Plattenspieler - sagen wir Plattenspieler X — genügend High-Fidelity hat, dann wird er beim Versuch, das Lied „Ich kann nicht auf dem Plattenspieler X gespielt werden“ zu spielen, genau die Schwingungen erzeugen, die diesen zum Zerbrechen bringen ... So ist er also nicht Vollkommen. Und doch bewirkt die einzige Methode, diese Schwierigkeit zu umgehen, nämlich daß der Plattenspieler X einen geringeren Grad von Wiedergabetreue aufweist, sogar noch unmittelbar, daß er nicht Vollkommen ist. Anscheinend ist jeder Plattenspieler für den einen oder den anderen dieser Mängel anfällig, und deshalb sind alle Plattenspieler unvollkommen.
Schildkröte:
Ich begreife nicht, warum Sie sie als „unvollkommen“ bezeichnen. Es liegt ganz einfach im Wesen der Plattenspieler, daß sie nicht alles tun können, was man sich von ihnen wünscht. Wenn aber ein Mangel vorliegt, dann nicht in ihnen, sondern in den Erwartungen, die Sie in sie setzen. Und Carl Krebs war einfach voll von solchen unrealistischen Erwartungen.
Achilles:
Kann mich vor Mitleid mit Herrn Krebs kaum fassen. High Fidelity oder Low Fidelity, er verliert in beiden Fällen.
Schildkröte:
Allerdings. Und so ging das Spielchen ein paar Runden weiter, und schließlich versuchte es unser Freund mit etwas besonders Pfiffigem. Er kam hinter das Prinzip, das meinen Platten zugrunde liegt, und versuchte mich zu übertölpeln. Er schrieb dem Hersteller des Grammophons und schilderte ein selbsterfundenes Gerät, das sie nach seinen Angaben konstruierten. Er nannte es „Plattenspieler Omega“. Es war um ein Beträchtliches komplexer als ein gewöhnlicher Plattenspieler.
Achilles:
Lassen Sie mich raten! Hatte er keine beweglichen Bestandteile? Oder war er aus Baumwolle? Oder ...
Schildkröte:
Interessante Idee! Doch ich will es Ihnen sagen. Das wird Zeit sparen. Erstens war im Plattenspieler Omega eine Fernsehkamera eingebaut, deren Zweck es war, jede Platte abzutasten, bevor sie gespielt wurde. Diese Kamera war mit einem kleinen eingebauten Computer verbunden, der die Rillenmuster prüfte und so die Art der Töne genau feststellte.
Achilles:
So weit, so gut. Doch was fing der Plattenspieler Omega wohl damit an...
Schildkröte:
Computerseitig fand das Gerät durch komplizierte Berechnungen heraus, welche Auswirkungen die Töne auf den Plattenspieler haben würden. Wenn der Computer zum Ergebnis kam, daß die Töne derart waren, daß sie die Maschine in ihrer gegenwärtigen Konstruktion zum Zerspringen bringen würden, dann tat er etwas ganz besonders Schlaues. Omega enthielt eine Vorrichtung, die große Teile des in ihm enthaltenen Grammophons zerlegen und auf neue Art zusammensetzen konnte, so daß er tatsächlich seine eigene Struktur verändern konnte. Wenn die Töne „gefährlich“ waren, wählte er eine neue Zusammenstellung, eine, für die die Töne keine Bedrohung mehr darstellten, und diese neue Zusammenstellung wurde dann von einer Neukonstruktions-Einheit unter Leitung des kleinen Computers gebaut. Erst nach dieser Neukonstruktion versuchte der Plattenspieler Omega, die Platte zu spielen.
Achilles:
Ha, das muß für Sie sicher das Ende Ihrer Tricks gewesen sein. Ich wette, daß Sie einigermaßen enttäuscht waren.
Schildkröte:
B efremdlich, daß Sie das glauben ... Ich nehme nicht an, daß Sie Gödels Unvollständigkeitssatz rückwärts und vorwärts kennen — oder doch?
Achilles:
Erklären Sie: W ESSEN Satz soll ich rückwärts und vorwärts kennen? Ich habe nie von dergleichen gehört. Es ist sicher faszinierend, aber ich wüßte gern ein bißchen mehr über „Musik zum Zerbrechen von Platten“. Es ist eine amüsante kleine Geschichte. Ich glaube, daß ich das Ende bereits weiß. Offenbar hatte es keinen Zweck, weiterzumachen, und so gestanden Sie auch schön brav Ihre Niederlage ein, und damit basta. Ist es nicht so?
Schildkröte:
So etwas! Schon

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