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Gößling, Andreas

Titel: Gößling, Andreas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenpforte Die
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am liebsten umbringen oder so was.«
    »Blödes Zeug«, ließ ihn die Lady zu seiner Linken, Typus mütterliche Grundschullehrerin, ins Leere laufen. »Die spielen da draußen an der Schlossruine ein kreatives Rollenspiel – hast du noch nichts davon gehört? Lauter böse alte Zauberer und dann diese beiden jungen Leute, die alles wieder in Ordnung bringen.«
    Der Bankmann legte die Stirn in Falten. »Ooo-kay«, antwortete er so gedehnt, dass er noch längst nicht mit der zweiten Silbe durch war, als Marian und Billa den Platz hinter sich hatten und drüben in die Gaststube des »Moorgrafen« traten.
    Der Wirt ließ seine Tausendfüßler-Brauen in die Höhe schnellen. »Im Nebenzimmer«, sagte er und schaute sie beide von oben bis unten an. »Deine Mutter wartet schon.«
    »Und Frau Doktor Dommler?«
    »Ist heute früh abgereist.«
    Na, denn mal los, dachte Marian. Er zog Billa zwischen den vollbesetzten Tischen hindurch zu dem kleinen Nebenzimmer. Bei Marthelms Beerdigung hatten hier die Logenbrüder getafelt. Der Tisch hätte bequem zwei Dutzend Essern Platz geboten. Heute aber war nur am hinteren Ende für drei Personen aufgedeckt.
    Ein wenig verloren saß Linda dort unter einem Ölgemälde, das in romantischer Manier eine Moorlandschaft darstellte: Abenddämmerung mit gelben Nebelschwaden, hagere Baumleichen mit Dohlenvögeln drauf.
    »Da seid ihr ja, Kinder.« Sie schrak sichtlich zusammen, als Marian und Billa zu ihr reinkamen. Zwar versuchte sie, sich ihren Schrecken nicht anmerken zu lassen, aber Marian konnte sie nichts vormachen. Ihr Blick flatterte von ihm zu Billa und wieder zurück. Von dem Pentagramm vor seiner Brust zu dem Zahn-Diadem in Billas Haaren. »Setzt euch doch«, fuhr sie in viel zu munterem Ton fort. »Ihr freut euch bestimmt auf ein le ckeres Abendessen, wie? Ich freue mich jedenfalls«, fuhr sie entschlossen fort, als sie keine Antwort bekam. »Wollt ihr euch nicht endlich hinsetzen? Magst du mir deine Freundin nicht vorstellen, Marian?«
    »Hast du doch längst recherchiert, Mutter.« Marian ließ sich auf einen Stuhl fallen. Klirrend folgte Billa seinem Beispiel. »Linda, das ist Laura«, sagte er. »Billa, das ist meine Mutter.«
    Kein guter Anfang für einen gemeinsamen Abend, das merkte er gerade noch rechtzeitig. Also nahm er sich zu sammen, so wie auch Billa und Linda sich zusammenrissen. Mit angeklebtem Grinsen saßen sie alle drei an ihrer Tischecke und redeten ungefähr zwei Stunden lang freundliches Hohlzeug.
    Linda sagte: »Wie schön, dass wir uns auch mal kennenlernen, Billa.«
    »Find ich auch, Frau Hegendahl.« Billa lächelte sanft.
    »Ach, nenn mich doch einfach Linda«, rief seine Mutter eine Spur zu laut. »Erzähl mir doch ein bisschen was von dir – was deine Eltern so machen, wo du zur Schule gehst.«
    Billas Augen fingen an, verdächtig zu glitzern. Nicht etwa, weil das Hexenbiest in ihr wach geworden wäre – solange sie all die Amulette und zusätzlich das Wehrtuch trug, hatte Sylvenia nicht die geringste Chance. Aber seitdem war Billa auch praktisch andauernd kurz davor, in Tränen auszubrechen.
    Doch sie kriegte die Kurve und tischte Linda nicht etwa schluchzend die Geschichte von ihrem Bruder auf, der von den Hexen seit drei Jahren im Bannwald festgehalten wurde und an den Marian sie so wahnsinnig erinnerte. Stattdessen putzte sie sich geräuschvoll die Nase und erzählte dann bloß, dass sie in Gmund am Te gernsee wohnte. Bei ihrer Mutter, denn ihre Eltern lebten seit ein paar Jahren getrennt. Ihr Vater arbeitete mittlerweile in den USA. »Er baut Kraftwerke und solche Sachen.«
    »In Gmund«, sagte Marian. »Das ist ja nicht mal so weit weg von Starnberg, oder?«
    Linda sah ihn mit offenkundiger Verblüffung an. »Das wusstest du noch nicht? Ja, worüber redet ihr denn, wenn ihr praktisch Tag und Nacht zusammen seid?«
    Marian und Billa wechselten betretene Blicke. »Das erzähl ich dir ein andermal, Mutter«, sagte er.
    Glücklicherweise hatte der Wirt mittlerweile die gigantische Fischplatte für angeblich nur drei Personen angeliefert – auf einem quietschenden Servierwagen und mit Unmengen köstlicher Beilagen. Unsere Henkersmahlzeit, dachte Marian. Zumindest war es ihr letztes Essen vor der Expedition ins Hexenholz.
    Davon durfte Linda allerdings nicht das Geringste er fahren. Natürlich spürte seine Mutter, dass irgendwas mit ihnen beiden überhaupt nicht in Ordnung war. Dass sie still und bedrückt wie zwei Todeskandidaten am Vorabend ihrer

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