Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Gößling, Andreas

Titel: Gößling, Andreas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenpforte Die
Vom Netzwerk:
Hinrichtung bei ihr saßen. Dass es ihnen mit all dem krassen Zeug, womit sie sich behängt hatten – den Amuletten, Tüchern, Ketten –, auf düstere Weise ernst war. Dass sie verschreckt und verstört und trotzdem total durchdrungen waren von der Aufgabe, die allem Anschein nach vor ihnen lag.
    »Es könnte sein, Linda«, sagte Marian schließlich, »dass du die nächsten paar Tage nicht so viel von mir hörst …«
    Sie sah ihn erschrocken an und sagte erst mal gar nichts. »Aber was ihr da vorhabt«, begann sie dann, »das ist doch hoffentlich nicht gefähr …?«
    Marian schnitt ihr das Wort ab. »Ich schreib dir ab und zu ’ ne SMS. Wenn alles gut geht, sehen wir uns am 9.9. wieder.«
    »Wenn alles gut geht?« Linda sah jetzt extrem alarmiert aus. »Aber was könnte denn passieren – ich meine, was wollt ihr denn machen?«
    Wieder wechselten Marian und Billa einen Blick.
    »Es ist … eine Art Spiel«, sagte Billa und lächelte Linda an.
    »Aber seid bitte vorsichtig, ihr zwei.« Seine Mutter schien immer noch ziemlich beunruhigt. »Und am 9. musst du wirklich wieder hier sein, Marian. Diese Kanzlei Teuschow hat mich angerufen – wir haben dort um 14 Uhr einen Termin mit Marthelms Notar.«
    Marian versprach ihr alles, was sie wollte. Am 9.9. um zwei Uhr mittags würde alles längst gelaufen sein – so oder so.
    »Vielen Dank für die Einladung, Frau Hegendahl«, sagte Billa. »Wir müssen jetzt wirklich gehen.«
    Sie standen beide gleichzeitig auf. »Ciao, Mutter«, sagte Marian. Er schaffte es, ihr komplizenhaft zuzugrin sen. Keine Sorge, sollte das heißen, hab alles unter Kontrolle.
    Aber wenn hier irgendjemand überhaupt nix unter Kontrolle hat, dachte er, während sie sich hastig zum Ausgang der Gaststube bewegten – dann ja wohl ich.

70

    Abends flogen Wolken von Dohlen, Krähen, Rabenvögeln krächzend um ihren Turm. Mit Billas Lippenstift, mit Schminke und Kohlestiften malten sie Pentagramme und Ouroboroszeichen auf jede Zinne, damit die Hexenvögel nicht bei ihnen landen konnten.
    Bei Tag und Nacht schlichen die Katzen unten um ihre Tür, doch Marian und Billa verließen den Turm nur noch, wenn es sich überhaupt nicht vermeiden ließ. Die Tage verbrachten sie meist oben auf dem Turmfirst, die Nächte in der Kammer. Seit der Fischvesper mit Linda im »Moorgraf« hatten sie keinen Bissen mehr gegessen. Ihre Körper wurden leicht wie der Wind, ihr Geist so klar wie die Alpenluft bei Föhn.
    Die Fensterluke in der Kammer ging auf den Schlosshof hinaus. Nacht für Nacht ließen die Hexen dort vom Brunnen her modriges Laub aufwirbeln. Blätter und Dreck tanzten und drehten sich vor der Luke, im Wüten eines Sturms, der einzig um den Turm herum tobte. Im Heranwirbeln ballten sie sich zu Käuzen und Eulen, drängten mit peitschendem Flügelschlag durch den Mauerschlitz. Während ihrer ersten Nacht in der Turmkammer wären Marian und Billa beinahe im Schlaf überrumpelt worden. Doch vom Jagdschrei der Eulen aufgeschreckt, war Billa zur Luke gestürzt und hatte ihr Wehrtuch vor der Öffnung ausgespannt. Seit sie das Fenster jeden Abend auf diese Weise verschlossen, hatten sie auch vor den Nachtvögeln Ruhe.
    Am Morgen des 8. September würden sie ins Hexenholz gehen und versuchen, die Golems unschädlich zu machen, bevor die Ungeheuer aus dem Bannschlaf erwachen konnten. Die Zeit bis dahin verging für Marian noch rascher als für Billa. Denn zwischendurch katapultierte er sich noch mehrmals in Julians Welt zurück.
    Ob der Famulus unter Zwang oder aus freien Stücken gehandelt hatte, war ihm noch immer nicht ganz klar. Jedenfalls hatte Julian dem Großmächtigen Meister un terdessen verraten, wo er den Hexenlehm versteckt hatte. Die Lichtträger hatten den Batzen aus Balthasar Münt zers Sonnenblumenbeet gebuddelt, und wenig später er schien Meister Justus wieder im Verlies, wo Julian und sein Freund angekettet darbten.
    Gerade in diesem Moment katapultierte sich Marian mit dem Talmibro herüber. Meister Justus stutzte, als Julian unvermittelt krauses Zeug zu murmeln begann. »Bormilat …«
    »Was faselt Er, Rabe?« Justus beugte sich zu ihm hinab, die Hände auf die Knie gestützt. »Wiederhol Er mir, was Er da eben gemurmelt hat!«
    Der Famulus schaute mit treuherziger Miene zu ihm auf. »›So wird das‹, Meister«, sprach er. »Weiter war ich noch nicht gekommen, als Ihr mich zu unterbrechen geruhtet. So wird das – wollte ich sagen – doch noch was mit unser beider Kreatur.«
    Der

Weitere Kostenlose Bücher