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Gößling, Andreas

Titel: Gößling, Andreas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenpforte Die
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umwunden. Außerdem sämtliche Zähne drangeknotet, die ihr von zwo bis zwölf ausgefallen oder gezogen worden waren. Sie klirrte wirklich wie ein wandelnder Lampenladen, aber auch das war ih nen egal.
    Sie gingen über den Schlosshof, ohne sich um die rot-weiß getigerten Katzen zu scheren. Das goldene Pentagramm funkelte im Abendlicht vor Marians Brust. Katzenviecher, wohin man auch schaute – in Ruinenlöchern, auf dem Brunnenrand, im Gestrüpp versteckt. Fauchend suchten sie das Weite, brachten sich auf Bäumen oder Mauern in Sicherheit und sahen ihnen mit gebleckten Zähnen hinterher.
    Klothas Biester hatten den ganzen Nachmittag über den Turm belagert, während Marian erst bei Julian festgesessen hatte, dann in der Geisterwelt umhergeirrt war. Sie hatten es nicht geschafft – oder nicht gewagt –, in den Turm einzudringen. Aber Marian war klar, dass dies erst der Anfang gewesen war. Die Hexen würden nichts un versucht lassen, um Billa wieder in ihre Gewalt zu bringen.
    Alles, was sie beide zu ihrem Schutz machen konnten, war mittlerweile getan. Sich im Turm verbarrikadieren, unter den Tüchern, mit Amuletten behängt. Sich innerlich vorbereiten für den großen Tag. Sich vorgaukeln, dass sie eine echte Chance hatten, die Golem-Katastrophe doch noch aufzuhalten.
    Aber hatten sie die wirklich – zumindest den Schatten einer Chance? Der Schreck über seinen Irrflug in die Welt der grauen Schemen saß Marian noch in den Knochen. Aber es war sehr viel mehr als ein flüchtiges Erschrecken – es war das lähmende Gefühl, vollkommen machtlos zu sein. Wie hatte er jemals glauben können, dass er das Erwachen der Golems verhindern könnte? Ich trage überhaupt keine Macht in mir, dachte er – auch die Dämonenpforte unter dem Logenhaus kann ich so wenig wie irgendwer sonst verschließen. Ich werde es auch gar nicht versuchen, egal was Godobert von mir erwartet oder was ich ihm geschworen hab. Nicht nach dem, was ich heute in der Geisterwelt erlebt und gesehen habe.
    Wohin genau es ihn da verschlagen hatte, verstand er immer noch nicht so richtig. Doch es musste irgendein Ort auf der anderen Seite gewesen sein, in der Dämonenwelt. Er hatte Billa alles erzählt, und sie hatte mit großen Augen zugehört und schließlich geflüstert: »Ob Jakob auch da drüben ist – bei diesen Schatten?« Darauf wusste Marian erst recht keine Antwort. Eines stand al lerdings für ihn fest: Wäre er nur einen Wimpernschlag später von dort geflohen, dann hätten sich all diese boshaften Schattenfratzen auf ihn gestürzt, ihn in tausend Nebelfetzen zerrissen. Und der Golem hätte seine Überreste zerstampft und in alle grauen Winde zerstreut.
    Und doch mussten Billa und er zumindest diesen letzten Versuch noch riskieren, auf den sie sich seit gestern vorbereiteten. Ins Hexenholz vordringen, bis zum Drachenmaul. Dort die schlafenden Golems mit Sylvenias widerwilliger Hilfe an den einzigen Ort katapultieren, an dem sie – vielleicht, hoffentlich – nichts Übles mehr ausrichten konnten.
    Mindestens ein Dutzend der rot-weiß getigerten Katzenviecher schlich ihnen bis zum unteren Ende des Parks hinterher. Die Tiere beobachteten sie von Mauern und Bäumen aus, mit glühenden Augen, in Gräben oder Gräser geduckt. Mindestens genauso vielen Logenbrüdern begegneten sie unterwegs: auf Wegen und Kreuzungen im Park, schließlich bei den Überresten der alten Grenzmauer, die früher mal das gesamte Schlossgelände umschlossen hatte. Stumm hielten sie Wache, grüßten Marian mit einer seltsam feierlichen Gebärde: Sie neigten den Kopf, der mit einem Wehrschleier verhüllt war, und drückten dabei die flachen Hände vor der Brust zusammen.
    Auf dem Waldweg, der in Schlangenwindungen nach Croplin hinabführte, trafen Marian und Billa auf einen weiteren Wächter. Er trat hinter einem Baum hervor und warf sein Tuch zurück. Es war Torgas.
    »Marian.« Der alte Mann breitete die Arme aus – unklar, ob er ihn umarmen oder ihm einfach den Weg versperren wollte. »Bist du nun so weit?«
    »Noch nicht.« Marian senkte den Kopf. Er kam sich wie ein Verräter vor. Wie ein Hochstapler wider Willen, wie ein Papierflieger, von dem jeder glaubte, dass er das Weltall durchqueren könnte. »Wie sieht es aus – bei der Pforte?« Er fragte es nur, weil der Bruder Türsteher keine Anstalten machte, ihnen den Weg freizugeben. Weil er so bekümmert dreinschaute und gleichzeitig so hoffnungsvoll.
    »Mit jeder Stunde wird es ärger.« Torgas’ Augen wei teten

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