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Gößling, Andreas

Titel: Gößling, Andreas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenpforte Die
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Marthelm?«
    »Du meinst, ob auch er seine Seele dem Teufel ver pfändet hatte?« Er kratzte sich im Nacken. »Sagen wir so – es gab Dinge, über die hat er lieber mit mir gesprochen als mit den Brüdern in seiner Loge. Dabei war diese Loge doch zumindest in früheren Zeiten als Stätte finsterster Teufelsbeschwörung verschrien. Während ich – trotz allem und immer noch – als Mann der Wissenschaft gelte.«
    Er erhob sich, ergriff im Aufstehen Lindas Hand und deutete einen Handkuss an. »Es war mir ein Vergnügen, mit einer so reizenden Bewährungshelferin zu plaudern.« Dann schüttelte er Marian die Hand. »Und mit einem jungen Mann, der offenbar berufen ist, eine gewisse Familientradition fortzusetzen.«
    Es dauerte eine Weile, bis sich Linda einigermaßen gefasst hatte. »Eine gewisse Familientradition? Na, der soll sich noch einmal in unsere Nähe wagen – dieser verrückte alte Mann!«
    Doch da war Hanno Bußnitz mit seinem schwarzen Cadillac längst wieder zu seinen Steinzeitleichen davongeschnurrt.

26

    Später am Abend kam der Horror zurück. Marian warf sich in seinem Hotelbett hin und her und sah immer nur die Golems vor sich: sechs plumpe Lehmriesen, wie sie einer hinter dem anderen die Treppe unter dem Logenhaus emporstampften.
    Albträume? Viel schlimmer – er lag mit offenen Augen im Dunkeln und schaffte es einfach nicht, an was anderes zu denken, diesen Horrorfilm auszuschalten, eine andere DVD einzulegen. Er sah immer nur die Golems, wie sie im ehemals Hegendahl’schen Gutshaus herumstampften, alles zertrümmerten, dabei groß und größer wurden – so schnell, dass man zuschauen konnte, wie sie in die Höhe und Breite wuchsen. Wie die Logenbrüder schreiend vor ihnen flohen, sich oben in der Bibliothek verbarrikadierten. Aber die Golems stampften hinter ihnen her, brachen durch die Tür zum Büchersaal, fegten die uralten Wälzer links und rechts auf den Boden, rissen alle Regale um und zerstampften sie zu Kleinholz. Die Freimaurer, in der Ecke beim Lesepult zusammengedrängt, begannen aufs Neue um Hilfe zu schreien, doch die Golems stampften weiter auf sie zu. Da befahl Meister Godobert, das Fenster über dem Pult zu öffnen: Ehe die Golems sie ergreifen, mit ihren Lehmpranken packen, erwürgen, in der Luft zerfetzen konnten, sprangen die Logenbrüder einer hinter dem anderen aus dem Fenster – hinab in den Hexenwald …
    Schließlich gab Marian es auf und schaltete das Licht auf seinem Nachttisch ein: halb zwölf. An Schlaf war in dieser Nacht anscheinend nicht mal zu denken. Er stand auf, ging zum Sessel rüber und holte das Talmibro aus seiner Jeanstasche. Aber jetzt in Julians Welt rüberzugehen, hatte ja keinen Sinn. Dort war es noch nicht mal neun Uhr vormittags – der Famulus musste noch den ganzen Tag lang in seinem Keller Kräuter zerhacken oder sonst etwas mörderisch An strengendes machen. Auf jeden Fall würden sie dort unter der Apotheke festsitzen – keine Chance, zu Justus He gendahl zu schleichen, nachzusehen, was der Großmächtige Meister dort in seinem Verlies vielleicht wieder trieb. Jedenfalls nicht, bevor es bei Julian Abend wurde.
    Also schob Mariam das Talmibro zurück und nahm stattdessen sein Handy aus der Gürteltasche. Er musste mit irgendwem über die ganze Sache reden. Aber mit wem nur? Er legte sich wieder aufs Bett. Eigentlich kam nur sie in Frage: Billa. Sie wusste viel mehr über die ganze Sache, als sie bisher zugegeben hatte.
    Was würde sie sagen, wenn er um Mitternacht anrief? Mach’s halt, dann hörst du ja, was sie sagt. Oder ob sie vielleicht gar nicht drangeht.
    Sie meldete sich nach dem ersten Klingeln. »Marian?« Ihre Stimme klang hellwach.
    »Sorry, es ist schon spät, aber …«
    »… dir läuft die Zeit weg, ich weiß.«
    Diese besserwisserische Art, ihn zu unterbrechen und seine Sätze zu Ende zu sprechen, war eigentlich ziemlich nervig. Obwohl sie schon wieder ins Schwarze getroffen hatte. »Woher weißt du das denn?«, fragte er.
    »Na ja, ganz blöd bin ich auch nicht.« Sie war noch heiserer als sonst. Was machte sie nur mit ihren Stimmbändern, dass sie immer so kratzig klang – Pferde anschreien? »Bei der Beerdigung kriegst du einen Brief von diesem Oberlogentyp zugesteckt. Und dann hängst du halbe Tage bei den alten Brüdern ab. Und wenn du mal durch die Stadt läufst, benimmst du dich, als ob du gerade per Anhalter durch die Galaxis fährst.«
    Er musste lachen. »Gar nicht mal so weit daneben.« Konnte sie etwa hellsehen,

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