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Gößling, Andreas

Titel: Gößling, Andreas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenpforte Die
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an seiner Stelle geantwortet: »Bei den Logenbrüdern, fürchte ich.«
    Marian fühlte sich gleich zweifach bestätigt: in der Annahme, dass er Hanno Bußnitz früher oder später hier in Croplin wieder über den Weg laufen würde. Und in seiner Ahnung, dass der Professor von Meister Godobert und den anderen Logenbrüdern keine sonderlich hohe Meinung hatte.
    Allerdings war er überhaupt nicht darauf gefasst gewesen, seine Mutter und den Professor am selben Tisch in der Gaststube des »Moorgrafen« vorzufinden. Linda mit ärmellosem T-Shirt und Sonnenbrand auf den Schultern, Hanno Bußnitz im schwarzen Anzug. »Deine Mutter grollt mir zwar immer noch«, hatte der alte Mann gescherzt. »Aber nachdem ich mich um die Reparatur eures Autos gekümmert habe, erwägt sie zumindest, meine Strafe zur Bewährung auszusetzen.«
    Falls Linda wirklich noch sauer auf ihn war, ließ sie es sich jedenfalls nicht anmerken. Sie lachte über jeden kleinen Joke des Professors und versuchte unablässig, auch Marian mit ihrer tollen Urlaubslaune anzustecken.
    Das passt jetzt aber gerade gar nicht, Mutter, dachte er. Natürlich freute er sich darüber, dass es ihr hier gut zu gefallen schien und sie ein paar Tage relaxen konnte. Aber noch mehr hätte er sich gefreut, wenn Linda gemerkt hätte, dass er dringend unter vier Augen mit Hanno Bußnitz reden musste.
    Endlich ging sie zumindest mal zum Tresen vor, um den Wirt nach weiteren idyllischen Badeplätzen in der Umgebung zu befragen.
    Darauf hatte Marian nur gewartet. »Wie geht es Ihren Moorleichen, Herr Professor?«, platzte er heraus.
    Hanno Bußnitz sah ihn mit einem hintergründigen Lächeln an. »Den Umständen entsprechend.«
    »Glauben Sie wirklich, dass Sie diese Schlammkadaver wieder zum Leben erwecken können – mit so einer magischen Steinzeitzeremonie?«
    »Ich glaube zumindest, dass die Leute damals es geglaubt haben.« Der Professor machte jetzt ein Pokerface. »Ob zu Recht – das muss sich zeigen.«
    In den Augenwinkeln sah Marian, dass Linda am Tresen in ein Gespräch mit dem Wirt vertieft war. Wunderbar. Er beugte sich weiter über den Tisch und dämpfte seine Stimme. »Und wäre das dann nicht so ähnlich wie mit den Golems, die so ein jüdischer Zauberpriester aus Lehm geschaffen haben soll?«
    Die silberfarbenen Augenbrauen des Professors stiegen in die Höhe. »Ein gewagter Vergleich – aber gar nicht so abwegig, wenn ich es recht bedenke. Auch der Golem-Mythos geht letztlich auf Vorstellungen und Praktiken zurück, wie sie für die Jungsteinzeit typisch waren.«
    Marian wurde gleichzeitig heiß und kalt. »Das mit den Golems könnte also auch funktioniert haben – Ihrer Meinung nach?«
    »Dafür spricht so einiges«, sagte Bußnitz. Aus seinem Gesicht hatte sich jeder Anflug von Heiterkeit verloren. »Allerdings hat sich die Erschaffung der Golems bestimmt nicht so abgespielt, wie das in den erbaulichen Legenden vom Rabbi Löw und seinem tumben Lehmknecht erzählt wird.«
    Marian nagte an seiner Unterlippe. In Gedanken sah er wieder Meister Justus vor sich, wie er um die Lehmfiguren herumgetanzt war. »Woher wollen Sie das denn wissen?«
    »Das fragst du mich doch wohl nicht im Ernst, Junge.« Hanno Bußnitz schüttelte den Kopf, dass seine spinnwebdünnen weißen Haare flogen. »Wenn es so einfach wäre, müsste man ja nur wiederholen, was der jüdische Priester damals angeblich gemacht hat. Eine Figur aus Lehm formen, die ungefähr wie ein Mensch aussieht. Dann die kabbalistische Formel über der Figur sprechen …«
    »Schem – ham – for – as«, murmelte Marian vor sich hin. Und dann fuhr er vor Schreck zusammen, als der Professor mit der Faust auf den Tisch schlug.
    »Vorsicht, sag ich!«, stieß Bußnitz hervor, die Stimme zu einem Zischen gedämpft. »Diese alten Magier wussten sehr genau, warum sie ihre Zauberformeln unvollständig niederschrieben – immer nur die Konsonanten, denn in den Vokalen war für sie die magische Kraft verborgen. Deshalb schrieben sie beispielsweise bloß G*L*M.«
    Der Schreck saß Marian noch in den Gliedern. »Aber Sie haben doch eben selbst gesagt«, wandte er ein, »dass in den alten Legenden gar nicht erzählt wird, wie es wirklich war.«
    »Das stimmt und es stimmt auch wieder nicht«, antwortete Bußnitz. »Im Lauf der Jahrhunderte gerät bei solchen Überlieferungen vieles durcheinander – vor allem, wenn die Erzähler uns mit diesen Geschichten eigentlich nur noch zeigen wollen, wie dumm und abergläubisch die

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