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Gößling, Andreas

Titel: Gößling, Andreas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenpforte Die
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letzte Nacht ins Ohr geflüstert hatte: »Weißt du eigentlich, dass ich mich total in dich verknallt hab, Marian Hegendahl? Aber solange Jakob nicht frei ist, kommt es mir vor wie Verrat.« Sie hatte ihn wieder geküsst, aber mehr so zum Trost. Und als Versprechen – vielleicht auch das. »Weißt du, was Hexenliebe ist?«, hatte sie nämlich irgendwann später in der Nacht noch gemurmelt, halb schon im Schlaf. »Wenn Jakob erst da raus ist, Liebster, zeig ich’s dir.«
    Oh Mann, Billa, dachte Marian wieder. Und dann schnellte er aus dem Bett, dass das ganze Holzhäuschen ächzte, war im nächsten Moment aus dem Zimmer, im übernächsten nebenan in dem winzig kleinen Bad.
    Am Abend hatte er noch den Schlamm aus seinen Jeans und dem einen Turnschuh rausgewaschen. Die Hose hatte er zum Trocknen über den Handtuchhalter gehängt – und da hing sie immer noch, na klar, aber was war mit dem Talmibro? Er fuhr mit der Hand in die Jeanstasche, und puh, das Talmibro steckte noch genau dort, wo es hingehörte.
    Also entspann dich, Marian, alles okay. Er warf einen Blick in den Spiegel – hast auch schon mal fitter ausgesehen, Alter.
    Ob sie seine Taschen durchstöbert hatte? Würde Billa so was machen? Na ja, schon möglich, dachte er. Er wusste jetzt, wie sie küsste und solche Sachen, aber was sonst wusste er von ihr? Nach wie vor kaum mehr als gar nichts.
    Aber selbst wenn sie das Talmibro bemerkt hatte, überlegte er dann – Billa konnte ja eigentlich gar nicht wissen, wozu dieses seltsame Ding gut war. Oder doch? Und würde es bei ihr überhaupt funktionieren? Höchstwahrscheinlich hatte Marthelm doch alles so eingerichtet, dass das Talmibro immer nur ihn, Marian, durch die Zeitpforte ließ.
    Seine Jeans waren noch nicht richtig trocken, der Schuh sogar noch so nass, dass es quietschte, wenn man drinnen auf die Sohle drückte. Und sowieso hatte er noch nicht die geringste Lust, zurück zum Hotel zu gehen. Vielleicht würde er wirklich hier auf Billa warten – im Bett seiner keuschen Geliebten?
    Was ihn selbst betraf, dachte Marian dann, so war er ja von Marthelm praktisch auch zu einem Mönchsgelübde verdonnert worden. Was hatte der Urgroßonkel ihm geschrieben? »Ein junger Retter, begabt mit der Kühnheit eines Ritters, der Lauterkeit eines Engels und dem Geheimwissen der Erleuchteten, wird die Menschheitskatastrophe im letzten Augenblick abwenden. Dieser Retter, Marian Hegendahl, bist Du.«
    Also schön. Retter und Ritter, Engel und Erleuchteter – das war ihm alles 33 Nummern zu groß. Aber zumindest für sein Geheimwissen konnte er jetzt mal was tun. In Julians Kammer wartete immer noch dieser Wälzer von einem gewissen Elisha Asmol – und darin ging es auch um »den Odem, der den G*L*M Leben einbläst«. Marian nahm Handy und Talmibro an sich und ging in Billas Zimmer zurück. Er würde Linda eine SMS schreiben (al les okay, hoffe, du hast spaß mit der tropenfrau ;-) bis heut abend, lg marian), dann nichts wie ab zu Julian . Dort war es jetzt fünf Uhr nachmittags und vielleicht konnte er den Famulus ja heute doch mal etwas früher aus seinem Kellerloch loseisen.
    Marian schmiss sich wieder auf Billas Bett und stopfte sich alle verfügbaren Kissen in den Rücken. Als er eine bequeme Position gefunden hatte, fiel sein Blick auf den Schemel unter dem Fenster. Darauf lagen säuberlich gefaltet diverse Anziehsachen: Jeans, T-Shirt, alles nagelneu. Er beugte sich zur Seite und schnappte sich den Zettel, den Billa anscheinend für ihn oben in die T-Shirt-Öffnung gesteckt hatte: Das Zeug hab ich für Jakob mitgebracht – müsste ungefähr deine Größe sein. Lieb dich galaktisch, Billa
    Herrje, Billa, dachte er. Sie glaubt allen Ernstes, dass ihr Bruder noch lebt. Seit drei Jahren in diesem Wald rumirrt oder da drin irgendwie festsitzt. Aber kann es denn so was in Wirklichkeit geben? Und wieso glaubt sie, dass die drei Hexen da drüben wissen, wo Jakob ist? Weil sie ihn selbst im Wald eingesperrt oder irgendwie festgehext haben? Verdammt, das kann doch alles gar nicht sein.
    Aber er spürte ja, dass es sehr wohl so sein konnte, wie Billa sich die Sache anscheinend zurechtgelegt hatte: ihr Bruder durch Unglück oder Ungeschick in den Bannwald geraten, der seit Justus Hegendahls Zeiten ir gendwie verwunschen war. Und seitdem ließ sie nichts unversucht, um Jakob wieder freizubekommen. Jedes Jahr, wenn sie in den Sommerferien zum Sklavendienst auf Klothas Hof anmarschierte, brachte sie sogar neue Klamotten für

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