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Gößling, Andreas

Titel: Gößling, Andreas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenpforte Die
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Blitz.« Der Alte winkelte einen Arm an und ließ den Unterarm schlagartig zur Seite runterkippen. »Seit ich das Elixier allabendlich zu mir nehme, schlafe ich ab achte wie ein Ratz. Vor einer halben Stunde habe ich die letzten Tropfen aus dem Tiegel geschlürft, den Er mir zur Sonnwende gebracht hat. Und wär’ Er nur fünf Minuten später gekommen, ich schwör Ihm, Er hätte aus Leibeskräften klopfen und schreien können – umsonst.« Müntzer lehnte sich schwer in den Türrahmen und gähnte, dass ihm die Augen tränten. »Gelobt sei Lohenkamm.«
    Der Famulus hätte vor Erleichterung beinahe mitgeweint. »Gelobt sei Lohenkamm!«
    Sacht polterte er auf die Straße zurück. Vom Kirchplatz her schlug es eben Viertel vor acht. Noch hatte kaum die Abenddämmerung begonnen, doch auf der Straße war schon niemand mehr unterwegs. Und Balthasar Müntzer, der einzige Nachbar von Meister Justus, sank soeben in tiefen Balsamschlaf.
    Also los. Frisch gewagt ist halb gewonnen! Julian schob seine Sackkarre unter die Sonnenblumen in Müntzers Vorgarten. Dann trat er auf die Straße hinaus, die Knie angewinkelt wie ein Rennläufer vor dem Start.
    Die Fensterläden drüben am Hegendahl’schen Gutshaus waren geschlossen, das ganze Anwesen wirkte verlassen. Aber unter der Erde ging es bestimmt desto emsiger zu.
    Tu’s nicht, schrie es in ihm, geh heim, lies in dem Buch von Dr. Dr. Asmol nach! Doch Julian stutzte nur kurz und stürmte los. Mit drei Schritten über die Straße, dann mit einem Satz das halbe Gittertor hinauf. Schnaufend hangelte er sich weiter, schwang sich oben auf den Pfosten und sprang auf der anderen Seite hinunter, ohne sich von den Eisendornen auch nur ritzen zu lassen. Er streifte seine Schuhe ab, behielt sie aber diesmal in der Hand und rannte über den Vorhof, dann wieder links herum zur Rückseite des Hauses.
    Wie düster es hier hinten war, so als ob es im Schatten des Bannwaldes nie wirklich Tag werden könnte. Die mittlere Fensterluke war noch locker in den Rahmen ge drückt, wie er sie vorgestern zurückgelassen hatte. Herrje, du wahnsinniger Famulus, zeterte seine innere Stimme. Aber da hatte Julian seine Schuhe schon in den Rinnstein gestellt und schlängelte sich, die Füße voran, in den Hegendahl’schen Keller hinab.
    Drinnen blieb er einen Moment zusammengekauert am Boden hocken, um sich zu verschnaufen. Die Tür zum unteren Keller stand weit offen. Licht flackerte, dumpfe Stimmen drangen aus der Tiefe empor.
    Julian richtete sich auf und huschte den Gang entlang. Jetzt erst begann sein Herz vor Aufregung wie rasend zu schlagen.

35

    Vor der Treppe nach unten verharrte der Famulus abermals und lauschte. Ein Gewirr von Männerstimmen, doch was sie sagten, war nicht zu verstehen.
    Auf Zehenspitzen schlich er die Stufen hinab. Der Stein unter seinen Fußsohlen war glatt und kalt. Aber nicht deshalb rauschte ihm das Blut immer lauter in den Ohren, je weiter er nach unten kam. Wieder hörte er mindestens drei Männer durcheinander reden, und Julian wusste jetzt, wen Meister Justus um sich versammelt hatte.
    Der Großmächtige Meister selbst hatte seine Stimme noch nicht erhoben, aber Julian spürte, dass auch er dort unten sein musste. Die anderen drei waren seine engsten Vertrauten aus der Freimaurerloge: der schwarzbärtige Hüne Gunter von Croplinsthal, der auf seinem Rittergut vor den Stadtmauern hauste, und die Brüder Bardo und Benno Krummbiehl – der eine Gold-, der andere Silberschmied. Beide Brüder waren von kräftiger, untersetzter Statur und sahen einander so ähnlich, dass kaum jemand sie auseinanderzuhalten vermochte. Doch wenn sie den Mund aufmachten, war es wiederum ganz unmöglich, sie zu verwechseln: Bardo, der Goldschmied, hatte einen dröhnenden Bass, während Benno mit einer pfeifenden Fistelstimme geschlagen war. Ebenso wie Ritter Gunter von Croplinsthal waren sie Lichtträger in der Loge »Zu den Rosenspiegeln«.
    Julian sah die drei Männer deutlich vor seinem geistigen Auge, während er unten den glitschig feuchten Felsgang entlangschlich. An der Tür zum Verlies, wo Meister Justus vorgestern seine Beschwörungen geschrien hatte, horchte er nur kurz: Dort war heute offenkundig niemand – das Stimmengewirr kam vom Ende des Flurs her.
    Lautlos tappte er weiter. Nun konnte er bereits einige Satzfetzen unterscheiden. »Das Gestell hier herüber«, rief Gunter von Croplinsthal mit rauer Stimme.
    »Obacht, Benno«, dröhnte der Bass des Goldschmieds Bardo, »du zertrampelst ihn

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