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Gößling, Andreas

Titel: Gößling, Andreas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenpforte Die
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ihn mit – für den Fall, dass sie die drei Alten diesmal rumkriegte und Jakob aus dem Hexenholz freikam. Weil er ja in der Zwischenzeit gewachsen war und seine alten Sachen ihm nicht mehr passen konnten.
    Falls er noch am Leben ist, Billa. Meine Fresse, dachte Marian, wie lange würde ich denn so was durchhalten – sogar in einem ganz gewöhnlichen Wald, ohne irgendwelchen Hexenspuk? Sich nur von Wurzeln und Beeren zu ernähren, wie in solchen alten Schauergeschichten – ging das, konnte man das durchhalten, drei ganze Jahre lang? Damals, als er verschwand, war Jakob zwölf gewesen – kein Kind mehr, aber war man in diesem Alter schon tough genug, um auf einen Schlag mit alledem klarzukommen? Plötzlich total auf sich allein gestellt: Marian konnte es sich so wenig vorstellen wie das, was Billa ihm da gestern Abend erzählt hatte – wie nah sie und Jakob sich waren, »ein Mensch mit zwei Gehirnen, zwei Körpern«, hatte sie gesagt. Aber wenn sie es so empfand, dann konnte sie vielleicht wirklich fühlen, ob Jakob noch lebte – und womöglich sogar, wo er damals hingeraten war.
    Vielleicht ist sie gar nicht raus zu diesem Moorheilig tum gefahren, überlegte er. Sondern mit Klotha, Birta und Sina in den Bannwald gegangen, damit die drei He xen sie endlich zu ihrem Bruder bringen?
    Nein, das glaubte er eigentlich nicht. Sie hatte ihn ja gestern noch angebettelt, am 9.9. mit ihr ins Hexenholz zu gehen. Wozu hätte sie das tun sollen – ihn schwören lassen und all das –, wenn sie Klotha und die anderen schon dazu gebracht hatte, ihr zu helfen?
    Dieses Herumgrübeln brachte ihn jedenfalls wieder mal keinen Millimeter weiter. Er musste schleunigst in Julians Welt zurück und alles dafür tun, dass Meister Jus tus die Erschaffung der Golems gar nicht erst gelang.

34

    »Gott zum Gruß, Frau Kuhrerin«, sprach der Famulus. »Der Herr Apotheker von Lohenkamm schickt mich mit den bestellten Elixieren.«
    »Na, denn hopp herein mit Ihm.« Die Gemahlin des ehrenwerten Küfermeisters Adalbert Kuhrer verschränkte die Arme unter dem gewaltigen Busen. »Was hat Er denn auf einmal, Famulus? Wieso bleibt Er starr neben seiner Karre stehen und murmelt wirres Zeug?«
    » … latus … Bormilatus … Bormi …«, murmelte Juli an. Er schüttelte den Kopf und riss dabei die Augen auf. »Ah, verzeiht, Herrin, ich weiß auch nicht, was mich eben angewandelt hat.«
    Die Küferin machte eine energische Handbewegung. »Also spute Er sich und schaffe Er den Kram in die Küche – ich habe meine Zeit schließlich nicht gestohlen.«
    »Gewisslich nicht.« Julian nahm die oberste Steige voller Tiegel und Phiolen von seiner Karre und folgte ihr ins Haus. Wie kömmt’s nur, dachte er dabei, dass mich immer wieder mal der krause Wahn anspringt, ich war ein ganz anderer, herbeigedonnert aus einer fernen Zukunftswelt? Eiserne Kästen rasen dort über die Straßen, von unsichtbaren Rössern gezogen. Und in den Häusern gibt es Zauberfenster, durch die man Dinge sehen kann, die wieder ganz woanders geschehen – vielleicht gerade hier, in der Küche der Küferei?
    »Pass Er doch auf, Famulus! In welcher Wolke steckt nur wieder Sein Kopf?«
    Julian schreckte aus seinen Grübeleien auf: Beinahe hätte er die Steige mit sämtlichen Fläschchen voll kostbarer Elixiere auf der glühend roten Ofenplatte abgesetzt. »Ah, verzeiht, Herrin«, murmelte er erneut und beeilte sich, seine Last in das Regal zu schieben, auf das die Kü fergattin mit drohender Miene deutete.
    Er war heilfroh, als er wieder draußen in der Schäff lergasse war. Auf seiner Karre türmten sich noch die Steigen voller Tiegel und dabei war es schon fünf vorbei! Er zog den Zettel aus seinem Wams, auf dem ihm Jungfer Hildegunde die Namen der Kunden aufgeschrieben hatte, die er heute noch beliefern sollte.
    Schon diesen Zettel mit Hildegundes lieblicher Handschrift hätte Julian stundenlang anstaunen können. Er musste nur die sanft gerundeten Bögen sehen, die sie bei jedem Buchstaben anzubringen wusste, und schon erblickte er die holde Maid vor sich, ihr sanftes Lächeln, ihre runden Wangen und …
    Er fuhr herum, doch zu seinem Erstaunen war niemand zu sehen. Dabei hätte er wetten mögen, dass ihm eben irgendwer einen Stoß in den Rücken versetzt hatte. Wie auch immer – jetzt hatte er sich jedenfalls in Bewegung gesetzt und trottete mit seiner klingelnden Karre im Schlepptau die Gasse herunter.
    Die weiteren Kunden belieferte Julian an diesem Nachmittag so geschwind, dass

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