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Gößling, Andreas

Titel: Gößling, Andreas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenpforte Die
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anzuschauen. Gut zwei Meter hoch, schätzte er. Massive Eisenpfähle, da zwischen ein Geflecht aus fingerdickem Draht. Da käme nicht mal ein kleiner Hund durch, geschweige denn ein halbwegs ausgewachsener Mensch.
    Obwohl überhaupt kein Wind ging, ächzten und knarrten die Bäume hinter dem Zaun allerdings so be drohlich, dass freiwillig sowieso kaum jemand da hineingegangen wäre. Trotzdem hatte die Forstverwaltung alle zehn Meter ein Schild angebracht:

    ACHTUNG, MOORWALD – LEBENSGEFAHR!
    BETRETEN STRENGSTENS VERBOTEN!

    Darunter ein Totenkopf-Icon – wie bei Hochspannungsleitungen oder einem Atomkraftwerk.
    Marian schaute nach links – keine hundert Meter weiter lag Klothas Hof. Die halb eingestürzte Mauer mit dem rostigen Tor, das wieder weit offen stand. Dahinter das Hexenhaus, zwischen Gestrüpp und Gerümpel hingeduckt.
    »Sie hatten es so eilig, als ob sie sichergehen wollten, dass er da auf keinen Fall mehr raus kann«, sagte Billa. »Und dass er erst recht nicht rumerzählt, was da drin so alles abgeht.«
    Sie war in Gedanken immer noch bei ihrem Bruder, dessen Stroh-Avatar sie heute Mittag draußen an der Ma rieneiche abgefackelt hatte – angeblich, um ihn zu retten.
    Irre, dachte Marian. Noch abgedrehter als alles, was er zum Beispiel über Voodoo gelesen hatte. Diese Voodoo-Priester waren oft auch nicht gerade zimperlich, wenn sie ihre Gegner mit schwarzer Magie zu piesacken versuch ten. Sie stachen Nadeln in Puppen, die ihre Feinde verkörpern sollten, sie begruben die Puppen oder zündeten sie an. Aber den Avatar von jemandem verbrennen, um ihn auf diese Weise freizukriegen? Das würden Voodooleute bestimmt niemals tun, dachte Marian. Und irgendwie ergab es auch keinen Sinn.
    »Mann, Marian, jetzt sag doch auch mal was«, sagte Billa an seinem Arm. »Das ist doch nicht okay, was die Polizisten damals gemacht haben.«
    »Nee, gar nicht«, murmelte Marian. Und überlegte zur gleichen Zeit: Im Grunde gibt es nur zwei Möglichkeiten. Billa lügt mich an – oder sie selbst wird von ihren Hexenweibern getäuscht.
    Im einen Fall sollte die Puppe also in Wahrheit ihn –Marian – darstellen, und die Hexen hatten ihn angezündet , damit er aus ihrer Welt wieder verschwand. Und Billa hatte geweint, weil Klotha und die anderen sie gezwungen hatten, bei dieser Schadensmagie mitzumachen.
    Möglichkeit Nummer zwei: Die Puppe sollte doch Ja kob darstellen. Aber Billa glaubte nur, dass die Hexen jedes Jahr eine Jakob-Puppe verbrannten, damit ihr Bru der irgendwie wieder freikam. Tatsächlich aber wollten sie ihn mit jedem Feuerzauber noch mehr schwächen – seine Seele, seine Lebensenergie –, damit er sich nie mehr aus dem Hexenholz befreien konnte.
    Die eine Möglichkeit gefiel Marian noch weniger als die andere. Aber er konnte doch Billa nicht einfach ins Gesicht sagen: Du lügst ja! Oder: Klotha und die anderen machen dir doch was vor! Billa würde so oder so kein Wort mehr mit ihm reden – egal, ob er sie nun als Lügne rin oder als Idiotin hinstellte. Und außerdem glaubte er ja auch nicht wirklich, dass es so einfach war. Nein, es musste eine dritte Möglichkeit geben, einen wirklich einleuchtenden Grund für all das, was Klotha und Co. auf ihrem Hof und anderswo trieben.
    Er deutete mit dem Kopf in Richtung Hexenholz. »Und du warst wirklich nie da drin?«
    »Hab ich dir doch schon gesagt. Warum glaubst du mir das denn nicht?« Sie bekam so einen jammervollen Ton, als ob sie gleich wieder in Tränen ausbrechen würde.
    Aber da mussten sie jetzt beide durch.
    »Ganz einfach«, sagte er und schaute ihr direkt ins Gesicht. »Weil ich drin war, gestern – und da hab ich dich gesehen.«
    Sie wurde schneeweiß im Gesicht. »Mann, Marian«, flüsterte sie, »das kann aber nicht sein. Überleg doch mal. Ich würde doch nie da reingehen – meinst du, ich will, dass mir das Gleiche wie Jakob passiert?«
    Eben wollte er antworten, da erklang hinter ihnen me ckerndes Gelächter. Marian fuhr herum, zog Billa an seinem Arm mit sich. Eine Katze, nichts weiter – bloß wieder eines dieser dicken, rot-weiß getigerten Katzenviecher, die sich auf Klothas Hof anscheinend in Mengen herumtrieben. Sie hockte auf einem morschen Baumstumpf an der Moorseite des Wegs. Als Marian sie finster anschaute, plusterte sie sich auf, fauchte und zeigte ihm ihre nadelspitzen Zähne.
    Seit wann können Katzen meckernd lachen? Er schluckte die Frage wieder runter. »Gehen wir zu dir rein«, sagte er.
    Als hätte sie genau

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