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Gößling, Andreas

Titel: Gößling, Andreas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenpforte Die
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hässliche alte Hexenweiber, die nur irgendwelche unwahrscheinlichen Lumpen anhatten. Und Kopftücher auf. Und die eine humpelte gebückt immer nur im Kreis rum. Und die Nächste, die mit dem blutrot geschminkten Mund, die hat zwei brennende Fackeln geschwenkt wie bei so einem grusligen Zaubertanz. Während die Dritte, also die war als Einzige noch nicht ganz jenseits von allem. Wenn du verstehst, was ich meine, Marian.«
    »Sina«, murmelte er.
    »Wie bitte?« Linda schrillte los wie eine Alarmanlage. »Du kennst diese … diese …«
    »Hexen«, half Babsi aus.
    Linda sah mit angstgeweiteten Augen an ihrer Urlaubsfreundin vorbei. »Schreckgespenster«, sagte sie. »Es war ganz genau, wie Babsi eben gesagt hat: Die eine humpelt im Kreis und kreischt dabei irgendwelchen abscheulichen Unsinn. Und die zweite schwenkt dazu diese Fackeln, von denen gelbe Funken sprühen und schwarzer Qualm aufsteigt. Und die dritte … Wir konnten noch froh sein, dass sie nicht mit dem Hammer nach uns geschmissen hat.« Sie schüttelte ungläubig den Kopf. »Bitte, Marian, sag mir, dass es für all das eine harmlose Erklärung gibt. Dass sie für ein Laienschauspiel geprobt haben oder so etwas.«
    Marian ließ den Kopf sinken. »Weiß ich doch nicht«, murmelte er. Seine Haarjalousie ging wieder runter. Seine Stimmung war sowieso längst total down. »Hatte Sina wirklich einen Hammer dabei?«
    »Und was für einen Donnerbrocken.« Babsi zeigte mit den Händen, wie groß der Kopf des Hammers angeblich war. »Damit hat sie diesen … diesen … an den Baum genagelt.«
    Oh, verdammt. Sofort fielen ihm tausend Wörter ein, um Babsis Gestammel zu vollenden. Diesen schwarzen Hahn. Oder Hund. Oder …
    »Er hatte Jeans an«, fuhr Linda fort. »Ein weißes T-Shirt. Sogar Turnschuhe, solche wie deine, Marian.« Sie schüttelte schon wieder den Kopf, als ob sie ihrer eigenen Erinnerung nicht traute. Das Fischfilet auf dem fischförmigen Teller vor ihr hatte sie noch gar nicht angerührt. »Im ersten Moment dachte ich wirklich, sie hätten … sie hätten … oh Gott, Junge … was sind das nur für Leute? Und was hat Billa …?«
    »Drei alte Frauen, Mutter«, fiel ihr Marian ins Wort. »Bisschen wirr im Kopf, das habt ihr doch selbst gesehen. Aber vielleicht sagt mir allmählich mal irgendwer, was sie da an diesen blödsinnigen Baum genagelt haben?«
    Babsi tat so, als ob sie die Frage nicht gehört hätte. Mit Messer und Gabel führte sie einen verheerenden An griff gegen die Überreste ihrer Salatplatte durch.
    »Eine Puppe«, sagte Linda, ohne irgendwen anzusehen. »Letzten Endes war es wohl einfach eine Strohpuppe. Aber so täuschend echt gemacht, mit Gesicht, Haaren, allem – also, es hat wirklich ganz genauso ausgesehen, als ob sie da einen Jungen an den Baum nageln würden.«
    »Wie alt?«, fragte Marian. Seine Stimme klang mindestens so verquetscht wie neulich im Logenhaus, als er nach Torgas gerufen hatte.
    »Na ja«, machte Linda. »So wie du? Oder nein – ein Stück kleiner.« Sie lehnte sich auf ihrem Stuhl zurück und schloss die Augen. »Sie hat ihn an Schultern und Füßen festgenagelt. Auf der Schulter saß ihm ein ausgestopfter Vogel – eine Krähe oder so was, aber mit bunten Fetzen umwickelt. Sah auf den ersten Blick mehr wie ein Papagei aus. Die andere, diese Ururalte, ist währenddessen immer um den Baum geschlurft und hat irgendwas geschrien, was keinerlei Sinn ergeben hat. Und dann ist das dritte Weib, das zur gleichen Zeit die brennenden Fackeln auf und ab geschwenkt hat, mit einem Satz zu dem … zu dieser Puppe hin und hat sie in Brand gesteckt.«
    Ohne ihr Besteck abzulegen, deutete Babsi mit emporschnellenden Händen an, wie die Flammen aus der Strohpuppe geschossen waren. »Der Junge … also, dieses Ding hat sofort lichterloh gebrannt. Der bunte Lumpenvo gel ist kurz darauf runtergefallen. Dann hat die mit dem Hammer sich wieder so einen Astprügel gegriffen und ihn in unsere Richtung geschmissen. Und da sind wir dann doch lieber weg. Ich meine, bevor sie auch uns noch …«
    Sie sprach ihren Satz nicht zu Ende. War aber auch nicht nötig.
    »Und Billa?«, fragte Marian. »Wo war sie eigentlich, während das alles gelaufen ist?«
    »Das war auch ziemlich merkwürdig«, sagte Linda. Sie versuchte, ihre Hand auf Marians Arm zu legen, aber er lehnte sich schnell zurück und verschränkte die Arme. »Sie hat die ganze Zeit über eigentlich nur geweint«, fuhr sie fort. »Erst hat sie die Strohpuppe im Arm gehalten und

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