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Gößling, Andreas

Titel: Gößling, Andreas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenpforte Die
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fühlte er sich, als ob ihm jemand einen Sack über den Kopf gestülpt hätte – so verdüstert, so von allem Äußeren abgeschlossen. Dabei hatte er sich eigentlich auf dieses Frühstück gefreut. Nur Linda und er, weil Tropenfrau Babsi heute in aller Frühe für zwei Tage zum Robben-Watching an die Küste gefahren war.
    »Was hat sie denn erzählt?«, fragte er. Nicht, dass es ihn interessiert hätte – aber lieber sich dieses Tratschzeug anhören, als noch länger Lindas stummen Kummerblick zu ertragen.
    »Na ja, über deine Billa.«
    »Wieso meine?«
    »Ach, ist sie gar nicht mehr …?« Linda unterbrach sich, aber diesmal mit einem hoffnungsvollen Unterton. »Übrigens heißt sie gar nicht Billa«, fuhr sie fort, weil Marian nicht reagierte. »Ihr wirklicher Name ist Laura Elstner, und unsere Wirtin hat gestern Abend erzählt, dass das Mädchen …« Linda legte erneut eine Pause ein, dann gab sie sich sichtlich einen Ruck. »Also hör zu, Ma rian, es sieht wohl wirklich alles danach aus, dass Laura ein psychisches Problem hat.«
    Marian verschluckte sich an seiner Fischfrikadelle. So brauchte er seine Mutter zumindest nicht anzusehen.
    »Vor ein paar Jahren«, redete Linda weiter, »hat sie hier in Croplin durch einen tragischen Unglücksfall ihren Zwillingsbruder verloren. Er ist im Moor ertrunken, und seit damals … Also, die Leute sagen, dass das Mädchen diese Geschichte nicht verkraftet hätte. Jeden Sommer kommt sie hierher zurück und den Leuten hier kommt sie jedes Jahr noch etwas seltsamer vor. Sie erzählt wirre Geschichten, sagt die Wirtin – angeblich irrt ihr Bruder seit Jahren da draußen im Wald rum, aber irgendwelche Hexen würden ihr helfen, ihn wieder zu befreien.«
    Sie faltete die Hände vor sich auf der Tischplatte. Es sah aus, als ob sie gleich um die Rettung von Billas See le beten wollte. Dabei war Linda so wenig fromm wie Bil la durchgedreht. Aber das konnte Marian seiner Mutter jetzt wirklich nicht erklären. Zumal sie ihm kein Wort glauben würde: Linda hatte in ihrer Jugend mal ein paar Semester Psychologie studiert und war bis heute davon überzeugt, dass sie eine erstklassige Psychotherapeutin geworden wäre. Was sie bestimmt auch geschafft hätte. Wenn sie sich nicht in Daddy Chris verliebt hätte, der damals zwar noch niemandes Daddy, aber auch schon ständig pleite gewesen war. Einer von ihnen beiden musste schließlich für ihren Lebensunterhalt sorgen, und weil Christian dafür offenbar nicht in Frage kam, hatte Linda ihr Studium geschmissen und einen Job im Reisebüro angenommen.
    Seine Mutter sah ihn jetzt wieder halb erwartungsvoll und halb mitfühlend an. »Na ja, stimmt schon«, sagte er und gab sich Mühe, entspannt zu klingen. »Billa hat reichlich viel Fantasie. Sie erzählt manchmal ziemlich konfuses Zeug, aber das heißt noch lange nicht, dass sie verrückt wäre.«
    Nur ein bisschen besessen, Mutter. Von so einem He xendämon aus dem 17. Jahrhundert.
    Aber Linda ließ nicht locker. »Und was ist mit den durchgedrehten alten Weibern, bei denen sie immer ihre Sommerferien verbringt? Die zünden diese Strohpuppe an und schmeißen mit Steinen und sonst was nach Leuten, die zufällig vorbeikommen – findest du das vielleicht auch harmlos?«
    Er wollte nur cool mit den Schultern zucken, doch es wurde ein richtiger Zuck- und Zitterkrampf daraus. Als ob ihm plötzlich überall auf der Haut Spinnen herumlaufen würden. »Nee«, murmelte er, »die sind wirklich abgedreht.«
    Linda beugte sich über den Tisch und legte ihre Hand auf seine. Er ließ es geschehen, und am liebsten hätte er ihr ja auch alles erzählt, was ihn bedrückte und in Atem hielt. Aber es ging nicht. Er durfte es nicht und sie würde ihm sowieso kein Wort glauben. In ihrer Welt gab es jede Menge seelisch gesunde und ein paar psychisch gestörte Leute – aber bestimmt weder Hexen noch Dämonen. Ganz zu schweigen von Talmibros und Pfortengläsern.
    »Versprich mir, dass du dich von diesen Leuten fernhältst, Marian.« Sie schaute ihn so besorgt an, als ob er angekündigt hätte, als Söldner in den nächstbesten Krieg zu ziehen.
    »Von den alten Hexen?« Er warf seine Haare über die Schulter zurück. »Mit denen hab ich eh nix zu tun.«
    »Und was ist mit dieser Laura?«
    »Die kenn ich praktisch gar nicht.« Laura wie? Nie gesehen. Bevor Linda noch länger rumnerven konnte, stand Marian vom Frühstückstisch auf. »Ich schau noch mal im Logenhaus vorbei.«
    Linda runzelte schon wieder besorgt die

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