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Gößling, Andreas

Titel: Gößling, Andreas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenpforte Die
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Stirn, aber er hatte jetzt wirklich genug von ihrer Bemutterung. »Kannst dich entspannen«, sagte er und grinste sie an. »Das weißt du doch aus eigener Erfahrung – die alten Kerle lassen keine Mädels zu sich rein.«

44

    »Ah, du wirst schon sehnlichst erwartet.« Der Bruder Türsteher öffnete schwungvoll das Tor und ließ ihn ein.
    »Erwartet?«, wiederholte Marian. »Von wem denn?«
    Torgas schloss kurz die Augen und schüttelte nahezu unmerklich den Kopf. »Drinnen«, sagte er gedämpft.
    Fast im Laufschritt eilte er vor Marian ins Haus zurück. Sorgsam verschloss er von innen die Haustür. »Bitte begleite mich nach unten«, sagte er in verschwörerischem Tonfall. »Unser Meister ist schon dort – bei der gewissen Pforte.«
    Tatsächlich saß Dr. Karl Godobert im unteren Keller vor dem Sphärenfenster. Die Logenbrüder hatten eine stattliche Anzahl schwarzer Holzstühle in die höhlenarti ge Kammer runtergeschafft und in exakten Reihen vor der magischen Pforte aufgebaut. Es sah aus wie die Albtraumversion eines Kinosaals.
    Der einzige Zuschauer war Godobert. Er saß in der ersten Reihe, die Beine übereinandergeschlagen, und starrte angespannt auf das dunkle Fenster. Als Torgas neben ihm auftauchte, fuhr er zusammen.
    »Der Junge ist jetzt da«, sagte der Bruder Türsteher in ehrerbietigem Tonfall.
    Der Logenmeister wandte sich zu Marian um. »Bitte setz dich zu mir. Ich fürchte, wir kommen ohne deine Hilfe nicht weiter.«
    Er deutete auf den Stuhl zu seiner Linken und Marian ließ sich darauf fallen. »Meine Hilfe?«
    Ohne ihn aus den Augen zu lassen, deutete der alte Mann zum Sphärenfenster. »Wir haben zwei Tage lang alles versucht, um diese Pforte zu verschließen«, sagte er und die Mühen dieser Tage klangen in seiner müden Stimme nach. »Du wirst das Hämmern gehört haben, genauso wie die zeremoniellen Anrufungen. An deren Erfolg haben wir allerdings noch weniger geglaubt als an die Möglichkeit, Marthelms Wunderwerk mit ein paar simplen Eisenhämmern zu zerstören. Aber weg muss die Pforte trotzdem. Deshalb meine Bitte, Marian: Sorge du dafür, dass sie sich für alle Zeiten wieder schließt.«
    Marian schaute vom Geisterglas zum Logenmeister. »Ich weiß noch viel weniger als Sie, wie man das Ding schließen kann.«
    Ein Lächeln huschte über Godoberts faltiges Gesicht. »Wie gesagt – du bist Marthelm sehr ähnlich. Du hast dieselbe innere Macht, wenn auch nicht sein magisches Wissen. Aber das ist hierfür auch nicht nötig. Wahrscheinlich genügt es, wenn du die Scheibe berührst.«
    »Sie meinen – ich lege einfach meine Hand drauf und das Ding zerspringt in tausend Scherben?« Geile Vorstellung, dachte Marian.
    Er stand auf und machte zwei Schritte auf das Sphä renfenster zu. Aus dieser Entfernung war die löchrige Felswand auf der anderen Seite wieder deutlich zu erkennen. Genauso wie die Dämonen, die dort drüben emsig hin und her flogen – wie Schlangen geformt, wie Blitze, wie lange, schlanke Vogelfedern in leuchtenden Farben.
    »Zerspringen wird sie wohl kaum, wenn ich mich nicht sehr täusche.« Auch Godobert hatte sich erhoben. Er trat dicht vor die Scheibe und schlug mit der Faust dagegen. »Wenn du mit der flachen Hand darauf drückst, wird sie wohl ganz einfach verschwinden.«
    Das klang so unwahrscheinlich, dass Marian es fast schon wieder glaubte. Und vor allem auf der Stelle ausprobieren musste – er hob eine Hand und näherte sie langsam der dunklen Scheibe.
    »Einfach ganz leicht berühren«, sagte Godobert und wich mit einem Satz zu den Stühlen zurück.
    Marian wollte seine Linke eben auf das Sphärenfenster legen, da spürte er einen heftigen Sog. Seine Hand wurde in die Scheibe hineingezogen, die auf einmal ganz weich und durchlässig war. Sie wölbte sich nach innen, als ob sie nicht aus Glas, sondern aus einem dünnen Teig bestünde. Dann riss das Zeug auseinander – und er fuhr bis zum Ellbogen durch die Wand hindurch. Es war eisig kalt da drüben, und zugleich drang ein Tosen, Rauschen, Heulen durch das Loch hindurch, als hätte man auf der Autobahn bei vollem Tempo ein Fenster aufgemacht. Nur war es tausendmal lauter und millionenmal unheimlicher, mit Winseln und Gewimmer vermischt.
    »Hey, verdammt!«, schrie Marian. In seiner Verwirrung wollte er sich mit der anderen Hand an der Scheibe abstützen, und da passierte das Gleiche noch einmal: Das Pfortenglas drückte sich wie ein gigantischer Kaugummi nach innen. Dann zerfetzte es unter dem Druck seiner

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