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Goethe war’s nicht

Goethe war’s nicht

Titel: Goethe war’s nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Demant
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unsere Zeit. Außerdem habe ich keine Erfahrungen auf diesem Gebiet“, erwiderte der Detektiv wahrheitsgetreu. Obendrein ging ihm der Wandel Fornets von freundlich zu rigide gehörig auf den Keks. Er war doch nicht dessen Lakai. Das Leben könnte so schön sein, sinnierte er, die Polizei übernimmt und er geht mit Maria kuscheln; dazu waren schließlich Sonntagmorgende da. Unter anderem. Einige sollen sogar noch in die Kirche gehen, obschon Herr Schweitzer keinen kannte, der einem solchen Hobby frönte. Alles aufgeklärte Leute, seine Kumpels.
    Dann vernahm er ein Wimmern, das immer lauter wurde. „Nein, nein, nein, nein.“ Wie ein Blitz schoss Fabiana in den Raum, eine hilflose Maria im Schlepptau, und klammerte sich an Herrn Schweitzer, der davon natürlich völlig überrumpelt war. „Keine Polizei. Tschil. Bitte, keine Polizei, Tschil.“
    Er vermutete hinter Tschil einen Begriff aus dem Portugiesischen. Da seine Sprachkenntnisse betreffs des Zuckerhutlandes aber eher spärlich waren, um nicht zu sagen inexistent, fragte Herr Schweitzer: „Was bedeutet Tschil?“
    Kuno Fornet machte ihm gegenüber eine entschuldigende Geste und legte seiner Frau unbeholfen einen Arm um die Schulter. „Fabiana, bitte reiß dich zusammen. Herr Schweitzer und ich machen das schon. Geh mit Frau von der Heide wieder ins Wohnzimmer. Na komm, geh schon.“ Er griff nach einem Stapel Papierservietten und reichte ihr eine. „Putz dir mal das Gesicht. Was sollen denn die Leute von uns denken?!“
    Au weia, dachte Herr Schweitzer. Wenn er diesen Satz schon hörte. Was sollen denn die Leute denken! Er jedenfalls dachte, dass Fabiana ihren Sohn lieben musste, wenn sie sich solche Sorgen machte. Aber machen das nicht alle Mütter?
    Maria reichte Fabiana die Hand und zog sie sachte aus der Küche. „Komm, wir lassen die Männer besser alleine.“
    Fornet: „Wo waren wir?“
    „Tschil.“
    „Ach so, stimmt. Gil. Also Gil, so heißt unser Sohn, der entführt wurde. Ist die Kurzform von Gilberto.“
    „Sie haben noch andere Söhne?“
    „Einen noch. Paolo. Aber der lebt in Brasilien. Hat uns verlassen, als er volljährig wurde, vor gut vier Jahren. Seitdem haben wir ihn nicht mehr zu Gesicht bekommen. Aber in ein paar Tagen kommt er uns besuchen. Dienstag, glaube ich.“
    Na ja, dachte Herr Schweitzer, so weit kann es mit der Vaterliebe ja nicht her sein, wenn Fornet nicht mal wusste, wann sein erster Sohn Paolo, den er vier geschlagene Jahre nicht mehr gesehen hatte, in Frankfurt landete. Dass er mit dem Flugzeug kommen würde, davon ging er einfach mal aus. Kein Reisender überquert heutzutage den Atlantik noch mit dem Schiff. Von Geldmenschen auf Kreuzfahrt mal abgesehen. „Dienstag“, murmelte er, als sei dies irgendwie von Belang.
    „Entschuldigung, ich muss mal eben telefonieren. Das Geld. Besser, es steht schon bereit, wenn die Entführer anrufen“, erklärte Fornet.
    Herr Schweitzer, dem die Situation mehr und mehr entglitt: „Sie haben so viel? 450.000?“
    „Ja, fast. 420.000 liegen auf dem Sparbuch. Den Rest kriege ich schon noch zusammen. Ich arbeite bei einer Bank“, sagte Fornet in einem leicht pikierten Tonfall.
    „Aber heute ist doch Sonntag.“
    „Na und? Ich käme sogar Heiligabend an mein Geld.“
    „Ja, ja, aber einen Augenblick noch“, sprach Herr Schweitzer zur Kücheneinrichtung, denn Fornet war schon längst aus dem Zimmer gestürmt. Er fragte sich, was er hier eigentlich sollte. Der Hausherr machte doch sowieso, was er wollte. Außerdem knurrte sein Magen, den er bislang ziemlich vernachlässigt hatte. Normalerweise war Herr Schweitzer ungenießbar, wenn sich die Zeit bis zum Frühstück gar arg in die Länge zog, so wie jetzt. Er überlegte, ob er mal einen Blick in den Kühlschrank riskieren sollte. So, wie dieses Modell aussah, beherbergte es selbst nach Simon Schweitzer’schen Maßstäben bestimmt Nahrung für mehrere Wochen. Er tätschelte seinen Bauch, der zusammen mit dem Restkörper weit über hundert Kilo auf die Waage brachte. Gewogen hatte er sich schon lange nicht mehr. Wozu auch, es änderte ja doch nichts.
    Es glich einer Fügung des Himmels, denn just als er sich eine kleine Banane aus dem neben einem hübsch arrangierten Strauß Pomponrosen stehenden Obstkörbchen schnappen wollte, kamen die Damen wieder in die Küche.
    Fabiana: „Ihre Frau Maria … Sie haben noch nicht gefrühstückt. Sie haben Hunger. Ich mache gleich. Entschuldigung vielmals. Ich bin nicht

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