Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Goethe war’s nicht

Goethe war’s nicht

Titel: Goethe war’s nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Demant
Vom Netzwerk:
aufmerksam.“
    „Ach, nicht so schlimm“, fühlte Herr Schweitzer sich bemüßigt zu erklären, „es gibt momentan Wichtigeres.“
    „Nein, nein, ist wichtig. Mit Hunger kann man nicht richtig denken. Und Sie müssen viel denken, damit Gil bald wieder bei mir ist.“
    Dem konnte Herr Schweitzer nur zustimmen.
    „Was möchten Sie essen?“
    „Och, egal“, antwortete er. „Vielleicht etwas mit Schinken.“
    „Ja, Rührei mit Schinken und Speck. Dauert nur zehn Minuten. Ich mache sofort.“
    Aus dem Flur drang die stets lauter werdende Stimme des Herrn Fornet an sein Ohr. Ist wohl doch nicht so einfach, dachte Herr Schweitzer, sonntags an sein Geld zu kommen. Er ging zu Maria, um Fabiana nicht im Wege zu stehen.
    Maria beugte sich zu ihm und flüsterte in sein Ohr: „Ich dachte mir, wenn Fabiana beschäftigt ist, beruhigt sie das vielleicht ein bisschen.“
    Herr Schweitzer gab ihr einen Kuss. „Gute Idee. Danke. Ich hab wirklich Hunger.“
    „Ach nee. Wann hast du keinen?“
    „Wenn ich satt bin, zum Beispiel.“
    Zwanzig Minuten vergingen, in denen Fornet mehrere Anrufe tätigte.
    Gerade als Herr Schweitzer den letzten Happen mit einem Schluck Kaffee herunterspülte, betrat der Hausherr mit den Worten „Na also, geht doch, die stellen sich vielleicht an“ das Esszimmer.
    „Und?“, fragte der Sachsenhäuser Detektiv.
    „Was und?“
    „Bekommen Sie das Geld?“
    „Was denken Sie denn? Natürlich“, entgegnete Fornet.
    Wieder fragte sich Herr Schweitzer, warum er eigentlich hier war. Er hegte den Verdacht, Fornet habe ihn nur deswegen hinzugerufen, damit er einen Sündenbock hatte, auf den er, falls die Aktion misslang, die Schuld schieben konnte. Aber nicht mit ihm, für so eine bescheuerte Taktik war er sich schlichtweg zu schade. Doch Herr Schweitzer wäre nicht Herr Schweitzer, wenn er nicht eine vorzügliche Idee in petto gehabt hätte. So einfach mit der Tür ins Haus fallen ging aber nicht. Nicht bei diesem komischen Fornet. Der war ihm zwar höchst zuwider, aber seiner persönlichen Einschätzung nach ziemlich intelligent und ließ sich nicht so mir nichts, dir nichts ins Handwerk pfuschen. Alle mussten nach seiner Pfeife tanzen. Das war er wohl von seiner Arbeit her so gewohnt. Wie genau dessen Funktion bei der Teutonischen Staatsbank aussah, konnte er nur vermuten. Außer natürlich, dass Fornet irgendwie mit der Organisation von Kunstausstellungen zu tun hatte. Weswegen sie ja gestern eingeladen gewesen waren. Er warf einen Blick auf seine Freundin, die es duldete, dass Fabiana ihren Kopf auf ihre Schulter gelegt hatte, und fragte sich, ob sie wohl mit seinem weiteren Vorgehen einverstanden sein würde. Doch dann sagte er sich, dass sie ja nicht umsonst schon fast zehn Jahre ein recht glückliches Paar waren. Sie verstanden sich prächtig. Meist waren sie sogar einer Meinung. Gestritten hatten sie sich quasi nie. Nur ab und an ein paar kleinere Scharmützel, mehr nicht. Welche Beziehungskiste konnte das schon von sich behaupten. Taktisch ausgereift, eröffnete er: „Wann können Sie Ihr Geld abholen?“
    Fornet, mit seinen Gedanken augenscheinlich ganz woanders: „Bitte? Abholen? Quatsch! Das wird mir gebracht.“
    „Wann?“
    „Vierzehn Uhr. Wieso?“
    „Ich hab da so eine Idee“, tastete sich Herr Schweitzer langsam vor.
    „Ich höre.“
    „Ein Freund von mir, eher ein Kollege, der, wie soll ich sagen? Na ja, jedenfalls hat der Erfahrung mit Lösegelderpressern. Und, das Wichtigste, bei dem ist immer alles glatt über die Bühne gelaufen. Und schweigen kann der wie ein Grab. Nie ist etwas an die Öffentlichkeit geraten. Auch danach nicht, als die Geiseln wieder frei waren.“ Erneut schaute er zu Maria, deren Mimik restlos neutral wirkte. Aber Herr Schweitzer wusste, dass es in ihr arbeitete. Von den anderen unbemerkt zwinkerte er ihr zu.
    Der Banker war bei Herrn Schweitzers Worten, wie beabsichtigt, sofort hellhörig geworden. „Erzählen Sie!“
    Er hatte angebissen, das war kaum zu leugnen. Mochte Fornet ansonsten auch noch so glatt wie ein Aal sein, hier ging es schließlich um das Leben seines Sohnes. Und da spielten Emotionen immer eine Rolle. Herr Schweitzer erzählte: „Schmidt-Schmitt, so heißt er, mein Kollege. Ein paar Jahre jünger als ich. Absolut diskret und vor allem rational und eiskalt bis zum Erbrechen. Ich denke, so jemanden brauchen wir jetzt.“ Er hatte sogar noch einen weiteren Pfeil im Köcher: „Allerdings …“
    „Was?“ Kuno Fornet war hibbelig

Weitere Kostenlose Bücher