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Goethe

Goethe

Titel: Goethe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Albert von Trentini
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stand der Vater vor ihm. »Exzellenz,« begann er, schaukelnd zwischen Wunder und Wahrheit, während die Glocken vergessen das vergessene Feuer umrauschten, »wir sind einfache Menschen, die der schwingende Flügel des Genius noch niemals gestreift hat. Was wir zu sagen vermöchten in dieser rätselhaften Stunde, drückte nicht aus, was wir zwiefach empfinden. Aber mehr, als wenn wir nur sagten: halten Sie unser Haus für das Ihrige, mag es sein, wenn wir sagen . . .«
    Die feuerscheinübergossene Stufe trat die Jungfrau herab; ergriff die Hand des Vaters und legte sie voll in die Hand des Fremden.
    » . . . wenn wir sagen: Nehmen Sie aus unserem Dasein heraus und mit Ihnen davon, was Sie zur Erhöhung des Ihrigen . . . . .«
    »Zur Befreiung des Ihrigen gebrauchen müssen!« vollendete strenge Don Carlo.
    »Ich bin,« flüsterte der Fremdling, ihm bebte schaudernd die Hand und die Stimme, »nur Odysseus! Der Pilger, der die Besiegelung seiner Heimkehr in diesem Hause gefunden hat!«
    »Und den ein ganzes Vaterland zu Hause erwartet!« vollendete strenge Don Carlo.
    »Und draußen,« stürzte der Buchhalter gallgelb empor, »verbrennen die Armen!«
    »Während man hier,« fluchte der Magistratscommissar, es rasten die Glocken, prasselten die Flammen und brüllte das Volk, »den zweiten Cagliostro beräuchert!«
    »Gehet retten, ihr!« höhnte strafend die Jungfrau und reckte den Arm gegen beide.
    »Ja! Tuet Heldentaten, ihr!« rief ihnen beißend Don Carlo nach, »und kommt sie dann zeigen! Presto! Coraggio! «
    »Ich weiß wohl,« lächelte geisterhaft bleich der Fremde; er stand, Vater und Mutter an den Händen, zwischen Priester und Jungfrau, die Freier, zaudernd zwischen befohlenem Mut und rückhaltender Wut, zappelten gespannt auf der Schwelle; »ich weiß, daß nun wird gefordert von Odysseus! ›Fremder Vater,‹ so heißt es,« blitzte er ohne Zorn den Freiern hinüber,
    »›. . . auch du mußt dich in den Kämpfen versuchen,
Hast du deren gelernt; und sicher verstehst du den Wettkampf.
Denn kein größerer Ruhm verschönt ja das Leben der Menschen,
Als, den ihnen die Stärke der Händ' und Schenkel erstrebet.‹«
    »Aber . . .« Wie? Kam eine Wolke herab jetzt und umhüllte ihn? »Er ist ein Mann!« bekannte der Vater und griff entsetzt, als ob sie schon entschwebte, nach der fliehenden Hand. »Er ist der erste Mann, den ich sehe!« die Mutter und zwang flehentlich, als ob es schon enteilte, das scheidende Auge.
    »Dieses also weiß ich wohl. Aber . . .«
    Mit einem Schrei flohen die Freier. Er stand in der Schwelle. Glänzend zuckte die Träne in der Wimper. Glänzend rollte die zweite hernieder von dem furchtlosen Auge der Jungfrau. »Aber auch wenn ich tausendmal siegte in diesem Wettkampf, – mein Los bliebe doch immer: Geißel zu sein an den Menschen, die mich erlösen, wie Ihr! Wunden zu schlagen, auch wo ich anbete, staune und kniee, – wie hier!«
    »Ist er fort?« sprang der Vater jäh auf und an die erdunkelte Schwelle.
    »Ist er fort?« die Mutter ihm nach durch den Taumel der Glocken und Flammen.
    »Still!« befahl Don Carlo. Den Finger an den Lippen – wo weilte die Jungfrau? – stand er vor der Schwelle und bannte.
    Spiegelglatt breites, abschwebendes Fließen der Treppe. Schritt, warum jagst du so? Herz, warum eilst du so? Plötzlich – wild stockte der Fuß – fuhr die Hand in die Brust. »Nausikaa! Ich hab – meine Rose verloren!«
    »Sie ist verbrannt zu Girgenti!« lächelte Nausikaa; strahlend flog sie die Treppe hernieder, riß die zweite vom Busen. »Nimm diese!«
    »Die – letzte!«
    Süß, ohne Scham, nur Gewißheit der Liebe, schmiegte sie sich seinem Arm. »Du wirst wiederkommen!«
    »Ich bin Odysseus, Nausikaa!« riß sich verzweifelt die Träne aus der zuckenden Wimper.
    »Und wenn du es tausendmal wärest, du wirst wiederkommen!«
    »Ich werde nicht wiederkommen!«
    Daß er den Schlag ihres Glaubens erfühle, legte sie kindlich ihr Herz an das seine. »Du weißt es nur nicht! Ich aber weiß es!«
    »Ich bin nur ein Pilger, Nausikaa! Odysseus! «
    »Aber ich deine Heimat!«
    »Wenn mich ein Blitz jetzt träfe,« sagte Goethe am Morgen darauf vom Maultier zu Kniepen hinüber, – sie ritten den Weg nach Caltanisetta – »und für immer zerschmetterte: es wäre kein Wort zu sagen gegen die Güte dieses Strahls, der erst fällte, nachdem ich geboren war!«
    Kniep aber, – er hatte zwar ein paar prächtige Zeichnungen geleistet in den drei Tagen; aber

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