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Goetheglut: Der zweite Fall für Hendrik Wilmut

Goetheglut: Der zweite Fall für Hendrik Wilmut

Titel: Goetheglut: Der zweite Fall für Hendrik Wilmut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Köstering
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ja … unglaublich!«
Er schüttelte den Kopf. »So etwas habe ich in meiner gesamten Berufslaufbahn noch
nicht erlebt. Sind Sie sicher?« Für einen Moment wirkte er ratlos. »Das hieße ja,
Sie sind in Gefahr!«
    »Ich weiß nicht genau«, erwiderte
ich, zunächst einmal erleichtert, dass er mir überhaupt glaubte, »wahrscheinlich
will er oder sie mich indirekt bekämpfen, indem ich als Mörder hingestellt werde.
Es sieht nicht so aus, als wolle er mich direkt angreifen.«
    »Stimmt. Und im Übrigen sind Sie
hier im Gefängnis auch erst einmal in Sicherheit. Gewissermaßen ein Vorteil.«
    Zum ersten Mal seit meiner Festnahme
musste ich lachen. »Sie holen mich aber trotzdem hier raus?«
    Er lächelte. »Natürlich.« Er blätterte
wieder in seinen Akten. »Ich muss bis übermorgen eine Strategie ausarbeiten. Wahrscheinlich
werde ich darauf aufbauen, dass keine Fingerabdrücke von Ihnen an immobilen Gegenständen
in der Wohnung gefunden wurden, denn nur dann wäre eindeutig bewiesen, dass Sie
in der Wohnung waren. Ich muss außerdem die Zeugenaussagen noch sorgfältig durcharbeiten.«
    »Was für Zeugenaussagen?«
    »Nun, die Polizei hat natürlich
Zeugen befragt, einen Nachbarn aus der Hauptstraße in Tiefurt, ein gewisser Rico
Grüner, und seine Schwester. Herr Grüner hatte offensichtlich nicht viel zu berichten.
Seine Schwester Sabine sitzt im Rollstuhl, ihre Aussage ist eindeutiger und präziser
als die ihres Bruders, bringt uns aber infolge ihres eingeschränkten Bewegungsradius
nicht weiter. Dann gab es da noch einen Briefträger namens Baumert, scheint ein
typischer Dampfplauderer zu sein. Kennen Sie einen der drei?«
    »Nein, ich kenne niemanden in Tiefurt,
das habe ich doch gestern schon gesagt.« Ich merkte selbst, wie meine Laune zusehends
schlechter wurde. Schließlich war Dr. Franke bei meiner Vernehmung gestern nicht
dabei gewesen.
    »Gut, gut. Im Übrigen, Herr Wilmut,
rate ich Ihnen, den Namen Ihres Freundes Siegfried Dorst während des gesamten Verfahrens
nicht mehr zu erwähnen. Das könnte sonst den Eindruck erwecken, Sie wollten sich
dadurch Vorteile verschaffen.«
    »Ich …« Plötzlich wurde mir klar,
wie töricht ich mich gestern Abend verhalten hatte. Dennoch war Siggi immer noch
mein Freund.
    »Ich weiß, was Sie jetzt denken«,
sagte Dr. Franke, »Sie brauchen Ihren Freund deswegen nicht zu verleugnen. Aber
reden Sie nicht aktiv von ihm.«
    Ich nickte.
    Er sah auf die Uhr. »Die Vernehmung
beginnt gleich. Ich möchte Sie bitten, diesmal nichts zu sagen, verstehen Sie, nichts!
Überlassen Sie das Reden komplett mir.«
    »Geht klar.« Normalerweise kann
ich gut für mich allein sprechen, doch in diesem Fall war mir das sehr recht. Dr.
Franke würde sich von Meininger sicher nicht so einwickeln lassen wie ich gestern
Abend.
    »Und noch etwas. Wundern Sie sich
nicht, dass Sie die meiste Zeit Ihres Gefängnisaufenthalts innerhalb der Zelle verbringen
müssen. Gemäß der deutschen Strafprozessordnung dürfen Untersuchungshäftlinge, abgesehen
von Anwaltsbesuchen und Vernehmungen, nur eine Stunde pro Tag die Zelle verlassen.«
    »Nur eine Stunde?«
    »Ja, so ist es. Strenger als im
Zuchthaus. Aber nur noch bis übermorgen.« Er sah mich aufmunternd an.
    »Na, hoffen wir’s.«
    Meininger trat ein. Ihm folgte ein
etwa 40-jähriger Mann im dunklen Anzug, smart, aber nicht unsympathisch. Er stellte
sich als Kriminalrat Lehnert vor.
    Nach einem kurzen Schlagabtausch
zwischen Meininger und Dr. Franke waren die Fronten geklärt und Meininger beleidigt.
Er hatte offensichtlich gehofft, mich wieder in die Zange nehmen zu können. Stattdessen
übernahm der Kriminalrat die Gesprächsführung, ruhig und sachlich, er und mein Anwalt
lagen auf der gleichen Wellenlänge. Nach einer guten halben Stunde war das Spektakel
vorbei, die Meinungen ausgetauscht, Dr. Franke wollte, dass ich freikam, die Polizisten
wollten das nicht, zu entscheiden hatte der Haftrichter am Donnerstag um 11 Uhr.
    Als alle bereits aufgestanden waren
und sich verabschiedet hatten, sagte Dr. Franke ganz beiläufig: »Ach, übrigens,
Herr Lehnert, woher hatten Sie eigentlich die Fingerabdrücke meines Mandanten zum
Abgleich?«
    Kriminalrat Lehnert stand in der
geöffneten Tür. »Von seiner erkennungsdienstlichen Behandlung natürlich.«
    »Angeblich hatten Sie aber vorher
schon Fingerabdrücke zum Vergleich.«
    »Wer sagt das?«
    »Hauptkommissar Dorst!«
    Der Kriminalrat blickte Meininger
an.
    »Nun ja …«, stammelte dieser, »es
war

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