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Goetheglut: Der zweite Fall für Hendrik Wilmut

Goetheglut: Der zweite Fall für Hendrik Wilmut

Titel: Goetheglut: Der zweite Fall für Hendrik Wilmut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Köstering
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es Mord war.«
    »Sicher?«
    »Absolut sicher. Herr Balow wurde
mit einer Überdosis Insulin ermordet. Er war kein Diabetiker und hat auch nie Insulin
besessen. Während der Autopsie wurde das zunächst nicht festgestellt, da das moderne,
synthetisch hergestellte Insulin nur sehr schwer nachweisbar ist.«
    »Aha …«, meinte ich nachdenklich.
Nach dem gestrigen Schockzustand meiner Gehirnwindungen begannen diese ganz langsam
wieder zu arbeiten.
    »Die Spurensicherung fand im Müllcontainer
vor Balows Haus zwei Insulinspritzen. Danach wurde die Leiche erneut untersucht
und man fand tatsächlich eine Einstichstelle, und zwar in der Kniebeuge, die Fotos
liegen der Akte bei. Diese Einstichstelle ist für einen Suizid sehr ungewöhnlich,
da sie von einem Selbstmörder schwer erreichbar ist. Außerdem hat die Rechtsmedizin
festgestellt, dass ein Mensch mit solch einer Konzentration von Insulin eventuell
noch bis zum Müllcontainer gehen kann, aber auf keinen Fall wieder hoch in den zweiten
Stock. Zudem befanden sich auf beiden Spritzen keinerlei Fingerabdrücke, sodass
die Ermittler davon ausgehen, dass diese nach der Tat abgewischt wurden. Ich denke,
an den Ergebnissen in punkto Mord oder Selbstmord gibt es keinen Ansatzpunkt für
uns, die sind wasserdicht.«
    »Das klingt so, als hätten Sie einen
anderen Ansatzpunkt?«
    Dr. Franke hob kurz die Schultern.
»Mal sehen. Was mich zunächst einmal stutzig macht: Sie sagten, der Grund Ihrer
vorläufigen Festnahme seien die Fingerabdrücke auf dem Glas in Balows Wohnung gewesen.
Aber woher hatte die Polizei Ihre Fingerabdrücke, wenn Sie doch erst nach Ihrer Festnahme erkennungsdienstlich behandelt wurden?«
    Ich sah ihn erstaunt an. »Keine
Ahnung …«
    »Für solch einen Abgleich müssten
Ihre Fingerabdrücke in der AFIS-Datenbank gespeichert sein, was aber datenschutzrechtlich
nur möglich ist, wenn Sie bereits einmal straffällig waren.« Er sah mich an.
    Ich schüttelte den Kopf. »Da war
bisher nichts. Nichts außer ein paar Punkten in Flensburg.«
    Er machte sich einige Notizen. »Okay,
das werde ich klären. Hier steht übrigens auch, dass noch ein zweites Glas gefunden
wurde, genau dasselbe Modell, auch mit Fingerabdrücken, aber nicht den ihrigen.
Die anderen konnten bisher noch nicht zugeordnet werden.«
    »Vielleicht hatte ich ja einen Komplizen?«
    »Ich denke, davon wird die Polizei
ausgehen.«
    »Am Ende hat mir womöglich Hanna
geholfen?«
    »Herr Wilmut, bitte lassen Sie uns
bei den Tatsachen bleiben …«
    Meine Gedanken rotierten. Zum ersten
Mal seit meiner Festnahme hatte ich das Gefühl, wieder Herr meiner Sinne zu sein,
meine gedankliche Freiheit wiedergefunden zu haben. »Um welche Art von Gläsern handelt
es sich denn?«
    »Beides normale Trinkgläser, in
der Akte als Saftgläser bezeichnet, mehr steht hier nicht.«
    »Und die soll der Mörder in Balows
Wohnung … vergessen haben?«
    Der Anwalt wiegte seinen dicken,
halslosen Kopf unentschlossen hin und her. »Wissen Sie, ich habe schon viele Strafprozesse
mitgemacht. Erst schafft es jemand, seinem Plan für die perfekte Tat akkurat zu
folgen, dann unterläuft ihm ein dummer Flüchtigkeitsfehler. Außerdem standen die
Gläser nicht mitten im Raum, sondern in der Spülmaschine. Man könnte also davon
ausgehen, dass Sie nur vergessen haben, die Maschine anzustellen.«
    Ich überlegte einen Moment. »Sie
glauben mir doch, dass ich unschuldig bin, oder?«
    Er sah mir in die Augen. »Herr Wilmut,
wenn ich das nicht glauben würde, wäre ich nicht hier!«
    »Wirklich? Sie machen doch auch
nur Ihren Job.«
    »Das schon«, antwortete er ernst,
»aber ich täusche mich in meinen Mandanten nur sehr selten. Fragen Sie Herrn Kessler.«
    »Gut, gut, entschuldigen Sie bitte!«
    »Kein Problem.«
    »Das Glas könnte auch jemand absichtlich
dort hingestellt haben, oder?«
    »Prinzipiell schon …«
    »Aber?«
    »Nun, für den Haftrichter wird das
unglaubwürdig klingen, das hieße ja, jemand will Ihnen einen Mord in die Schuhe
schieben – sehr weit hergeholt.«
    »Herr Franke, Sie haben recht, das
klingt unwahrscheinlich. Aber … ich habe die ganze Nacht darüber nachgedacht: Es
gibt keine andere Lösung. Irgendjemand will mir einen Mord anhängen. Ich weiß nicht,
warum, ich habe nicht die geringste Ahnung, was ich ihm oder ihr … angetan haben
könnte. Aber es gibt einen Menschen, der mich vernichten will!«
    Dr. Franke sah mich entsetzt an.
Es dauerte eine Weile, bis er meine Worte begriffen hatte. »Das ist

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