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Goetheglut: Der zweite Fall für Hendrik Wilmut

Goetheglut: Der zweite Fall für Hendrik Wilmut

Titel: Goetheglut: Der zweite Fall für Hendrik Wilmut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Köstering
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niemand
bezeugen, oder?«
    »Doch, Luna.«
    »Aha«, triumphierte Meininger, »Sie
waren also doch nicht allein!«
    »Luna ist das literarische Synonym
für den Mond. Er schien voll und rund, direkt in mein Fenster, fragen Sie ihn.«
    »Sehr witzig.«
    Ich grinste. »Finde ich auch.«
    »Also haben Sie für den Rest der
Nacht kein Alibi?«
    »Stimmt.«
    »Schlecht für Sie«, sagte er mit
einem bedeutungsvollen Kopfnicken.
    »Ich möchte jetzt einen Anwalt«,
sagte ich.
    »Wusste ich doch.«
    »Klar, Sie wissen ja alles!«
    Meininger ließ sich nicht provozieren.
Er schob mir das Telefon hin. Ich rief Benno an. Als ich laut den Namen Stadtrat
Kessler nannte, schien Meininger einen kurzen Moment beeindruckt. Aber nur für einen
kurzen Moment. Ich berichtete Benno von meiner Situation und bat ihn, einen Anwalt
für mich zu besorgen. Er rief noch einmal zurück und klang sehr aufgeregt, ich musste
warten.
    Inzwischen bekam ich frischen Kaffee,
leider keinen Espresso. Meininger verließ mehrfach den Raum, um nach ein paar Minuten
zurückzukommen und mich weiter völlig ungeniert anzugrinsen. Kurz darauf klingelte
das Telefon, Meininger nahm ab, es war noch immer nicht Benno, meine Geduld war
fast zu Ende. Der Kriminaloberkommissar telefonierte laut und blaffte mehrfach ins
Telefon. Offensichtlich ging es um einen nervigen Nachbarn namens Zöld. Komischer
Name …, nun ja, auch ein Kriminalbeamter hat ein Privatleben, dasjenige von KOK
Meininger interessierte mich jedoch nicht im Geringsten. Nach einer guten halben
Stunde hatte Benno endlich einen Anwalt gefunden. Der konnte zwar erst am nächsten
Tag kommen, doch ich war froh, überhaupt Hilfe zu bekommen.
    »Kennen Sie jemanden, der im Krankenhaus
oder in einer Arztpraxis arbeitet oder gearbeitet hat?«, fragte Meininger unvermittelt.
    »Ohne meinen Anwalt sage ich gar
nichts mehr!«, antwortete ich trotzig.
    Meininger lehnte sich entspannt
zurück. »Das ist Ihr gutes Recht.«
    Dann schwieg er. Und ich schwieg
ebenso. Er fixierte mich. Ungefähr zwei Minuten lang.
    »Was sollte das mit dem Krankenhaus?«,
fragte ich schließlich.
    »Nun ja, das könnte wichtig für
Sie sein.«
    Ich sah ihn an. Er hatte aufgehört
zu grinsen.
    »Ich kenne jemanden, der im Krankenhaus
arbeitet. Die Frau von Stadtrat Kessler.«
    Ein breites Grinsen verzog sein
Gesicht. »Aha, die Frau unseres verehrten Stadtrats. Wie heißt sie denn und wo arbeitet
sie?«
    Ich zögerte. Das alles konnte er
auch leicht ohne mich herausfinden, warum also nicht kooperieren.
    »Dr. Sophie Kessler. Sie ist Oberärztin
in der Chirurgie, hier im Weimarer Krankenhaus.«
    »Interessant!«
    »Was soll das?« Ich beugte mich
vor und sah ihn auffordernd an.
    Er streckte sich mir entgegen, bis
sein Kopf dicht vor meinem Gesicht war. »Fedor Balow ist durch eine Überdosis Insulin
getötet worden. Der Mörder muss ein Mindestmaß an medizinischen Kenntnissen gehabt
haben.«
    Ich war geschockt. Je mehr ich sagte,
desto mehr schien ich mich zu belasten. Und Siggi und Sophie gleich mit.
    »Jetzt sage ich überhaupt nichts
mehr.«
    »Gut, gut, für heute habe ich auch
genug erfahren.«
    Er telefonierte kurz und stand auf.
»Wir haben einen Haftbefehl gegen Sie beantragt. Dem Antrag wurde soeben stattgegeben,
Sie dürfen bei uns übernachten.«
    »Was? In einer Zelle?«
    »In unserer staatlichen Pension.
Und zwar kostenfrei.« Er lachte.
    Ich war zu müde, um auf seinen schlechten
Scherz zu reagieren.
    »Sie müssen noch zum Haftrichter,
er ist soeben eingetroffen.« Meininger grinste. »Das geht aber schnell, reine Formsache,
dann können Sie sich hinlegen.«
     
    Am nächsten Morgen wurde ich um 6 Uhr geweckt. Ich hatte den Eindruck,
als hätte ich überhaupt nicht geschlafen. Möglicherweise war ich gegen Morgen aber
doch etwas weggedämmert. Jedenfalls fühlte ich mich wie nach einer durchzechten
Nacht, nur dass mir die Höhe der Zeche noch Sorgen bereitete.
    Die Zelle war ungefähr drei mal
fünf Meter groß. Siggi hatte mir bereits von kleineren Zellen berichtet. Ich hatte
also Glück gehabt. Glück? Ein Junge aus meiner Schulklasse in Offenbach fiel mir
ein. Er hieß Gerald, soweit ich mich erinnere. Gerald hatte immer Pech, besonders
bei der Notenvergabe, und pflegte stets zu sagen: ›Das Glück läuft mir nach, aber
ich bin schneller.‹
    Eine kleine Nasszelle mit Toilette
und Waschbecken vervollständigte mein Glück. Wenigstens konnten einem die Wachleute
durch die Türklappe nicht beim Pinkeln zusehen. Ein

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