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Goetheglut: Der zweite Fall für Hendrik Wilmut

Goetheglut: Der zweite Fall für Hendrik Wilmut

Titel: Goetheglut: Der zweite Fall für Hendrik Wilmut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Köstering
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geträumt
hatte. Dieses Haus, das Ausgangspunkt vieler wunderschöner Fahrten mit meinen Großeltern
durch den Thüringer Wald, zum Hohenfelder Stausee, zum Kyffhäuser und den Dornburger
Schlössern war. Eingebrannt in mein Gedächtnis, nie wieder zu löschen.
    »Ich habe bereits mit Jasmin telefoniert«,
sagte Benno und gab Gas, »wir holen sie in Umpferstedt ab, liegt ja auf dem Weg.«
    Benno nahm den Stadtring und umfuhr
die Innenstadt auf der nordwestlichen Route, da der gesamte Bereich um das Schloss
wegen des Brandes gesperrt war. Er hätte sicher gerne mit mir über die beschädigte
Anna Amalia Bibliothek gesprochen, seine Folgerungen und meine Einschätzung. Aber
er merkte, dass es nicht der richtige Augenblick war. In solchen Dingen konnte er
sehr sensibel sein. Wir brausten die Jenaer Straße entlang, den Lindenberg hinauf,
vorbei am Süßenborner Einkaufsgebiet. Ein paar Minuten später hatten wir Umpferstedt
erreicht. Jasmin wartete bereits vor der Tankstelle an der großen Kreuzung zum Autobahnabzweig.
    »Morgen!«, brummelte sie, »das muss
ja was Wichtiges sein!«
    »Ja, sehr wichtig«, antwortete ich.
    Sie musterte mich erstaunt und schwieg.
Wir kannten uns flüchtig. Wie man sich in der entfernten Verwandtschaft eben so
kennt. Eine jugendliche Endzwanzigerin mit Piercing und Kaugummi und ein leicht
verschrobener Wessi-Onkel.
    Eingangs Jena wurde meine Laune
etwas besser. Ich erklärte Jasmin, um was es ging: um meine Rettung. Und um Hannas
Rettung. Sie hörte schlagartig auf, ihr Kaugummi zu malträtieren. Ich gab ihr einen
Zettel mit dem Titel des Schwabe-Vortrags über die Steinkunde.
    »Datum, ungefähr?«, fragte sie.
    »1825«, antwortete ich, ohne zu
zögern.
    Sie machte eine anerkennende Kopfbewegung.
»Hört mal, Jungs …«, sie sprach immer so mit älteren Herren, »ich habe noch nicht
gefrühstückt, wegen eurer dringenden Sache hier. In unserer Cafeteria gibt es einen
Super-Espresso, den brauch ich vorher, sonst kann ich nicht denken, klaro?«
    Benno grinste, während er auf den
Parkplatz vor der Universitätsbibliothek einbog. »Klaro!«
    »Null Problemo!«, fügte ich an.
    Der Espresso war wirklich gut, und
meine Laune verbesserte sich zusehends. Jasmin führte uns in den Lesesaal. »Mit
der Anna Amalia, das is ja ’n Hammer!«, meinte sie.
    »Kann man so sagen, deswegen sind
wir ja hier. Der Schwabe-Vortrag ist mit verbrannt.«
    »Ach, du Scheiße!«, rief sie in
den Lesesaal hinein. Einige Köpfe gingen hoch. Die Aufsichtsperson, eine ältere
Dame mit einer Hochsteckfrisur, kam prompt auf uns zu.
    »Jasmin!«, zischte sie, »wie oft
soll ich Ihnen noch sagen, dass hier Ruhe herrschen muss …«
    »Ja, Frau Meineke, hier die Jungs,
also, ich meine die beiden Herren sind aus Weimar, sie suchen ein wichtiges Dokument,
das in der Anna Amalia verbrannt ist. Das ist Stadtrat Kessler, zuständig für Kultur
und Bildung.«
    Frau Meineke hob die Augenbrauen.
»Guten Morgen, Herr Stadtrat, ich bin die Bibliotheksdirektorin!«
    »Angenehm, Frau Direktor!«
    »Und das ist Herr Wilmut«, sagte
Jasmin schnell, »Sie wissen schon, der Goethe-Wilmut.«
    Frau Meineke setzte ein breites
Grinsen auf. »Herr Dr. Wilmut, freut mich außerordentlich …«
    »Danke, Frau Meineke, wir haben
es leider eilig, das Dokument, Sie wissen schon …«
    »Gut, gut, dann müssen Sie mich
aber später mal auf einen Kaffee einladen und wir diskutieren über Goethe, nicht
wahr?«
    »Gern, Frau Meineke!«
    Sie drehte sich galant um und ging
zurück zu ihrem Aufsichtsplatz. Jasmin hatte sich bereits an einen PC-Arbeitsplatz
gesetzt und klimperte sicher und behände auf den Tasten herum. Mein Zettel lag neben
ihr. Sie drückte effektvoll die Entertaste und lehnte sich zurück. »Jetzt müssen
wir warten. Wenn eine grüne Meldung erscheint, ist das Dokument hier im Archiv.
Wenn eine rote Meldung kommt, ist es nicht archiviert.«
    Das EDV-System arbeitete. Bitte
warten.
    »Theoretisch könnte noch eine orange
Meldung auftauchen, dann wäre das Buch ausgeliehen, aber solche historischen Dinger
werden nicht außer Haus gegeben, höchstens in den Lesesaal.«
    Bing, ein Fenster öffnete sich.
Das Fenster war grün.
    Ich hätte meine Freude beinahe in
den Lesesaal hineingeschrien, dachte aber sofort an Frau Meineke. Benno schlug mir
auf die Schulter, Jasmin klatschte meine Handfläche ab wie die Amerikaner . Give
me five. Erinnerungen an meine Zeit beim Goethe-Institut in Boston.
    Jasmin gab noch einige Befehle ein,
dann sagte

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