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Goetheglut: Der zweite Fall für Hendrik Wilmut

Goetheglut: Der zweite Fall für Hendrik Wilmut

Titel: Goetheglut: Der zweite Fall für Hendrik Wilmut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Köstering
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sie: »Ich gehe ins Archiv und hole es selbst. Am besten mache ich gleich
eine Kopie, sind nur zehn Seiten, dann könnt ihr die mitnehmen. Espresso in der
Zwischenzeit?«
    Zu dem zweiten Espresso gab es ein
Schinkenbrötchen. »Nicht schlecht, das Mädel«, sagte ich kauend.
    »Ist ja auch mein Patenkind!«
    »Na, dann …«
    Ich berichtete Benno in schnellen
Worten von der Brandnacht. Kurz und bündig. Kompakt und emotionslos. Anders hätte
ich es nicht geschafft. Bevor ich zu dem nächtlichen Mordanschlag in der Humboldtstraße
kam, flog die Tür der Cafeteria auf.
    »Hier, Jungs, die Kopien!«
    Ich riss sie ihr aus der Hand. Mein
Espresso fiel um. Egal. Langsam lesen. Wirken lassen. Wo könnte etwas Verborgenes
stehen? Benno wischte den verschütteten Espresso auf.
    Ich fand es auf der dritten Seite.
Schwabe zitierte Goethe. Er zitierte den Altmeister, damals, 1825, bereits überall
bekannt, inzwischen 76 Jahre alt, also eine gute Quelle bei der ›Großherzoglichen
Societät für die gesamte Mineralogie‹. Und in dem Goethe-Zitat ging es tatsächlich
um den Amazonit. Hier musste die Lösung zu finden sein:
    » Dieses Gestein namens Amazonit
ist nicht blau noch grün zu nennen. Erscheint es dem Betrachter zu einem Momente
grün, so leuchtet es Augenblicke später blauer als grün. Meint der geneigte Beobachter,
es sei blau, so erkennt er in kurzer Zeit: es ist grüner als blau.«
    »Es ist Grüner«, sagte ich leise.
    Benno und Jasmin sahen mich verständnislos
an.
    »Es ist Grüner. Rico Grüner. Er
ist der Mörder!«
    »Bist du sicher?«, fragte Benno.
Jasmin sah plötzlich ziemlich blass aus.
    »Ja, ich bin sicher. Wir haben ihn
unter Druck gesetzt, er hat reagiert, und das ist sein Zeichen. Sein Rätsel, das
er mir aus unerfindlichen Gründen als letzten Ausweg gestellt hat. Er hat aber nicht
damit gerechnet, dass ich es lösen würde. Ja, ganz bestimmt, er ist es. Ich muss
Siggi anrufen!«
    »Moment mal …« Jasmin schien ziemlich
aufgeregt zu sein, »ihr meint doch nicht etwa den Rico Grüner, der mal in
Tiefurt gewohnt hat?«
    Mir blieb für einen Moment der Mund
offen stehen. »Doch, genau den meine ich.«
    Jasmin setzte sich. »Mir ist schlecht.«
    »Wasser?«, fragte ihr Patenonkel
fürsorglich. Sie nickte mühsam.
    »Komm, Jasmin«, drängte ich, »raus
damit, woher kennst du Rico?«
    Benno kam mit dem Wasser, sie trank.
    »Vom Gutenberg-Gymnasium, ich war
zwei Klassen unter ihm, er hat mich … na ja …«
    »Angebaggert?«
    »Genau. Erst fand ich das toll,
ein Junge aus der Oberstufe, ihr wisst schon. Wir gingen eine Weile miteinander.
Dann wurde er immer zudringlicher, ich war noch nicht so weit …«
    »Schon verstanden«, sagte Benno.
    »Er war beleidigt, betrachtete es
wohl als Ablehnung. Dann starb seine Mutter, das war schlimm für ihn. Sie war selbst
Krankenschwester, half aber auch nichts. Seinen Vater konnte man eh abschreiben,
voll der Alki. Nur seine Schwester war ganz in Ordnung. Sabine. Kurz darauf ist
sie in den Hohenfelder Stausee gesprungen, kopfüber, querschnittsgelähmt.«
    Sie schluckte. Ich forderte sie
mit einer Handbewegung auf weiterzusprechen.
    »Danach wurde Rico immer seltsamer,
er war kaum noch auszuhalten, interessierte sich nur noch für seinen komischen japanischen
Sport, verlor seine Arbeit, die Kunden hatten sich beschwert. Das sei aber nicht
so schlimm, meinte er. Er würde studieren, Elektrotechnik oder so was. Da hat er
sich richtig drin verbissen in die Idee. Aber er hat’s nicht geschafft. Irgendjemand
sollte ihm dabei helfen, keine Ahnung, wer, er hat jahrelang auf den gewartet. War
wohl ein Hirngespinst. Dann ist er aus Tiefurt weggezogen. So ein Blödsinn, wollte
eine eigene Wohnung haben, ohne Arbeit und ohne Geld, hat nur noch Ravioli aus der
Dose gegessen seitdem, da habe ich mich von ihm getrennt.«
    Eine ganz dunkle Ahnung stieg in
mir hoch. Meine Magenmühle drehte sich auf Hochtouren. »Sag mal, Jasmin, kennst
du seine neue Adresse?«
    »Nee, keinen blassen Dunst!«
    »Und noch etwas, war Ricos Lieblingsfarbe
zufällig Grün?«
    Benno ging dazwischen: »Na, komm,
Hendrik, jetzt fang nicht wieder mit deinem komischen Grün an!«
    Jasmin starrte mich an. »Rico ist
ein Grün- Fetischist . Woher weißt du das? Kennst du ihn?«
    »Der Job, den er damals verloren
hat, was für ein Job war das?«, fragte ich.
    »Er war im Telekom-Shop in der Schillerstraße,
hat dort Telefone verkauft, hauptsächlich Handys, nun sag schon, woher kennst du
ihn?«
    Ich hob

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