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Goetheglut: Der zweite Fall für Hendrik Wilmut

Goetheglut: Der zweite Fall für Hendrik Wilmut

Titel: Goetheglut: Der zweite Fall für Hendrik Wilmut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Köstering
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die Hand. Kurze Auszeit.
Tief durchatmen.
    »Ich bin derjenige, der ihm helfen
wollte, einen Studienplatz zu finden.«
    »Was, du bist das?«
    »Ich denke schon. Hatte er damals
grüne Haare und ein grünes Handy?«
    »Mann, du bist das tatsächlich!
Zeig mal dein Handy …«
    Ich zog mein altes graues Mobiltelefon
aus der Tasche.
    »Genau, er sagte immer, der große
Unbekannte hat graue Haare und ein graues Handy. Hast du ihn denn vergessen oder
was?«
    Ich nickte betreten. »Ja, vergessen.«
    Wir starrten alle drei vor uns hin.
    »Er hatte aber meine Visitenkarte,
Telefonnummer und alles …«, sagte ich.
    »Davon hat er nie was erzählt.«
    »Ich kannte nicht einmal seinen
Namen«, sagte ich, »wusste nur, wo er arbeitet … aber egal: Ich hab ihn vergessen.«
    Benno wurde unruhig: »Passt auf,
Leute, lasst mal bitte die alten Geschichten, wir müssen uns um das Heute kümmern.
Jetzt wissen wir, warum er Hendrik umbringen wollte, aber hat er nicht auch einen
Grund, Jasmin umzubringen?«
    »Ich habe es geahnt, es würde irgendwann
total schiefgehen mit uns …«, Tränen liefen ihr die Wangen herunter. »Hilfst du
mir, Onkel Benno?«
    Er nahm sie in den Arm. »Natürlich
helfe ich dir, Jasmin, keine Sorge, und Hendrik hilft dir auch. Ihr sitzt ja im
gleichen Boot, und dann haben wir noch Siggi und die ganze Polizei …«
    »… und Hanna, Onkel Leo, Sophie
und einen Rechtsanwalt, Dr. Franke, die helfen uns alle!« Alle Freunde und Unterstützer
mal aufzuzählen, hatte mir auch geholfen.
    Sie wischte sich die Tränen weg.
»Ich hab hier noch was mitgebracht, die Liste der Personen, die dieses Dokument
zuletzt in der Lesesaal-Ausleihe hatten.«
    »Mensch, Jasmin, du bist ja ’ne
Wucht!«
    Zumindest ein leichtes Lächeln konnte
ich damit auf ihr Gesicht zaubern. Ich ging die Namen durch. Es waren nicht viele,
nur drei. Und einer fiel mir sofort auf: Jürgen Zöld.
    Schlagartig war ich völlig klar
im Kopf. »Pass auf, Jasmin, wir bringen dich vorsichtshalber zu Onkel Leo und Tante
Gesa, die passen auf dich auf. Dann muss ich dringend zu Siggi, um ihm die neuen
Informationen mitzuteilen. Er muss entscheiden, was nun zu tun ist.«
    »Aber was ist hier, mit Frau Meineke?«,
fragte Jasmin.
    »Das übernimmst du besser«, meinte
Benno in meine Richtung.
    Frau Meineke war durch eine Einladung
ins Café Resi schnell zu überzeugen. Benno rauschte los. Jasmin legte sich, wie
ein Schutz suchendes kleines Tierchen zusammengerollt, auf den Rücksitz. Ihr Nasenpiercing
sah heute seltsam unpassend aus. Ich telefonierte mit Siggi, berichtete ihm in aller
Kürze von unseren Erkenntnissen und kündigte mein Eintreffen im Präsidium in etwa
30 Minuten an.
    Wir fuhren den Lindenberg hinab,
Benno bog rechts in die Webichtallee ein, dann links in die Tiefurter Allee und
hielt vor dem Haus seiner Eltern. Jasmin fühlte sich bei Tante Gesa sichtlich wohl,
ein Stück Streuselkuchen verstärkte dieses Gefühl. Natürlich fiel auch eines für
mich ab. Tante Gesas Streuselkuchen war weltberühmt. Nebenbei berichtete Benno seinem
Vater in Stichworten von den Geschehnissen des heutigen Tages. Sie beschlossen,
dass Benno hierbleiben sollte, als funktioneller und psychologischer Schutzpatron
für Jasmin. Er rief seine Sekretärin an und bat sie, alle seine heutigen Termine
abzusagen oder zu verschieben.
    »Musst du nicht los?«, fragte Benno.
    »Ja, ja, Siggi wartet …« Ich schnappte
meine Jacke und verließ das Haus, wobei ich sogar vergaß, Tante Gesa nach dem Namen
Zöld zu fragen.
    20 Minuten später saß ich im Konferenzraum
des K1, zusammen mit Siggi, Meininger, Kriminalrat Lehnert – wie immer im dunklen
Anzug – und zwei Kollegen von der Kriminaltechnik. Auf Lehnerts Wunsch berichtete
ich im Detail von unseren Erkenntnissen aus Jena. Siggi hakte sofort nach. »Das
heißt also, er hat es auf dich abgesehen, weil du vergessen hast, ihm einen Studienplatz
zu vermitteln? Ist das wirklich ein Mordmotiv?«
    »Unter normalen Umständen nicht.
Aber wir müssen in Betracht ziehen, dass Rico Grüner zu dieser Zeit schwer angeschlagen
war. Seine Mutter war gestorben, sein Vater sowieso abgeschrieben – schwerer Alkoholiker
–, kurz darauf landete seine Schwester im Rollstuhl. Er wird arbeitslos. Sein ganzes
Leben bricht zusammen. Er klammert sich wie ein Ertrinkender an diese eine Hoffnung:
Da ist jemand, der ihm einen Ausweg bietet. Und dieser Jemand war ich. Aber
ich habe das vollkommen unterschätzt, habe ihn nicht ernst genommen. Das muss

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