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Goetheglut: Der zweite Fall für Hendrik Wilmut

Goetheglut: Der zweite Fall für Hendrik Wilmut

Titel: Goetheglut: Der zweite Fall für Hendrik Wilmut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Köstering
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Sitzplätze, in der Ecke eine Café-Bar,
rechts Regale mit Kaffee, Espressomaschinen und dem entsprechenden Zubehör. Zwei
nette Damen, die der Mär von der Servicewüste Deutschland endgültig den Garaus machen
wollten, ergänzten das Bild. Ich war begeistert. Der Besitzer war ein echter Kaffee-Kenner,
die Beratung hervorragend. Nach einer knappen Stunde – der Laden hatte eigentlich
schon geschlossen – kam ich mit einer nagelneuen ECM-4 wieder heraus. Schnell passierte
ich den Graben und überquerte den Rollplatz, das Paket stolz wie einen Pokal vor
mir hertragend. Ich hatte es eilig, denn ich wollte die neue Maschine sofort ausprobieren.
Den grün-weißen Streifenwagen, der mitten auf dem Rollplatz parkte, bemerkte ich
nicht. Ich winkte Thomas durch die Fensterscheibe zu und stieg mit dem Paket in
den dritten Stock hinauf. Das war der einzige Nachteil meiner Wohnung: kein Aufzug.
Doch ich fühlte mich mit Ende 40 noch jung genug, um den Gedanken daran einfach
zu verbannen.
    Der Karton der ECM-4 war bereits
geöffnet und ich hatte begonnen, die Installationsanleitung zu lesen. In diesem
Moment klingelte es. Erstaunt schaute ich durch den Spion an der Wohnungstür. Das
Gesicht war mir bekannt. Ich schob den mächtigen Riegel beiseite, den ich vor drei
Monaten nach einem Einbruch hatte anbringen lassen, und öffnete die Wohnungstür.
»Hallo, Siggi!«, rief ich erfreut. Sekunden später erstarben mir die Worte auf den
Lippen.
    Hinter Siggi erschienen zwei Uniformierte.
Kriminalhauptkommissar Siegfried Dorst baute sich vor mir auf. »Hendrik Wilmut?«
    »Aber Siggi …«, stotterte ich, »du
weißt doch, wie ich heiße.«
    »Sind Sie Dr. Hendrik Wilmut, Literaturwissenschaftler?«,
fragte einer der Uniformierten streng.
    »Ja, der bin ich.«
    »Herr Wilmut«, übernahm Siggi wieder
das Wort, »es tut mir leid, aber ich muss Sie vorläufig festnehmen wegen des dringenden
Verdachts, den deutschen Staatsbürger Fedor Balow aus Tiefurt ermordet zu haben!«

2. Kapitel
     
    Dienstag, 24. August 2004. Der Tag, der mir Angst machte.
     
    Es war bereits kurz nach Mitternacht, als die Zellentür hinter mir
ins Schloss fiel. Ich zuckte zusammen. Die mächtigen Riegel rasteten ein. Als Kind
hatte ich mich oft gefragt, wie es wohl in einer Gefängniszelle aussehen mochte,
wie man sich fühlte, so allein. Doch jetzt, als ich es erlebte, interessierte mich
das überhaupt nicht mehr. Ich war so erschöpft, dass ich mich nur noch auf die Pritsche
legen und schlafen wollte. Ich machte mir nicht einmal die Mühe, meine Kleidung
auszuziehen. Als ich im Dunkeln dort lag, wollte die Müdigkeit jedoch nicht über
mich kommen. Ein fremder Geruch störte mich, undefinierbare Geräusche ließen mich
ein ums andere Mal aufhorchen. Ich drehte mich zur Wand und wieder zurück, meine
Füße waren kalt und das Kissen zu dünn. Bilder zogen durch meinen Kopf: grüne Uniformjacken,
ein lebloser Körper im Wasser, eine chromblitzende Espressomaschine, die mutterseelenallein
mitten auf dem Rollplatz stand. Und dann kamen die Gedanken an den vergangenen Abend,
an meine Festnahme und die Vernehmung.
     
    Siggi hatte mich über meine Rechte belehrt. Während er im Hausflur
wartete, packte ich ein paar Sachen zusammen. Einer der Uniformierten beobachtete
mich dabei unablässig. Das sei so Vorschrift, meinte er. Selbst als ich auf die
Toilette musste, kam er mit. Ich forderte ihn auf, mir wenigstens beim Packen zu
helfen, was er jedoch ablehnte. Nach zehn Minuten hatte ich endlich alles beisammen.
    Wir gingen stumm die Treppe hinunter.
Erst im Streifenwagen sprach Siggi wieder mit mir. »Ich muss dich darauf hinweisen,
dass ich ab sofort nur noch in Begleitung eines Kollegen mit dir sprechen darf.
Wir bringen dich jetzt zur Vernehmung ins Polizeipräsidium.«
    »Aber Siggi, du glaubst doch nicht
etwa, dass ich diesen Fedor …«
    »Balow«, ergänzte er.
    »… dass ich den wirklich umgebracht
habe?« Ich wartete jeden Moment darauf, dass Siggi in Lachen ausbrechen würde und
sich das Ganze als schlechter Scherz herausstellte. Vielleicht kam auch irgendwo
eine versteckte Kamera zum Vorschein.
    »Was ich glaube, ist nicht von Belang«,
antwortete Siggi förmlich, »fest steht, dass wir Beweise haben.«
    »Beweise … mein Gott, was denn für
Beweise?«
    »Fingerabdrücke.«
    Ich schluckte.
    »In Balows Wohnung …« Er sah mich
an. »Mensch, Hendrik, das sind zweifelsfrei deine Fingerabdrücke! Was hast du nur
in dieser Wohnung gemacht?«
    Ich stierte

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