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Goetheruh

Goetheruh

Titel: Goetheruh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Koestering
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verwirrt: »Na, wer soll das denn schon sein?«
    »Zum Beispiel deine Sekretärin!«Erstaunte Blicke richteten sich auf Benno. Die Sekretärin wusste natürlich nichts über den Inhalt unserer Gespräche, aber ihr war in der Tat bekannt, dass ich der Soko JWG angehörte.
    »Meine Frau«, warf Onkel Leo ein. Das nahmen alle ungerührt hin.
    »Bernstedt«, sagte Benno.
    »Bernstedt?«, wiederholte Peter Gärtner verwundert.
    »Sie kennen ihn doch«, meinte Benno, »er ist absolut vertrauenswürdig. Er hat seit vielen Jahren Kontakt zu Oliver Held, deswegen wollten wir seine Meinung hören, zu Olivers Lebensgeschichte, seiner Persönlichkeit und seinen Problemen.«
    Der Oberbürgermeister missbilligte das offensichtlich, gab aber keinen weiteren Kommentar dazu ab.
    »Die anderen Kripo-Kollegen, Spurensicherung und so weiter?«
    »Moment mal, für die lege ich meine Hand ins Feuer!« Göschke kritzelte ärgerlich mit seinem Stift Kreise auf einen Schreibblock. »Wenn wir anfangen, dem Polizeiapparat zu misstrauen, dann können wir gleich aufgeben!«
    Auch wenn ich seine Art und seine komische Stimme nicht leiden konnte, musste ich ihm zustimmen.
    »Hans Blume?«, fragte ich. Ein leises Gemurmel erfüllte den Konferenzraum.
    »Ja, der weiß davon«, sagte Benno in dem offensichtlichen Bemühen, neutral zu bleiben.
    Peter Gärtner runzelte die Stirn. »Ich kümmere mich darum.«

     

6. Das Göttliche
    N
    ach dem Expertentreffen brachte ich meinen Laptop ins Polizeipräsidium, damit die Kriminaltechnik untersuchen konnte, von wem die E-Mail abgesandt worden war. Ein völlig vergeistigt aussehender, rappeldürrer Typ in einem ausgewaschenen T-Shirt nahm den Laptop entgegen und versprach, in einer Stunde mit der Arbeit fertig zu sein. In der Zwischenzeit gingen Siggi und ich zum Mittagessen in den kleinen Asia-Imbiss an der Weimarhalle. Wir entschieden uns beide für Sushi, ich benutzte Stäbchen, Siggi aß mit der Gabel. Das Sushi schmeckte hervorragend.
    Wir konnten uns beide nicht erklären, wie der Täter herausbekommen hatte, dass ich mit dem Fall befasst war. Siggi versicherte mir jedoch, dass die Soko dem nachgehen würde.
    »Hast du Angst?«, wollte er wissen.
    »Nein«, entgegnete ich, »wie gesagt, ich halte den Täter für harmlos, er will aus irgendeinem Grund in den Besitz der Exponate kommen und sie behalten, mehr sicher nicht. Er wird sie nicht zerstören und auch sonst nicht gewalttätig werden.«
    »Na, ich weiß nicht.«
    »Glaubst du mir nicht?«, fragte ich zwischen zwei Maki-Häppchen.
    »Doch, Hendrik, aber ich bin Polizist, und ich habe die Aufgabe, Gefahren von Menschen abzuwenden. Und die Tatsache, dass der Täter von deiner Rolle bei seiner Verfolgung weiß, lässt bei mir die Alarmglocken klingeln.«
    »Na gut, ein bisschen Bedenken habe ich schon.« Es gibt Worte, die ich nur sehr selten gebrauche. Eines davon ist Angst. Ein anderes Hass. »Ich passe auf mich auf«, versicherte ich, »und Hanna weiß auch Bescheid.«
    »Gut. Und noch etwas.« Siggi ließ einen kurzen Moment verstreichen, bevor er weitersprach: »Bitte nimm Kontakt zu unserem Psychologen auf.«
    »Ach, du liebe Zeit.« Das hat mir gerade noch gefehlt.
    »Hast du ein Problem mit ihm?«
    »Allerdings!«
    »Warum?«
    »Na, der Mann hat bisher eine einzige Frage gestellt, hat überhaupt nichts Konstruktives zu dem Fall beigetragen und sich mehr oder weniger versteckt, was soll ich denn mit dem anfangen?«
    »Er ist sehr zurückhaltend, das stimmt, aber … vielleicht hat er ja einen Grund.«
    »Und der wäre?«
    »Nun, er ist bereits seit 15 Jahren Polizeipsychologe.«
    »Ja, das hat mir Göschke auch schon gesagt. Und was heißt das?«
    »Rechne doch mal zurück …«
    Ich begriff zunächst nicht, doch dann dämmerte mir, worauf Siggi hinauswollte. »Ah, du meinst also, er war bereits zu DDR-Zeiten als Polizeipsychologe tätig?«
    »Richtig, und um gleich die Karten auf den Tisch zu legen: Er war bei der Stasi.«
    »Nein. Nicht wirklich, oder?«
    »Doch!«
    »Ich glaub es nicht – und mit so jemandem soll ich zusammenarbeiten? Niemals!« Ich regte mich dermaßen auf, dass mir beinahe die Stäbchen heruntergefallen wären.
    »Hendrik, bitte, komm wieder runter, es ist eine längere Geschichte und ich möchte sie dir gerne erzählen. Gib mir wenigstens die Chance dazu.«
    Ich atmete ein paarmal tief durch. »Na dann leg mal los!«, knurrte ich schließlich.
    »Nicht jetzt und nicht hier, zwischen all den Leuten. Erst musst du dich mal

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