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Goetheruh

Goetheruh

Titel: Goetheruh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Koestering
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ich von Martin Wenzel bisher gehört hatte. Seine Gesichtszüge unter dem weißen Haupthaar entspannten sich zusehends.
    »Sehr gute Idee!«, lobte Benno. »Danke, Wenzel. Siggi, kann die Soko die Einweisung der Museumsangestellten übernehmen, reicht dazu ein Tag?«
    »Ja, das müsste klappen!«
    Ich war sehr froh, dass sich endlich etwas bewegte. Auch der Oberbürgermeister nickte zufrieden.
    Es war bereits 10 Uhr und Benno machte mächtig Druck. »Nächster Tagesordnungspunkt: Oliver Held.«
    Sofort meldete sich Siggi zu Wort: »Da die Wohnungsdurchsuchung nichts Konkretes ergeben hat, mussten wir ihn vorgestern entlassen. Das war einerseits natürlich von Vorteil für ihn, weil er wieder nach Hause konnte. Andererseits war es aber auch sein Pech, denn wäre er eine Nacht länger in unserer staatlichen Pension geblieben, hätte er ein astreines Alibi für den Diebstahl in der folgenden Nacht gehabt und wäre damit als Täter ausgeschieden. Ich bin gespannt, ob er tatsächlich heute Nachmittag zur Vernehmung kommt.«
    »Wenn nicht, dann veranlassen Sie sofort eine Fahndung!«, befahl Göschke.
    »Geht klar. Und noch eines muss ich erwähnen …«
    »Nur raus damit!«, rief Benno.
    »Wir konnten bei der Wohnungsdurchsuchung keine Drogenhunde einsetzen, da es in Weimar keine gibt. Wir müssten dazu eine Hundestaffel aus Erfurt kommen lassen, das ist zwar aufwendig, wäre aber wichtig …«
    »Sie immer mit Ihren teuren Ideen«, meinte der Kriminalrat und war Siggi einen vorwurfvollen Blick zu. Siggi erwiderte den Blick nicht, sondern blätterte in seinen Akten. Ich wollte etwas sagen, wusste aber nicht, wie ich argumentieren sollte.
    Benno suchte einen Moment nach den richtigen Worten, dann schlug er vor abzustimmen.
    So viel Demokratie war Göschke wohl nicht gewohnt. Er blieb stumm. Der entsprechende Beschluss erfolgte einstimmig. Siggi sollte dafür sorgen, dass die erneute Wohnungsdurchsuchung so schnell wie möglich stattfinden konnte.
    »Ich habe bereits alles vorbereitet, die Kollegen aus Erfurt treffen heute Mittag ein«, erklärte er.
    Göschke machte ein überraschtes Gesicht. Bevor er jedoch etwas entgegnen konnte, hakte ich ein: »Na, das ist ja wunderbar, dann haben wir das Ergebnis vielleicht schon bis zu Helds Vernehmung!«
    Der Psychologe blieb weiterhin stumm.
    »Was ist eigentlich mit Helds Alibi?«, fragte Onkel Leo an Siggi Dorst gewandt.
    »Nun, wie Benno bereits erwähnte, das ist ein Problem, an dem wir arbeiten. Seine Alibis werden Hauptthema bei seiner heutigen Vernehmung sein.«
    »Wer führt die Vernehmung durch?«, fragte Göschke.
    »Ich werde sie leiten«, antwortete Siggi, »unser Psychologe wird ebenfalls dabei sein.«
    »Gut so weit«, bemerkte Benno. »Dann habe ich noch etwas Persönliches zu berichten!«
    Alle Augen richteten sich auf ihn.
    »Hendrik hat eine Tabelle erstellt, in der alle Diebstähle, die Tatzeit und der Tatort, die entwendeten Gegenstände und die dazugehörigen E-Mail-Kommentare des Täters aufgelistet sind.« Er hielt die Tabelle in die Höhe. »Dabei fiel ihm auf, dass es zu dem Diebstahl des Cornelia-Bildes in Frankfurt keine E-Mail gibt.«
    Ein Raunen ging durch die Runde.
    »Daraufhin erinnerte ich mich, dass meine Frau am Tag nach dem Frankfurter Diebstahl einen seltsamen Zettel im Briefkasten fand. Da ich ihn nicht zuordnen konnte, habe ich ihn weggeworfen. Nach der Rekonstruktion einiger Zeilen, die mir in Erinnerung geblieben waren, fand Hendrik heraus, dass es sich um das Goethe-Gedicht ›An Luna‹ handelte.«
    Ich erklärte den vermuteten Zusammenhang zwischen Gedicht und gestohlenem Bild.
    »Das ist ja sehr interessant, Hendrik«, warf Onkel Leo ein, »aber inwiefern bringt uns das jetzt weiter?«
    »Na ja«, antwortete ich, »erstens wird damit unser Verdacht, dass die Taten in Frankfurt und Weimar zusammenhängen, eindeutig bestätigt. Zweitens hatte ich nach dem Cornelia-Diebstahl schon die Vermutung, dass der Täter es nur auf Originale abgesehen hat. Dies hat sich nun im Falle der Venus bestätigt. Er will Gegenstände an sich bringen, die für Goethe einen großen persönlichen Stellenwert hatten und all diese Kunstgegenstände sind Originale, obwohl das Goethehaus ansonsten voller Kopien ist. Er weiß demnach ganz genau zwischen Nachbildungen und Originalgegenständen zu unterscheiden.«
    Ich machte eine kurze Pause, blickte in die Runde und sah einvernehmliche Gesichter.
    »Das bringt uns momentan zwar nicht auf die Spur der geraubten

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