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Goetheruh

Goetheruh

Titel: Goetheruh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Koestering
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Weimarer Goethehaus ist sehr groß und bietet einige Schlupfwinkel.«
      »Gut, Hermann, Sie suchen morgen im Goethehaus nicht nur nach Indizien, sondern bitte auch nach den geraubten Gegenständen selbst«, bestimmte Siggi.
      Mir fiel noch etwas ein: »Hat der Täter eigentlich im oder am Versammlungsschrank irgendetwas zerstört?«
    »Nein, nichts, alles sauber und aufgeräumt, die Schranktüren wurden wieder sorgfältig geschlossen.«
    »Das dachte ich mir«, murmelte ich.
    Benno hob sofort interessiert den Kopf. »Wieso?«
    »Es sieht so aus, als hätte er grundsätzlich eine positive Einstellung zu Goethe, seinen Werken und seinen Besitztümern. Er hat bisher nichts zerstört, hat nur Originale gestohlen und diese, soweit wir wissen, auch nicht verkauft, also nicht aus der Hand gegeben. Er kennt sich sehr gut mit Goethes Lyrik aus und weiß von dem Bezug der gestohlenen Stücke zu Goethes Werken. Solch ein Detailwissen besitzt nur jemand, der sich lange und intensiv mit Goethe beschäftigt hat, und das wiederum tut nur jemand, der ihn und seine Werke schätzt, mehr noch … verehrt.«
    »Und was schließen Sie daraus?« Alle sahen erstaunt auf. Zum ersten Mal überhaupt hatte der Polizeipsychologe etwas gesagt.
    »Bis jetzt kann ich anhand dieser Indizien nur davon ausgehen, dass er die gestohlenen Werke sehr wahrscheinlich nicht zerstören wird, sodass die Chancen, diese unversehrt wiederzubekommen, relativ hoch sind.«
    Benno und OB Gärtner vernahmen das mit einer gewissen Erleichterung. Wenzel sah dagegen skeptisch aus. »Hoffen wir’s«, war sein einziger Kommentar.
    »Hendrik«, Benno hob seine Hand in meine Richtung, »gibst du uns bitte noch ein paar Erläuterungen zu diesem seltsamen Text der letzten E-Mail?«
      »Ja, der Text ist in der Tat recht ungewöhnlich«, begann ich, »und er hat eine eindeutig erotische Komponente.« Damit nahm ich die ausgedruckte Mail zur Hand und las vor:
    »Und hinten drein kommen wir bey Nacht,
    und vögeln sie daß alles kracht.«
    Einige machten eine schockierte Miene, keiner lachte. Ich erklärte, aus welchem unveröffentlichten Stück von Goethe dieser Text stammte und merkte an, dass ich aus Zeitmangel bis jetzt keine Analyse hatte erstellen können, dies aber heute Nachmittag sofort nachholen würde.
    Benno schien zufrieden: »Ich danke Ihnen, dass Sie alle Ideen auf den Tisch gebracht haben, seien sie auch noch so unwahrscheinlich. Nur so kommen wir weiter. Noch etwas?«
    »Wie verhalten wir uns denn der Presse gegenüber?«, fragte Onkel Leo.
    »Guter Punkt, Leo«, antwortete Peter Gärtner. »Das hätten wir beinahe vergessen.«
    Nach kurzer Diskussion wurde beschlossen, den Pressesprecher der Stadt Weimar einzuweihen und ihn zu beauftragen, so schnell wie möglich eine Pressemitteilung zur Schließung des Goethemuseums auszuarbeiten. Der Oberbürgermeister bat Benno, mit ihm Kontakt aufzunehmen. »Übrigens möchte ich, dass niemand sonst von den Vorgängen im Goethehaus erfährt«, bemerkte Gärtner, »erstens führt das nur zu unnötigen Irritationen in der Bevölkerung, besonders in der Presse, zweitens dürfen dem Täter keinerlei Informationen über die laufenden Ermittlungen zugespielt werden. Ich bitte, dies sehr ernst zu nehmen, meine Herren!«
    Alle waren sich dessen bewusst. Wenzel hob die Hand, um etwas zu sagen: »Ich müsste allerdings dem Stiftungspräsidenten Bericht erstatten, schließlich ist er für alle Museen, Archive und sonstige Bauten der Klassik Stiftung Weimar verantwortlich.«
    Der Oberbürgermeister legte die Stirn in Falten.
    »Und schließlich soll das wichtigste Museum in Weimar geschlossen werden«, ergänzte Wenzel.
    »Ich spreche mit ihm«, antwortete Gärtner.
    Die nächste Sitzung wurde auf den kommenden Abend festgelegt.
    Wir wollten gerade alle aufstehen, als Göschkes fordernde Stimme ertönte: »Eins würde mich jetzt aber doch noch interessieren: Woher wusste der Täter von Herrn Wilmuts Mitarbeit an diesem Fall und woher hatte er seine E-Mail-Adresse?«
    Ich hob den Kopf: »Meine Mail-Adresse herauszubekommen, ist kein Kunststück. Sie steht im Vorlesungsverzeichnis der Uni Frankfurt, oder man fragt sich irgendwie durch. Viel interessanter ist die Frage: Woher weiß der Täter überhaupt von meiner Mitarbeit?«
    Allgemeines Schweigen.
    »Wir sollten vielleicht einmal lückenlos aufzählen, wer außerhalb unseres Teams von Hendrik Wilmuts Teilnahme an den Ermittlungen weiß«, schlug Siggi vor.
    Benno reagierte

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