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Goetheruh

Goetheruh

Titel: Goetheruh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Koestering
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beruhigen. Wir gehen in dem Café gegenüber einen Espresso trinken und anschließend machen wir einen Spaziergang durch den Weimarhallenpark. Dabei erzähle dir alles, einverstanden?«
    »Verdammt, du kennst mich schon viel zu gut«, fluchte ich während er lachte, »ich dachte, du musst zur zweiten Hausdurchsuchung bei Held?«
    »Die kann Hermann allein machen.«
    »Das hier scheint dir ja sehr wichtig zu sein«, brummte ich.
    »Stimmt, denn davon hängt der Erfolg unseres gesamten Teams ab!«
    Das hielt ich zwar für reichlich übertrieben, erklärte mich aber einverstanden, denn jetzt wollte ich die ganze Geschichte hören, mehr aus Neugier als aus der Bereitschaft heraus, mit einem Ex-Stasi-Mann zusammenzuarbeiten.
    Vom Café aus rief ich Benno zu Hause an. Auch er war besorgt wegen der Tatsache, dass der Täter von meiner Mitwirkung an der Aufklärung des Falls wusste und wollte nochmals in Ruhe mit mir reden, bevor weitere Schritte unternommen wurden. Wir verabredeten uns für den heutigen Abend bei ihm zu Hause, zu einem gemütlichen Bier mit Jägermeister und einem gepflegten Männergespräch. Sophie hatte Spätdienst in der Klinik, mit ihr konnten wir ohnehin nicht vor Mitternacht rechnen.
    In der Tat fühlte ich mich nach zwei Tassen Espresso deutlich besser. Wir schlenderten ein paar Meter durch den Weimarhallenpark und setzten uns dann auf eine Bank.
    »Also, pass auf«, begann Siggi.
    Ich lehnte mich zurück und sah ihn auffordernd an.
    »Der Psychologe war in der Tat bei der Stasi, hat allerdings niemanden bespitzelt, niemanden verraten und auch sonst niemandem geschadet.«
    »Mir kommen gleich die Tränen!«
    »Hendrik, bitte!«
    »Schon gut.«
    »Er wurde nach seinem Psychologie-Studium an der Uni Jena dorthin versetzt.«
    »Was heißt hier versetzt?«
    »Nun, wie viele Dinge in der DDR war auch die Verteilung der Arbeitsplätze ein planwirtschaftlicher Akt. Man konnte zwar gewisse Wünsche äußern, doch besonders in Fachgebieten mit einer geringen Arbeitsplatz-Planzahl war die Auswahl nicht groß. Und solch ein Fachgebiet war zum Beispiel die Psychologie. Es gab nur wenige klinische Psychologen, sonst hätte man ja offiziell zugeben müssen, dass in der Bevölkerung Bedarf bestand. Viele der psychiatrischen Patienten landeten sowieso im Gefängnis. Da blieb den meisten Absolventen nur eine Wahl: Polizeipsychologe.«
    »Das ist aber immerhin etwas anderes als Mitarbeiter bei der Stasi!«
    »Stimmt, aber das haben sie ihm vorher nicht gesagt. Er sollte sich zum Dienstantritt auf dem Polizeipräsidium in Erfurt melden, wurde von dort aber direkt in die Stasi-Zentrale nach Gotha geschickt.«
    »Und das glaubst du ihm?«
    »Ich glaube es nicht, ich weiß es. Die Stasi hat natürlich auch über ihre eigenen Mitarbeiter Akten geführt und ich habe seine Akte gelesen.«
    »Du hast seine Stasi-Akte gelesen? Wieso das denn?«
    »Ich habe ihn nach der Wende eingestellt.«
    »Waaas?«, entfuhr es mir und unwillkürlich schoss ich von der Bank hoch.
    Siggi stand auf und legte mir die Hand auf die Schulter. »Nun setz dich wieder hin, Mann. Er war nachweislich nur für Schwerkriminalität in der DDR zuständig, nicht für politische Vergehen.«
    »Und wozu zählte Republikflucht?«
    »Das weiß ich nicht, Hendrik. Außerdem ist das Vergangenheit. Wenn ich eines gelernt habe hier in Thüringen, dann ist es, mehr Wert auf den Menschen und seine persönlichen Qualitäten zu legen als auf seine Vergangenheit. Und er ist ein sehr guter Psychologe.«
    »Woher willst du das denn wissen?«
    »Diese Frage ist sicher berechtigt.« Siggi ließ sich überhaupt nicht provozieren. »Ich kann natürlich nicht seinen theoretischen Hintergrund beurteilen, aber ich weiß, dass er in der täglichen Polizeiarbeit sehr gute Erfolge verbuchen konnte. Letztes Jahr hat er nach der Prüfung etlicher Zeugenaussagen den entscheidenden Hinweis auf einen Serienmörder in Apolda geliefert. Diese Leistungen beeindrucken mich mehr als seine Vergangenheit.«
    Wir schwiegen eine Weile. »Wie war das denn mit diesem … Serienmörder?«, fragte ich schließlich leise.
    Ein Lächeln huschte über Siggis Gesicht. Er wusste, dass er fast gewonnen hatte. »Der Würger von Apolda«, sagte er ohne weitere Erklärung.
    »Ja und weiter?«, drängte ich. Er ließ mich schmoren, der Dreckskerl.
    »Zunächst hat er uns geholfen herauszufinden, dass es überhaupt ein Serien täter war«, fuhr Siggi fort. »Das war nicht ohne Weiteres erkennbar. Danach

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