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Goetheruh

Goetheruh

Titel: Goetheruh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Koestering
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Christiane-Zimmern.«
    »Okay.«
    »Durch den Vorraum in Christianes große Stube, dann durch den Torbogen in ihr Wohnzimmer.«
    »Da ist links so’n Podest!«
    »Genau! Und rechts zur Straße hin siehst du zwei Fenster, links davon zwei Bilder – nein, halt, nur noch ein Bild, das eine ist ›Goethes Gartenhaus von der Rückseite‹, wurde ja geklaut!«
    Stille am anderen Ende der Leitung.
    »Siggi, antworte bitte!«, schrie ich fast ins Telefon. »Siehst du links neben dem Fenster eine Bleistiftzeichnung ›Christiane Vulpius auf einem Sofa schlafend‹?«
    »Nein, Hendrik, da ist keine Zeichnung mehr.«
    Mein Handy fiel auf den Fußboden und zersprang in mehrere Teile. ›Danke für den Besuch!‹

     

8. Eigentum
    A
    m Sonntag Mittag traf ich mich mit Benno und Siggi zum Essen beim Schlosswirt in Kromsdorf. Es war bereits sehr heiß, fast 30 Grad im Schatten, als ich Weimar auf der Tiefurter Allee verließ und durchs Webicht fuhr. Eingangs Tiefurt bog ich rechts ab und folgte der Landstraße aus dem Ort hinaus. Nach wenigen Minuten öffnete sich rechts von mir ein weiter Blick über die Felder. Die LPG Kromsdorf hatte hier in den 80er-Jahren riesige Erdbeerfelder angelegt, ich fand das damals faszinierend.
    Benno und Siggi warteten bereits seit einer halben Stunde im Café unter den imposanten Baumkronen des Kromsdorfer Schlossparks. Hermann und der Psychologe wollten später dazustoßen. Der Kriminalrat erwartete bis Montagmorgen einen Lagebericht von uns. Und die Lage war schlecht.
    Der festgenommene Mann entpuppte sich als Landstreicher, der in einer Geschäftspassage am Wielandplatz übernachtet hatte und durch die Streifenwagen in Panik geraten war. Im Keller des Goethehauses war die Hauptsicherung herausgesprungen, wahrscheinlich durch den zusätzlichen Strombedarf der Videokameras, was zur Folge hatte, dass das Außenlicht ausgefallen war. Damit wurde vermutlich auch die zusätzliche Alarmanlage außer Kraft gesetzt und es gab keine Videoaufnahmen von dem entscheidenden Zeitraum. Das Türenschlagen konnte nicht zurückverfolgt werden. Der Täter wusste, wo ich wohnte, hatte mir eine persönliche Nachricht an die Hauswand gesprayt und Christiane auf dem Sofa gestohlen. Wie immer ein Original, von Goethe selbst gezeichnet, das Motiv: seine Liebste. Es wurde immer persönlicher. Wo sollte das noch hinführen? Ich war ziemlich verzweifelt.
    Wir bestellten Mineralwasser, was den Wirt nicht eben begeisterte. Alle waren müde und angeschlagen. Siggi hatte stundenlang den Landstreicher vernommen, Kommissar Hermann hatte bis 6 Uhr morgens die Spurensicherung geleitet. Und das bisherige Ergebnis glich einem ermittlungstechnischen Offenbarungseid.
    Göschke wollte zum Segeln auf die Saaletalsperre und Gärtner fuhr zu einer Familienfeier in den Westen. Abschalten. Keine schlechte Idee. Während wir an unserem Wasser nippten, trudelten Hermann und der Psychologe ein. Sie setzten sich seelenruhig und bestellten jeder ein Bier.
    Missmutig musterte ich die beiden. »Gibt’s was zu feiern?«
    »Vielleicht?«, meinte Kommissar Hermann.
    Wir horchten auf. Ein leichtes Grinsen umspielte seinen Mund. Das Grinsen eines Mannes, der sich überlegen in seinem Informationsvorsprung sonnte.
    »Ja, es gibt etwas Neues, das uns zumindest ein Stück weiterbringt.« Er machte eine Kunstpause.
    »Na, nun reden Sie schon!«, drängte Siggi.
    »Wir wissen jetzt, wie er ins Gebäude gekommen ist.«
    »Herr Ober, bitte drei Bier!« Das war Benno.
    »Wir konnten mittels Infrarotlicht die Fußspuren des Täters verfolgen. Sie führen in den Keller.«
    »In den Keller?«
    »Ganz genau. Hier gibt es eine uralte dicke Holztür, die zu dem Nachbargebäude Am Frauenplan 3 führt. Dort endet die Spur.«
    »Was?«
    »Das heißt«, fuhr Hermann fort, »dass er durch diese Tür aus dem Keller des Nachbarhauses gekommen ist.«
    »Aus dem Nachbarhaus – also nichts mit Dach und Tunnel?«
    »Nichts mit Dach und Tunnel!«
    »Hat er denn einen Schlüssel?«
    »Er muss einen Schlüssel haben, denn es gibt keinerlei Zeichen eines gewaltsamen Eindringens. Diese alten Schlüssel sind zwar nichts Besonderes, jeder einigermaßen erfahrene Schlüsseldienst kann so etwas nachmachen. Dennoch braucht er dazu einen Originalschlüssel und das ist der Punkt, der weiterhin völlig unklar ist!«
    Alle schienen das Gesagte einen Moment auf sich wirken zu lassen.
    »Diese Tür …«, meinte Benno nach einer Weile, »diese alte Tür, wieso haben wir die nicht bereits

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